Süderneuland I
Süderneuland I | |
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Höhe | 0,5 - 3,0 m ü. NN |
Fläche | 6,055 km² |
Einwohner | 2.824 (31.12.2022) |
Gründung | um 1821 (um 1560) |
Eingemeindung | 1. Juli 1972 |
Bevölkerungsdichte | 465 Einwohner/km² |
Süderneuland I ist ein Stadtteil von Norden und hat 2.824 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2021), die sich auf einer Fläche von rund 6,01 km² verteilen. Das Ortsgebiet ist erst seit dem 16. Jahrhundert wieder besiedelt und besteht, abgesehen vom Leegemoor, vor allem aus Poldern, die der Leybucht ab 1556 abgewonnen wurden. Die noch bis zum 30. Juni 1972 eigenständige Gemeinde wurde im Zuge der niedersächsischen Gebietsreform nachfolgend in die Stadt Norden zwangseingemeindet, nachdem sie sich zuvor weigerte, die erforderlichen Unterschriften zu leisten.
Neben seiner Bedeutung als Wohngebiet hat insbesondere das Gewerbegebiet Leegemoor eine elementare Bedeutung für die Norder Wirtschaft.
Namensherkunft
Der Name Süderneuland war ursprünglich der Name eines im 16. Jahrhundert eingedeichten Polders, bei der Besiedlung wurde dieser Name übernommen. Es ist die Bezeichnung für das südlich der Stadt Norden gelegene Neuland, das durch Eindeichungen der Leybucht entrissen werden konnte.
Eine erste urkundliche Erwähnung findet sich 1602 als Suider Neuland. Es folgen 1618 Suider Nyelander und 1634 Sueder Newlander Rott. 1645 wird der Ort Suhder Newlandt bzw. Suhder Nijeland genannt. In einer amtlichen Statistik des Königreichs Hannovers findet sich die Bezeichnung Erste Süderneulander Bauernschaft in Abgrenzung zu Süderneuland II als Zweite Süderneulander Bauernschaft.
Wappen
Das Wappen zeigt in rot das Fridericussiel mit den Buchstaben F und R. Die Buchstaben stehen für Fridericus Rex, so ließ sich der dem Lateinischen sehr zugewandte Preußenkönig Friedrich der Große gerne betiteln. In dessen Regierungszeit wurde das Siel erbaut und ihm zu Ehren benannt. Durch den Bau des Siels konnte das sehr spärlich besiedelte Land erstmals umfangreich besiedelt werden.
Die goldenen Sporenräder verdeutlichen die Zugehörigkeit des Ortes zu Norden und sind auch in dessen Wappen zu finden. Sie sind ursprünglich dem Wappen der Idzinga entnommen, die in Norden lange Zeit eine dominierende Rolle inne hatten.
Bevölkerungsentwicklung
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* darunter 7 Juden[1]
Geografie
Süderneuland I befindet südlich des Stadtkerns. Die Bodenbeschaffenheit des Ortes ist divers. Im Westen und Süden herrscht der Typus Kleimarsch vor, im Norden und Osten größtenteils Gley-Podsol mit Plaggenauflage, im Südosten Plaggenesch (unterlagert von Podsol-Gley) bzw. Gley Podsol und im Zentrum Podsol-Gley zu finden.
Im Norden grenzt Süderneuland I an Norden, im Westen an Westermarsch I und teilweise Neuwesteel, im Osten an Süderneuland II und im Süden ebenfalls an Neuwesteel sowie die Nachbargemeinde Osteel.
Gliederung
Süderneuland I unterteilt sich in die Ortschaften bzw. Wohnstellen Addinggaste, Addinggaster Grashaus, Addinggasterpolder, Altenbürgerlande, Buschhaus, Deichmühle, Kartoffeldeich, Kiebitznest und Wurzeldeich. Die Ortsgrenzen bilden sich aus denen der einzelnen zu den Höfen gehörenden Ländereien, den alten Deichlinien sowie das Norder Tief.
