Grundschule Süderneuland
Grundschule Süderneuland | |
---|---|
Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1912-1913 |
Erbauer | Gemeinde Süderneuland I |
Bauweise | Ziegelsteinbau |
Entwidmung | - |
Erhaltungszustand | erhalten |
Genaue Lage | Wurzeldeicher Straße 25
26506 Norden |
Die Grundschule Süderneuland ist eine ehemalige ein- bzw. mehrklassige Volksschule (1913 - 1975) und seitdem eine mehrklassige Grundschule an der Wurzeldeicher Straße 25 in Süderneuland I. Sie ist zuständig für den südlichen Einzugsbereich von Norden. Bis 1983 fügte man dem Namen die römische I bei, um die Zugehörigkeit zu Süderneuland I - in Abgrenzung zur Volksschule Süderneuland II - zu verdeutlichen. Seitdem ist sie die einzige Schule im Süderneuland.
Geschichte
- siehe auch: Geschichte von Süderneuland I
Die Chronik der heutigen Grundschule spiegelt die Entwicklung des Süderneulands wieder. Nach der Eindeichung ab dem 16. Jahrhundert waren über Jahrhunderte nur die südlichen Bereich, wie der Wurzeldeich, der Kartoffeldeich oder die Einzelgehöfte (z.B. das Addinggaster Grashaus). Die Besiedlung des nördlichsten Teils der Gemeinde erfolgte erst nach Fertigstellung der Bahnstrecke gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Bis dahin gab es auch die Bahnhofstraße noch nicht. Vielmehr diente der Alte Postweg als wichtigste Verbindungsstraße nach Norden. Die Besiedlung der nördlicheren Gebiete erfolgte erst im eingehenden 20. Jahrhundert, vor allem ab Ende des Ersten Weltkriegs und konzentrierte sich zunächst auf den Bereich des Siedlungswegs.
Grundlage zur Gründung einer Schule in Süderneuland war letztlich aber nicht die zunehmende Besiedlung, sondern das sogenannte Volksschulunterhaltungsgesetz aus dem Jahr 1906, das die Städte und Gemeinde verpflichtete, Volksschulen zu errichten und zu unterhalten. Im September 1913 wurde die einklassige Volksschule an ihrem bis heute erhaltenen Standort fertiggestellt, bis dahin besuchten die Schulkinder die Schule im Osteeler Neuland. Parallel zum Bau in Süderneuland I wurde auch die Schule in Süderneuland II fertiggestellt.
Dank Unterlagen des von dem an der Schule seit Anbeginn und über 35 Jahre lang als Lehrer tätigen Gerhard Jütting und seiner Nachfolger lässt sich die Entwicklung der Schule von Anfang an vergleichsweise gut nachvollziehen. So schreibt Jütting, dass die Mädchen im Jahr 1914 gekaufte Wolle zu Strümpfen, Knie-, Kopf- und Pulswärmern verarbeitet haben. Die Jungen sammelten Metall, Gummi und Spinnstoffe, die sie verkauften. Aus diesem Erlös kaufte die Schule Zigarren, Schokolade und weitere Annehmlichkeiten. Aus den Sachen stellten sie Pakete zusammen, das die Schule den deutschen Soldaten zu Weihnachten 1914 zukommen ließ, die aufgrund des Krieges fernab ihrer Heimat waren.
Durch den fortschreitenden Ersten Weltkrieg wurde auch die Lage in der Landwirtschaft schwieriger. Dringend benötigte Arbeitskräfte waren für den Kriegsdienst eingezogen worden, sodass die Schule gezwungen war, in den Jahren 1917 und 1918 zahlreiche Schüler für den Erntedienst auf den heimischen Höfen zu beurlauben. Bereits 1916 war dies in Einzelfällen notwendig geworden. Auch der Lehrer wurde zur Revision der Ernteerträge in Großheide und Berumerfehn herangezogen. Später musste er auch den Viehbestand überwachen, sodass der Unterricht beispielsweise am 15. Oktober 1917 ausfallen musste.
