Onno Behrends Tee
Onno Behrends Tee | |
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Basisdaten | |
Gründung | 1887 |
Auflösung | - |
Rechtsform | GmbH & Co. KG |
Hauptsitz | Am Fridericussiel 5 - 7
26506 Norden |
Die Firma OnnO Behrends GmbH & Co. KG (ehemals: Teehaus Wadi Kisan) gehört zu den großen ostfriesischen Teemanufakturen. Es ist nach seinem Firmengründer Onno Behrends benannt, der es 1887 gründete. Seit 1899 befindet sich der Firmensitz Am Fridericussiel 5-7 in Süderneuland I, der nach einem Brand 1924 neu errichtet wurde. Früher befand sich dort die sogenannte Sägemühle Betriebsamkeit.
Seit 1988 ist das bis dahin eigenständige Unternehmen ein Teil der Ostfriesischen Tee-Gesellschaft Laurens Spethmann.
Geschichte
Das Unternehmen wurden 1887 bzw. 1888 vom Norder Kaufmann Onno Behrends als Special-Thee-Geschäft am nicht mehr vorhandenen Gebäude an der Großen Neustraße 21 gegründet. Bereits zwei Jahre zuvor eröffnete er auf ein Norderney einen Laden, in dem er später unter Führung seines Bruders auch Waren aus Japan und China feilbot. Da beide Geschäfte florierten und die Norder Niederlassung schon bald zu klein wurde, erwarb Behrends bereits 1890 zwei nebeneinanderliegende Grundstücke in der Nähe der Judenlohne vom Arzt Dr. Eduard Pauls.[1]
Ab 1896 produzierte das Unternehmen den Teelikör Wadi Kisan. Dieser Name wurde später auch für eine Teemischung und zeitweise sogar für das gesamte Teehandelshaus verwendet.[2][3] Da Behrends schnell erkennt, dass in der Teeverarbeitung großes Potential liegt, das er in der Enge der Innenstadt nicht vollends entfalten kann, beschließt er, 1899 ein neues Fabrikgebäude in Süderneuland I zu errichten.[3] Das freie Areal Am Fridericussiel, wo sich früher die Sägemühle Betriebsamkeit befand, erwies sich wegen seiner weiten Fläche und der unmittelbaren Nähe zum Norder Hafen als äußerst förderlich. Nebenan erbaute sich Behrends eine prachtvolle Stadtvilla, die er auf den Namen Villa Wadi Kisan taufte.[2]
Zur Verbesserung der Qualität importierte Behrends bald nicht mehr nur Tee aus China, sondern auch aus Indien, Sri Lanka, Indonesien und Japan. Durch die großen Mengen an Teeimporten wurde Norden bald zu einem der Hauptumschlagplätze hierfür. Durch Werbung im Ostfriesischen Kurier und überregionalen Zeitungen erhöhte Behrends erfolgreich seinen Bekanntheitsgrad. 1899 verkaufen deutschlandweit schon 2.000 Verkaufsstellen die Norder Produkte.[4] Und schon bald gründete man zur besseren Koordinierung auch Niederlassungen in den Teehochburgen London und Konstantinopel (heute Istanbul), die jedoch im Ersten Weltkrieg geschlossen werden mussten.[3] Auch in Hamburg, Berlin, Köln, Westerland, Münster, Emden und Leer hat es ab 1910 eine Niederlassung gegeben. Während des Krieges kommt die Teefertigung beinahe gänzlich zum Erliegen, da das Deutsche Reich mit fortschreitendem Krieg nahezu gänzlich von der Entente zu See besiegt wurde und Tee vor allem aus den britischen und niederländischen Kolonien bezogen wurde.
Trotz aller Schwierigkeiten sucht Behrends sich ein neues Geschäftsfeld und erwirbt 1917 die Tabakmanufaktur Steinbömer & Lubinus, die sich in noch größeren wirtschaftlichen Schwierigkeiten befand. Anders als die Eigentümer hatte Behrends jedoch genug Geld mit dem Asienhandel verdient, das er sein Geschäft halten und seine wirtschaftlichen Betätigungsfelder erweitern konnte.[3] Eine weitere, erwähnenswerte Erwerbung die der Kauf der ebenfalls schwächelnden Eisenhütte, die er kurz nach dem Krieg kaufte.