Geschichte
- siehe auch: Geschichte der Stadt Norden
- siehe auch: Geschichte von Süderneuland II
Mittelalter
Die bekannte Geschichte von Süderneuland I beginnt im Jahre 1556. Die Leybucht erreichte durch mehrere verheerende Sturmfluten im 14. Jahrhundert, insbesondere durch die Zweite Marcellusflut und die Erste Dionysiusflut, ihre größte Ausdehnung. Die Fluten richteten schwere Verwüstungen an und kosteten unzählige Menschenleben, doch bekam Norden erstmals einen Zugang zur offenen See und der Norder Hafen entstand. Dieser schon bald sehr stattliche Seehafen bescherte der Stadt über Jahrhunderte eine wirtschaftliche Blüte. Zu dieser Zeit war das gesamte Ortsgebiet von den Fluten eingenommen. In früheren Zeiten scheint es hier im Bereich der Addinggaste bereits erste Siedlungen gegeben haben. Das dominierende Geschlecht waren die Addinga, die als treue Vasallen der Idzinga galten und ihren Sitz auf der Addingaburg hatten. An sie erinnern heute noch mehrere Straßennamen und die vorgenannte Bezeichnung der Gaste.
Der heute Süderneuland I genannte Ort südlich von Norden wurde die nächsten Jahre den Fluten überlassen, ehe sich die Bevölkerung und die Wirtschaft von den Entbehrungen so weit erholt hatten, dass eine Rückgewinnung beginnen konnte. Udo Focken, Sohn des mächtigen Focko Ukena, begann 1425, einen Deich an der westlichen Grenze zu Lütetsburg zu errichten. Er beabsichtigte damit, das Hinterland, das seinerzeit ebenso von den Fluten getroffen wurde, wie die Stadt, zu schützen und die Rückgewinnung der verlorenen Ländereien einzuleiten. Die Sturmflut war seinerzeit so gewaltig gewesen, dass sie bis nach Lütetsburg reichten, wovon heute noch mehrere Kolke im Umfeld der heutigen Umgehungsstraße zeugen.
Im Umfeld dieses Deiches, dessen einstiger Verlauf noch heute weitestgehend die Grenze zwischen Süderneuland I und Süderneuland II darstellt, entstanden kleine Siedlungen. Letztgenannte Ländereien sind also wesentlich älter, was man in Anbetracht der römischen Nummerierung zunächst nicht vermuten mag. Der wesentliche Unterschied zwischen Süderneuland I und Süderneuland II besteht folglich darin, dass sich Süderneuland I ausschließlich auf dem erst später gewonnen Süderneuland befindet, während Süderneuland II weitestgehend aus dem Land östlich des Udo-Focken-Deich befindet und sich als eine Bauerschaft (Zusammenschluss mehrerer Bauern) im Umfeld dieser Deichlinie bildete.
Ab 1556 begannen schließlich weitere Anstrengungen zur Landgewinnung. Die Ukenas und die mit ihnen versippten Idzingas waren seit der Schlacht von Bargebur im Jahre 1433 nicht mehr das dominierende Geschlecht, sondern wurden von den Cirksenas abgelöst. Besonders Anna von Oldenburg, Ehefrau und spätere Witwe von Graf Enno II., hatte maßgeblichen Einfluss an der weiteren Entwicklung in und um das - erst später so genannte - Süderneuland. Nach der Einpolderung der Addinggaste begannen in den Jahren 1558 bis 1559 die Arbeiten am Wurzeldeich. Dieser verläuft im Wesentlichen entlang der beiden hiernach benannten Straßenzüge und reichte vom Udo-Focken-Deich bis zum Osteeler Altendeich in der Nachbargemeinde Osteel. Durch die Fertigstellung dieses Deiches konnte erneut ein sehr großes Landstück hinzugewonnen werden. Südlich der Wurzeldeicher Straße, insbesondere an der Todeskreuzung sind heute noch Teile des alten Wurzeldeiches deutlich sichtbar als Erhöhungen in der Landschaft auszumachen.