Nachdem 1923 bis 1925 französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet besetzten und viele Deutsche dort ausgewiesen wurden, kamen einige von ihnen nach Ostfriesland. Die Schule erhielt dafür vorübergehend sieben neue Schüler. 1927 erfolgte der Anbau eines zweiten Klassenraumes und die Einstellung einer zweiten und dritten Lehrkraft.
Auch im Zweiten Weltkrieg kam es wieder zu Ernteeinsätzen von Schülern. So mussten in der Zeit zwischen dem 3. und 12. Juli 1914 mehrere Schüler zur Erbsenernte beurlaubt werden. Wegen Kohlemangels musste die Schule zudem im Winter 1940/1941 schließen. Wegen der ständigen Gefahr alliierter Luftangriffe musste der Unterricht ab 1942 mehrfach ausfallen. Nördlich der Schule wurde ein Luftschutzbunker errichtet.
Nach Kriegsende schloss die britische Militärregierung zunächst alle Schulen im Stadtgebiet. Erst am 20. August 1945 wurde der Unterricht wieder aufgenommen, doch fehlte es an - vor allem politisch unbelasteten - Unterrichtsmaterialien. Daher wurden oftmals Rundfunkübertragungen gehört, bis im Herbst 1945 die ersten Bücher erschienen. Von einem geordneten Unterricht war man indes noch weit entfernt, denn in einem Klassenraum wurden noch Kriegsflüchtlinge untergebracht.
Durch den Zuzug von Vertriebenen und Flüchtlingen aus den (ehemaligen) deutschen Ostgebieten wuchs nicht nur die Gesamteinwohnerzahl beträchtlich, sondern naturgemäß auch die Schülerzahlen. Ihren Höhepunkt erreichten sie 1946 mit 196 Schülern. Vier Jahre später waren es noch 166 und 1956 noch 126. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil der in der Gemeinde untergebrachten Flüchtlinge im Zuge des einsetzenden Wirtschaftswundern und auf der Suche nach Arbeitsplätzen in andere Gebiete, vor allem das Ruhrgebiet, abwanderten. Zudem kamen insbesondere in der unmittelbaren Nachkriegszeit mehrere ausgebombte Emder Familien, die nach und nach wieder zurückzogen.
1949 wurden das Lehrmittelzimmer und der daneben liegende Kohlenraum für eine dritte Klasse behelfsmäßig ausgebaut.[1] 1954 wurde ein weiterer Klassenraum (8 x 8,5 m) mit Gruppenraum und zusätzlichem Lehrerzimmer errichtet. 1960 folgten zwei weitere Klassenräume mit je einem Gruppenraum. Ab August 1962 konnte die Schule neun Klassen vorweisen. 1963 stieg die Schülerzahl durch die Schließung der Nadörster Schule und der organisatorischen Zurechnung der Volksschule in Süderneuland II zur Schule in Süderneuland I beträchtlich auf 402. Fortan wurden die Stufen 1 - 4 sowie 8 in Süderneuland I unterrichtet, die restlichen in Süderneuland II.
1971 bis 1972 folgten vier weitere Klassenräume und zwei Gruppenräume. Die bis dahin direkt an der Süderneulander Schule unterrichteten Förderschule wurden in diesem Jahr an das Schulzentrum Wildbahn umgeschult. Am 9. September 1971 muss die Schule im Rahmen der Neuordnung der Schulen 45 Oberstufenschüler aus der Leybuchter Schule und 14 Schulanfänger der Lagerschule Tidofeld aufnehmen. 1973 bis 1974 wird die Sporthalle errichtet.
Seit dem 1. April 1975 wird aus der bisherigen Volksschule schließlich eine Grundschule. Der Unterricht für die Oberstufen aus dem Volksschulsystem erfolgte nun im Schulzentrum Wildbahn (Haupt- und Förderschule) und im Schulzentrum Ekel (Realschule). Der gymnasiuale Unterricht erfolgt unverändert am Ulrichsgymnasium.
