Erster Weltkrieg

Aus Norder Stadtgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein Zeppelin vom Luftschiffhafen Hage über Norden. Links die Gräfin-Theda-Schule (um 1915).

Vom Ersten Weltkrieg war Norden, anders als während des Dreißigjährigen Krieges oder des Zweiten Weltkriegs nicht unmittelbar betroffen. Zwar zogen viele Männer (freiwillig und unfreiwillig) in den Krieg und auch zahlreiche Norder Frauen mussten im Hinterland, beispielsweise in den zahlreichen Lazaretten in den Stadt ihren Kriegsdienst leisten, doch blieb die Stadt von direkten Angriffen verschont. Doch wie jeder Krieg brachte auch der Erste Weltkrieg schwerwiegende Einschnitte in den Alltag der Menschen mit sich, insbesondere bei der Nahrungsmittelversorgung. Auch der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel nach dem Krieg, die Ausrufung der Weimarer Republik und die gravierende Inflation, führten zu nicht unerheblichen Umbrüchen.

Verlauf

Wie überall im Deutschen Reich ziehen auch in Norden die Soldaten begeistert ins Feld und gehen in ihrer patriotischen Naivität davon aus, bis Weihnachten wieder zuhause zu sein. Noch am Abend der deutschen Kriegserklärung gibt der Ostfriesische Kurier ein Extrablatt heraus, das von zahlreichen Norder Bürgern am damaligen Sitz der Zeitung - dem Gräflichen Haus - begeistert in Empfang genommen wird. Die Menge stimmt das patriotische Lied Die Wacht am Rhein an und bejubelt den Kriegsausbruch.[1]

Schon wenige Woche nach Kriegsbeginn werden die Schüler der Norder Schulen und des Umlands zu Erntearbeiten herangezogen, da viele der Landarbeiter kriegsbedingt nicht verfügbar waren. Auch durch Einquartierung von Soldaten, wie im Falle der Itzendorfer Schule, wo Soldaten zur Bewachung der Funkstation Norddeich Radio abgestellt waren, kam der Schulunterricht gehäuft zum Erliegen.[2] Schon einen Monat nach Kriegsbeginn druckt der Kurier die ersten Todesanzeige gefallener Norder Soldaten.[1] Zur Rationierung der knapper werden Rohstoffe und Lebensmittel wurden schon ab 1915 Bezugskarten eingeführt und jedermann nur ein gewisses Kontigent als persönlicher Bedarf zugeteilt.[1][3] In all der Not hielten die Norder jedoch zusammen, insbesondere die Frauen der im Feld stehenden Soldaten veranstalteten Wohltätigkeitsveranstaltungen u.ä., um mit den Erlösen ihre Männer zu unterstützen.[3]

Einen ersten (und wahrscheinlich auch einzigen) Feindkontakt in Norden gab es am 8. Januar 1916. Seeseits des Deichs, nahe des Roten Pfahls, stürzte ein Wasserflugzeug ab. Der Pilot wurde zunächst gerettet, verstarb jedoch später an seinen Verletzungen. Sein Begleiter ertrank noch in den Fluten.[4]

Je länger der Krieg andauerte, umso schwieriger wurde die Versorungslage der Zivilbevölkerung. Insbesondere in dem strengen Winter der Kriegsjahre 1917 und 1918 litten die Norder unter dem Kohlemangel.[4] Bereits der Winter 1916 ging als Steckrübenwinter in die Norder Geschichte ein, da Steckrüben wegen schlechter Kartoffelernten über die bitterste Not hinweghelfen mussten.[1] Besonders schwerwiegend war dies für die ärmeren Schichten, die sich kaum die horrenden Preise für dieses knappe Gut leisten konnten. Der Schulunterricht an allen höheren Schulen wurden auf höchste Anordnung der kaiserlichen Regierung in Berlin geschlossen, vor allem auch, um den allgemeinen Kohlebedarf zu senken.[4]

Im letzten Kriegsjahr kam es gehäuft zu Hamsterfahrten von Menschen aus dem Rheinland und Westfalen, die versuchten, sich bei den reichen Marschbauern, die anders als der große Rest der Bevölkerung, noch ausreichend Vorräte hatten, die sie horteten und meist nicht bereit waren, zu teilen. Diese Hamsterfahrten setzten sich noch bis 1920 fort.[5] Im Spätsommer 1918, wenige Wochen vor dem Kriegsende am 11. November 1918, gab die Stadtverwaltung den Druck von Notgeld beim Soltau Kurier in Auftrag, da das als wertbeständig geltende Hartgeld aus Gold und Silber im gesamten Reich zunehmend aus dem Zahlungsverkehr verschwindet.[6]

In den unsicheren Zeiten nach dem Krieg entstand in der Westermarsch eine Bürgerwehr, die jedoch nicht lange Bestand hatte.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 14
  2. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 60
  3. 3,0 3,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 61
  4. 4,0 4,1 4,2 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 62
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 63
  6. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 15

Siehe auch