In den nächsten Jahren wurde immer mehr Land eingepoldert und die Leybucht dadurch immer weiter zurückgedrängt. Die Liste der Eindeichungen gibt hierüber weiteren Aufschluss. Gesiedelt wurde zunächst nur im Bereich einiger Höfe, die auf den neuen Ländereien entstanden und als sogenannte Domänen im Besitz des Landesherren waren, welche die Bewirtschaftung in die Hände geeigneter Pächter gaben. Solche Höfe gibt es noch heute, nur befinden sie sich mittlerweile im Besitz des Landes Niedersachsen und werden von den sogenannten Domänenämtern verwaltet. Bevor es zur Gründung der Deichachten kam, waren die Hofbesitzer zur Deichlast verpflichten, hatten also die ihnen übertragene Deichline zu schützen.
Neuzeit
Mit dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 kommt der Deichbau mehrere Jahrzehnte zum Erliegen. Wie der Großteil Europas leidet auch Ostfriesland unter dem Krieg. Hinzu kommen mindestens drei verheerende Pestepidemien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die das Land weiter schwächen. Darüber hinaus werden Norden und Umgebung ab 1622 von Söldnern des berüchtigten Heerführers Peter Ernst von Mansfeld (auch Mansfelder genannt), drangsaliert und ausgebeutet. Die Mansfelder kamen auf faktische Einladung der Niederländer, die sich in der Region durch Schwächung der Macht von Graf Enno III. immer größeren Einfluss sicherten. Die Mansfelder verließen die Region erst im Jahre 1624.
Erst 1677 folgt der Bau eines weiteren Deiches und die damit einhergehende Einpolderung neuen Landes: Der Klein-Süder-Charlottenpolder. Den Überlieferungen nach soll sich auf diesem wiedergewonnenen Land einst das reiche Westeel befunden haben. Ein Jahr darauf wird auch der Groß-Süder-Charlottenpolder eingedeicht. Heute gehören diese Gebiete zu Neuwesteel.
1715 folgt der Addinggasterpolder, der das Land erstmals wieder nach Westen und nicht nach Süden hin erweitert. Dieser Polder wurde von Regierungsrat (Amtsbezeichnung für hohe Beamte) und Amtsverwalter Engelbert Kettler und weiteren einflussreichen Bürgern eingedeicht. Kettler war ein reicher und einflussreicher Bürger Nordens, der auch das Haus Wirde und das Kettler'sche Haus am Marktplatz (heute Mennonitenkirche) erbauen ließ. Er war auch der erste Eigentümer des eingedeichten Landes, das eine Größe von 110 Diemat (etwa 76 Hektar) hatte. Mit dem Bau des Addinggasterpolders ist die Geschichte der Landgewinnung in Süderneuland abgeschlossen. Zwar folgen noch zahlreiche weitere Eindeichungen, doch befinden sich diese nicht auf dem Gebiet von Süderneuland I.
Um 1771 grassierte in der Westermarsch eine große Viehseuche, die für die rund 600 Einwohner des Dorfes zu schwerer wirtschaftlicher Not führte.
Von 1821 bis 1823 kartografierte das Königreich Hannover einen Teil seines Landes. Wenngleich Ostfriesland nicht dazu zählte, taucht in dieser Zeit erstmals die amtliche Trennung von Westermarsch I und Westermarsch II wie auch Süderneuland I und Süderneuland II auf. Offenkundig stand die Trennung dieser bis dahin jeweils zusammengehörenden Gemeinden im Zusammenhang mit Bestrebungen zur Vereinheitlichung von Fläche und Größe der einzelnen Gliedgemeinden im Land. Die nun entstandenen Gemeinden hatten jeweils eine annähernd gleiche Größe und Bevölkerungszahl. Während Süderneuland I alle ab 1556 gewonnenen Polder bis zur Grenze zum Süder-Charlottenpolder einschließlich des Leegemoors umfasste, bestand Süderneuland II nun auch amtlich aus den Gebieten entlang des Udo-Focken-Deichs und dem Leegeland.
