Stilkenboom

Aus Norder Stadtgeschichte
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Stilkenboom

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Basisdaten
Gründung 1846
Auflösung um 1972
Rechtsform unbekannt
Hauptsitz Brückstraße 16

26506 Norden

Stilkenboom war ein überregional bekanntes Wagenbauunternehmen mit Sitz in Süderneuland I bzw. Süderneuland II. Sie war von großer Bedeutung für das Wachstum der einstmals noch selbstständigen Gemeinden. Neben dem klassischen Wagenbau betrieb das Unternehmen auch eine Fahrschule sowie in den letzten Jahren ebenfalls einen Kraftfahrzeughandel (BMW-Vertragspartner).

Geschichte

Das Wagen- und Karroseriebauunternehmen wurde 1846 von Friedrich Karl Stilkenboom gegründet und begann als kleine Stellmacherei (Wagenbauer). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte es sich zu einem überregional bekannten Wagenbauunternehmen. Zur Produktionspalette gehörten zunächst hochrädrige Wattwagen, mit denen Inselbesucher vom ankernden Schiff zur Insel gebracht wurden. Anlegestellen waren auf der meisten Inseln seinerzeit noch nicht vorhanden. Weitere Produkte waren u.a. Linienausflugswagen, Sulkies (einachsige Pferdefuhrwerke), Bestattungsfahrzeuge sowie Bootsablaufwagen (eine Art Vorläufer der heutigen Bootsanhänger).[1] Zur Fertigung unterhielt das Unternehmen neben der klassischen Stellmacherei eine eigene Schlosserei, eine Schmiede, eine Polsterei und eine Lackiererei.

Auch war Stilkenboom als Fuhrunternehmen tätig. Nicht wenige Reisende, die es sich leisten konnten, ließen sich von hier aus kutschieren. Dabei kam der Firma sicherlich auch die Lage an der Brückstraße, bis 1847 einzige Zuwegung von Süden her in die Stadt, zu Gute.[2] Mit dem Aufkommen der Motorisierung wandelte sich die Kutschersparte zu einem Kleinbusbetrieb.[3]

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger entwickelte die Firma sogenannte Raketenwagen, die bei Schiffsstrandungen in Küstennähe zum Einsatz kamen. Von 1898 bis 1926 stellte Stilkenboom auch Eisenbahnwaggons, u.a. für die Inselbahn Juist, her.[4] Auch Leiterwagen für die Feuerwehr wurden produziert.[5] Um 1900 bis etwa vor Ersten Weltkrieg beschäftigte das Unternehmen gut 25 Angestellte.[6]

Werbung aus dem Norder Adressbuch von 1926.

Um 1938 kam es zu einem Brand auf dem Betriebsgelände, durch das mindestens ein Gebäude schwer zu Schaden kam.[7] Nachdem das Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal einen Aufschwung durch den Verkauf von Hanomag-Raupenschleppern und Traktoren an Bauern erlebte, geriet sie in den späten 1960er Jahren in wirtschaftliche Not. Da sich kein Nachfolger fand, der imstande gewesen wäre, das Traditionsunternehmen den Erfordernissen der modernen Zeit anzupassen, musste es Anfang der 1970er Jahre schließen.[3] Der letzte Standort befand sich an der Brückstraße 16.[5] Heute hat hier ein Getränkegroßhandel seinen Sitz.

Inselbahn Juist

Während viele Fahrzeuge der Inselbahn Juist nach Einstellung des Betriebs weitergegeben oder verschrottet wurden, blieb Lok Carl II als einzige der alten Loks noch als Denkmal auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände auf Juist. 2004 wurde sie aber an die Märkische Museums-Eisenbahn in Plettenberg abgegeben. Dort waren schon der Triebwagen Nr. 1 ebenso wie ein Personenwagen. Triebwagen Nr. 2 befindet sich, wie auch zwei Personenwagen von der Firma Stilkenboom und ein weiterer Personenwagen der Juister Inselbahn, in der Sammlung des DEV in Bruchhausen-Vilsen; alle vier Fahrzeuge sind nach wie vor einsatzfähig. Triebwagen T 3 und T 5 wurden auf Norderney verschrottet, T 4 ging zunächst in den Besitz der Inselbahn Langeoog und dann in den der Harzer Schmalspurbahnen über. Die Personenwagen wurden bis auf die erwähnten Museumsexemplare verschrottet oder umgebaut.[8]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Kurzbeschreibung des Unternehmens auf Tradition-Fahrkunst.de, abgerufen am 20. April 2021
  2. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 174
  3. 3,0 3,1 Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 0270482.jpg)
  4. Wagenverzeichnis auf Inselbahn.de, abgerufen am 20. April 2021
  5. 5,0 5,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 177
  6. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 152
  7. Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 0717047.jpg)
  8. Geschichte der Inselbahn Juist, auf Wikipedia, abgerufen am 1. September 2022

Siehe auch