Nach dem plötzlichen Tod des Firmengründers im Jahr 1920 tritt sein 19-jähriger Sohn Bernhard Behrends im Oktober des Jahres die Nachfolge an, wenngleich er bis zur Volljährigkeit, die damals erst ab 21 Jahren eintrat, von seiner Mutter, Behrends' zweiter Ehefrau Dora Behrends, geb. Nanninga, bevormundet wurde. Diese war noch bis 1931 als Vorerbin und Eigentümerin eingesetzt. Ab 1924 wurden Bernhard Behrends immer neue Pflichten und Aufgaben übertragen. Unter seiner Leitung wurde die Eisenhütte wieder abgestoßen.[5] Erste große Hürde war wohl der große Brand des Fabrikgebäudes im Jahre 1924, das im Zuge dessen praktisch gänzlich zerstört und bis 1925 neu errichtet werden musste.[4] Der Neuaufbau zog dabei weitere Veränderungen nach sich und der bisherige Unternehmensname Wadi Kisan wurde durch den Namen des Gründers, Onno Behrends, ersetzt. Auch der nicht mehr zeitgemäße Orienthandel wird ausgesetzt.[2]
Eine wesentliche Neuerung unter ihm war die Einführung von kleinen, handlichen Verkaufsgrößen. Bis dahin verkaufte man den Tee vor allem in Kisten, damit dieser in den Verkaufsläden portioniert verkauft werden konnte. Die gelben Verkaufspackungen werden bald zu einem Markenzeichen des Unternehmens. Doch auch wenn Bernhard Behrends ein wohl ebenso geschicktes wirtschaftliches Können wie sein Vater an den Tag legt, führte auch ihn der Zweite Weltkrieg in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Handel mit Tee kommt abermals fast gänzlich zum Erliegen. Ein Tropfen auf dem heißen Stein war die Erlaubnis, monatlich 40 Gramm Tee an jedem über 35-jährigen Ostfriesen abgeben zu dürfen.[5]
In den Werksräumen von Steinbömer & Lubinus produzierte das Unternehmen daher ab 1940 einen Kaffeersatz unter dem Namen OBO. Erst nach dem Krieg waren die Schwierigkeiten überwunden und der Teehandel boomte wieder, insbesondere nachdem 1953 die Teesteuer erheblich gesenkt wurde. Schon 1948 führt Bernhard Behrends seinen ältesten Sohn Onno Christoph Behrends an die Leitung der Firma heran, doch erweist sich dieser als ungeeignet oder nicht Willens, sodass er 1960 bereits wieder aus der Firma ausscheidet. Er eröffnete später ein Gourmetrestaurant an der französischen Atlantikküste.[5]
Nach dem Tode von Bernhard Behrends im Jahre 1962 tritt daher der zweitälteste Sohn, Dr. Berend-Heiko Behrends, den Posten als Geschäftsführer an.[6] Dieser war bereits seit 1956 Mitgesellschafter.[4] Zwar gelingt es ihn, das Kernunternehmen vorerst erfolgreich weiter zu führen, doch kann er den Niedergang von Steinbömer & Lubinus nicht aufhalten. Nordens ältester Großbetrieb wird 1972 an ein Luxemburger Unternehmen verkauft. Um dem Unternehmen seines Großvaters ein ähnliches Schicksal zu ersparen, suchte Behrends sich einen großen, finanzstarken Partner, den er in der Ostfriesischen Tee-Gesellschaft Laurens Spethmann (OTG) fand. Zum 1. September 1988 wurde Behrends Teil dieser Gesellschaft und ist es bis heute. Die Entscheidung erwies sich als förderlich, denn schon 1989, also kurz nach der Übernahme, investierte die neue Muttergesellschaft rund 20 Millionen DM in den Norder Standort.[4][6] Eine weitere Lagerhalle folgt 1992.[4]
Im Jahr 2000 wird das historische Firmengebäude wegen seiner geschichtlichen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Elf Jahre später errichtet das Unternehmen einen neuen Sozial- und Bürotrakt und feierte 2012 sein nunmehr 125-jähriges Bestehen.[4]
Galerie
Allgemeine Fotos
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Schriftstück aus dem Jahr 1901.
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Undatierte Aufnahme der Betriebsgebäude.
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Undatierte Aufnahme der Betriebsgebäude.
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Das Betriebsgebäude im Jahre 1969.
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Luftaufnahme des Betriebsgeländes im Jahre 1987, darüber (am Norder Tief) die Bezugs- und Absatzgenossenschaft.
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Blick auf das Betriebsgelände, aufgenommen am 25. April 2011.
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Steinbömer & Lubinus im Eingangsbereich des Gebäudes, aufgenommen am 1. Juli 2021.
Betriebseigenes Museum
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
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Aufnahme vom 9. Mai 2022.
Weiterführende Links
- 125 Jahre Onno Behrends - Digitale Festschrift, abgerufen am 15. August 2021
Einzelnachweise
- ↑ Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 63
- ↑ 2,0 2,1 2,2 125 Jahre Onno Behrends - Digitale Festschrift, abgerufen am 15. August 2021
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 64
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Chronik der Firma Onno Behrends, abgerufen am 10. Juni 2021
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 65
- ↑ 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 66