Von 1883 bis 1885 wird die Bahnstrecke von Emden bis nach Süderneuland I erweitert. An der hiernach benannten Bahnhofstraße wird ein großer Bahnhof errichtet. 1892 erfolgt der Ausbau der Strecke nach Norddeich, bis dahin mussten die Inselgäste per Kutsche vom Bahnhof zum Fähranleger befördert werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg begann allmählich die Besiedlung des nördlichen Süderneulands rund um die Addinggaste. Um die Jahrhundertwende siedelten sich mehrere wohlhabende Bauern im Umfeld des neu entstandenen Bahnhofs an. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand die sogenannte Siedlung I im Umfeld des danach benannten Siedlungswegs. Das Land wurde vom Landkreis Norden erworben und vorwiegend für Kriegsversehrte in 32 Siedlerstellen aufgeteilt. Die Käufer wurden zwar Eigentümer von Grund und Boden, mussten sich aber verpflichten, innerhalb von fünf Jahren auf dem erworbenen Grundstück ein Wohngebäude zu errichten. Darüber hinaus durften sie in den ersten 15 Jahren das Land nicht weiterverkaufen. Wie sich herausstellte, war diese Vereinbarung aus Kostengründen nicht immer einzuhalten und wurde deshalb später aufgehoben.[2] Später entstand dann die Siedlung II, die sich östlich des heutigen Siedlungswegs und westlich der Bahnhofstraße befand.[3] Erst wesentlich später wurde das heutige System der Hausnummerierung eingeführt.
Während des Zweiten Weltkriegs gab es drei Kriegsgefangenenlager in Süderneuland I. Das größte von ihnen war das Lager AK Nr. 5254, das aus einer Holzbaracke bestand und in dem 25 bis 30 Gefangene, anfangs ausschließlich französischer Herkunft, untergebracht waren. Im Oktober 1940 waren es noch 20 Franzosen. Im Juli 1941 wurden hier 20 Serben und im Dezember 1942 noch 18 Serben interniert. Ein weiteres Kriegsgefangenenlager befand sich im Bereich des Güterbahnhofs. Hier wurden in einer Holzbaracke 30 bis 40 Kriegsgefangene interniert, hauptsächlich lebten hier (teilweise sogar vollständig) Russen und Ukrainer. Zwischenzeitlich waren hier auch 18 Serben und Polen untergebracht. Ein drittes Lager gab es am Pekelheringer Weg, in dem 13 französische Soldaten interniert waren.
In der Nachkriegszeit wuchs der Ort weiterhin beträchtlich und immer mehr mit der Kernstadt zusammen. Begonnen westlich der Bahnhofstraße dehnte sich der Ort immer weiter nach Westen bzw. Südwesten aus und verwuchs mit den dort bereits bestehenden Siedlungen. Auch in der jüngeren Zeit wurden weitere Neubaugebiete erschlossen. Seine Eigenständigkeit musste die Gemeinde Süderneuland I indes erst zum 1. April 1972 aufgeben, als es im Zuge der niedersächsischen Gebietsreform nach Norden eingemeindet wurde. Sowohl Süderneuland I als auch Leybuchtpolder weigerten sich zunächst beharrlich, die notwendige Unterschrift zu leisten, sodass sie letztlich per Gesetzeskraft zwangseingemeindet wurden.[4]
Der wirtschaftliche Aufschwung ließ nach der Eingemeindung nicht lange auf sich warten. Bereits fünf Jahre danach begann man mit der Erschließung und Bebauung des Leegemoors, das in den Folgejahren immer weiter wuchs und heute das größte und wichtigste Gewerbegebiet der Stadt darstellt. Eine Vielzahl an Unternehmen haben hier ihren Standort, darunter sowohl neue als auch Traditionsunternehmen wie die Glave Gruppe oder der Soltau Kurier Norden, die ihren Sitz ursprünglich inmitten der Norder Innenstadt hatten.