Nach der Schließung der Volksschule Süderneuland II in der Waldstraße ist die Grundschule Süderneuland die einzige Schule im Süderneuland.
Mit Einrichtung zweier Vorklassen wurde im Jahre 1990 das Vorklassengebäude mit zwei Klassenräumen und Küchenzeile gebaut. 1994 wurde das Dachgeschoss ausgebaut. Es entstand der Mehrzweckraum, der für den Musikunterricht genutzt wird und über eine kleine Bühne verfügt. Auch größere Informationsveranstaltungen und Filmvorführungen finden hier statt. Durch eine flexible Wand kann der Mehrzweckraum bei Bedarf vergrößert werden. Im anderen Raum ist eine Betreuungsgruppe untergebracht, in einer kleinen Küche findet die Arbeitsgemeinschaft Kochen und Backen statt. Mit Abschaffung der Vorklassen in Niedersachsen wurden die beiden Klassenräume den Bedürfnissen der Eingangsstufe gemäß etwas umgebaut. Es entstanden Gruppenräume, Regale und Wandtafeln wurden angebracht.[1]
Im Jahre 2000 brannte die zur Schule gehörende Sporthalle nieder, nachdem Schüler diese durch Entzünden eines Feuers nahe der Gebäudewand in Brand setzten. Da diese ihre - vorsätzliche oder fahrlässige Tat nicht meldeten - konnte sich das Feuer schnell ausbreiten. Der hauptverantwortliche Schüler hatte offenbar eine Affinität zum Feuer, denn auch noch nach der Tat lief er mit einem Feuerzeug am Siedlungsweg und zündelte an Hecken.[2]
Seit Anfang des Schuljahres 2002 ist die Grundschule Süderneuland eine Verlässliche Grundschule mit festen Öffnungszeiten, einem Betreuungsangebot sowie einem Vertretungskonzept. Im Zuge der Umgestaltung zur offenen Ganztagsgrundschule im Schuljahr 2011/12 wurden ein Klassenraum und ein Betreuungsraum zu einem größeren Multifunktionsraum zusammengelegt. Dieser wird im Moment noch provisorisch als Speiseraum und für die Ganztagsangebote genutzt. Seit Fertigstellung der Mensa wurde dieser Multifunktionsraum spezifischer für den Ganztagsbetrieb und größere Veranstaltungen in der Schule eingerichtet.[1]
Anfang Februar 2023 wurde bekannt, dass die Stadtverwaltung plant, einzelne Gebäudeteile der Schule abzureißen und neu zu errichten.[3]
Beschreibung
Neben den eigentlichen Schulgebäuden und der Mensa gehört auch eine Sporthalle zum Schulkomplex, die zwischen 1973 und 1974 errichtet wurde und neben dem Schulunterricht vor allem auch vom Süderneulander Sportverein (SSV) genutzt wird. Das Schulgelände grenzt unmittelbar an den Hauptsportplatz von Süderneuland an.
Schuldirektoren
|
Schülerzahlen
Schuljahr | Anzahl |
---|---|
1913 | 46 |
1914 | 57 |
1930 | 150 |
1938 | 127 |
1944 | 142 |
1945 | 168 |
1946 | 196 |
1950 | 166 |
1956 | 126 |
1963 | 402 |
um 1990 | 208 |
2005 | 183 |
Galerie
-
Das Schulgebäude mit dem 1927 fertiggestellten Anbau. Auf dem Dacherkennbar eine Motorsirene (um 1940).
-
Brand der Turnhalle im Jahre 2000. Dichter Rauch verhüllte das Gebäudeinnere.
-
Unzählige Rettungskräfte waren im Einsatz.
-
Die Grundschule Süderneuland in der Wurzeldeicher Straße am 24. April 2005.
Einzelnachweise
Literatur
- Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 136-139