Verwaltung
- siehe auch: Ostfriesische Häuptlinge
- siehe auch: Liste der Gemeindevorsteher von Süderneuland I
Friesland - und damit auch Ostfriesland - unterstand, anders als sonst zur Zeit des Lehnswesens üblich, im Mittelalter keiner zentralen Herrschaft. Dieses Vorrecht, die Friesische Freiheit bekamen die Friesen der Legende nach von Karl dem Großen persönlich verliehen. Die Friesen unterstanden damit nur dem Kaiser und hatten ansonsten keine Herren über ihnen zu dulden. Stattdessen organisierten sie sich selbst in - mehr oder weniger - demokratischen Genossenschaften, in denen prinzipiell jeder gleichberechtigt war. Diese grundsätzliche Gleichberechtigung galt jedoch vielmehr für alle Eigentümer von Hofstellen und zugehörigem Land in ihren jeweiligen Dörfern und Kirchspielen (Pfarrbezirk). Die öffentlichen Ämter der Richter (Redjeven) wurden durch jährliche Wahlen besetzt. Theoretisch standen diese Ämter allen Friesen offen, doch faktisch wurden diese insbesondere durch die Mitglieder der größten und wohlhabendsten Familien bekleidet.
Dieses mehr oder weniger feste Konstrukt konnte bis in das 14. Jahrhundert standhalten, als sich schließlich aus den wenigen reichen und einflussreichen Familien - entgegen der Prinzipien der Friesischen Freiheit - ein Adel bildete. Das 14. Jahrhundert war durch viele schwere Sturmfluten, wie die Zweite Marcellusflut 1362, die Erste Dionysiusflut 1374 und eine verheerende Pestepidemie von 1350 bis 1360 geprägt. Viele Menschen kamen ums Leben und für die Überlebenden gab es größere Sorgen, um die sie sich kümmern mussten als die politische oder genossenschaftliche Teilhabe. Der Adel, der die Krisen besser als der große Teil der armen Bevölkerung überstand, nutzte diese Umstände, um seinen Einfluss zu vergrößern. Viele von ihnen verstanden es, die Lage geschickt zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie sahen ihre Autorität nicht mehr vom Willen der Gemeinde abhängig, sondern ihrem eigenen. Nach und nach formierten sich mehrere Häuptlingsgeschlechter in Ostfriesland. Ihre Steinhäuser, mit denen sie sich ohnehin von den oftmals erbärmlichen Behausungen der meisten Mitmenschen abhoben, vergrößerten sie weiter und formten daraus den ostfriesischen Typus an Burgen. Auch begannen sie, Söldnerheere aufzustellen, um ihren Machtanspruch im Zweifel mit Gewalt durchsetzen zu können.
Vor allem durch Kriege mit der mächtigen Hanse und dem Wiedererstarken der Großbauern verlor das Häuptlingswesen nach und seine Bedeutung. 1464 erhob Kaiser Friedrich III. den Häuptling Ulrich Cirksena in den Reichsgrafenstand und belehnte ihn mit Ostfriesland. Damit war die Zeit der Friesischen Freiheit endgültig vorbei und Ostfriesland hatte das erste Mal in der Geschichte einen vom deutschen Kaiser bestätigten und von ihm belehnten Landesherren.
Zur Verteidigung standen 1735 ein Leutnant und ein Fähnrich an der Spitze einer Landwehr, gewählt von den wahlberechtigten Einwohnern und bestätigt vom ostfriesischen Fürsten.
Im 19. Jahrhundert stand der Gemeindevorsteher an oberster Spitze in Süderneuland I. Es handelte sich jedoch um ein Ehrenamt mit vor allen repräsentativen Aufgaben. Damit der Gemeindevorsteher das Amt nicht in seinem Privathaus erledigen musste, unterhielt die Gemeinde ein kleines Büro an der Wurzeldeicher Straße.[5] Infolge der niedersächsischen Gemeindereform fiel die Gemeinde am 1. Juli 1972 schließlich an Norden. Ein ehrenamtlicher Ortsvorsteher vertritt seither den Ort und seine Interessen gegenüber der städtischen Verwaltung sowie der Politik.
Bildung
- siehe auch: Grundschule Süderneuland I
Das bekannte Schulwesen in Süderneuland I reicht bis in das Jahr 1912 zurück. Nach Erlass des sogenannten preußischen Volksschulunterhaltungsgesetzes von 1906 waren die Städte und Gemeinde per Gesetz verpflichtet worden, eine Volksschule zu unterhalten. Dies gab Anlass für den Bau des bis heute noch bestehenden Schulgebäudes an der Wurzeldeicher Straße. Vor der Fertigstellung im September 1913 hatten die Kinder der Wurzeldeicher Siedlung, dem südlichen Teil der Gemeinde, die Schule im Osteeler Neuland besucht, die sich nur unweit von dort befand. Durch die fortschreitende Besiedlung des umliegenden Gebietes und eines stetig steigenden Bevölkerungszuwachses wurde eine ständige Erweiterung des Schulsystems notwendig.
Religion
Bis zur Fertigstellung der Friedenskirche im Jahre 1964 hatte Süderneuland keine eigene Kirche. Vielmehr war die Ludgerikirche die Kirche der Norder Umlandgemeinden, sodass die Bewohner zum Gottesdienst dorthin pilgern mussten. Der Ort war damit unmittelbar dem Kirchspiel Norden angegliedert und besaß über keinen eigenen Friedhof.
Gesundheit und Soziales
1870 waren Süderneuland I und II dem Armenverband Norden angegliedert. Die soziale Wohlfahrt und Armenhilfe wurde über Jahrhunderte von der Kirche wahrgenommen und ging erst im fortgeschrittenen 20. Jahrhundert auf den Staat über.
Wirtschaft und Verkehr
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nahm kontinuierlich von 71 (1949), über 69 (1960) auf 30 (1971) ab. Die Anzahl der nicht-landwirtschaftlichen Arbeitsstätten stieg beständig von 36 (1950), über 54 (1961) auf 56 (1970) an. Der Anteil der Handwerksunternehmen lag 1950 bei 33 % und 1961 bei 15 %. Die Summe der Erwerbspersonen nahm stetig von 503 (1950), über 566 (1961) auf 622 (1970) zu. Auch die Quote der Auspendler erhöhte sich beständig von etwa 36 % auf über 61 % und letztlich 72 %. Bemerkenswert ist auch der Anteil der Einpendler, der 1961 47 % und 1970 49 % betrug.
Das Einwohnerverzeichnis von 1719 weist zwei Arbeitsmänner, zwei Müller und 16 Tagelöhner aus. 1880 bzw. 1881 werden jeweils ein Bäcker, Müller, Schenkwirt (auch Krämer), Schmied, Schneider, Schuster und Werkmeister sowie zwei Zimmermänner registriert.
Dominierte lange Zeit die Landwirtschaft in Süderneuland I, kam ab 1977 ein großes Gewerbegebiet im Leegemoor hinzu, das seitdem mit dem Tourismus den Wirtschaftsmotor der Stadt darstellt.
Erwähnenswerte Bauwerke
- siehe auch: Kategorie:Gebäude in Süderneuland I
Erhaltene Bauwerke
- Addinggaster Grashaus
- Bahnhof Norden
- Deichmühle
- Frisiamühle
- Fridericussiel
- Grundschule Süderneuland
- Hirtenhaus der Leegemoorgesellschaft
Abgebrochene Bauwerke
- Alter Bahnhof
- Altes Rathaus
- Kalkmühle
- Kiebitznest
- Pekelheringer Siel
- Sägemühle Betriebsamkeit
- Stilkenboom
Einzelnachweise
- ↑ Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 17
- ↑ Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 136f.
- ↑ Amtliche Karte der Stadt Norden von 1949
- ↑ Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 77
- ↑ Adressbuch von 1950/1951, S. 189
Quellenverzeichnis
- Beschreibung von Süderneuland I in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
- Norden.de: Einwohnerzahl nach Ortsteilen
- Internetseite der Grundschule Süderneuland
- Norden.de: Ortsteile der Stadt Norden