Idzinga
Idzinga | |
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Basisdaten | |
Ersterwähnung | 1278 |
Einflussbereich | Ostlintel |
Stammsitz | Idzingaburg |
Die Idzinga waren eines der ältesten Norder Häuptlingsgeschlechter, deren Machthöhepunkt zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert zu finden ist. Das Geschlecht erlosch im Jahr 1439 mit dem Tod der letzten Namensträgerin, Hima Idzinga. Nach ihnen ist unter anderem Itzendorf benannt.
Geschichte
Die Idzinga residierten ursprünglich auf einem 1342 ausdrücklich erwähnten Gut in dem nach ihnen benannten Itzendorf. Aufgrund schwerer Sturmfluten wurde die Burg aufgegeben und das dazugehörige Land im 16. Jahrhundert ausgedeicht. Bei der Weihnachtsflut von 1717 wurden das restliche Land und die Höfe vom Meer gänzlich weggerissen. Die Ortschaft war seither verloren.[1] Nach der Aufgabe der Burg verlagerten die Idzinga ihr Machtzentrum nach Ostlintel, wo sie im Bereich der heutigen Straßenzüge Ulmenweg und Linteler Straße bzw. Flökershauser Weg die Idzingaburg erbauten. Teilweise wird ihnen zudem nachgesagt, für den Bau der Oldeborg an der südwestlichen Ecke des Norder Marktplatzes verantwortlich zu sein.
Der älteste bekannte Namensträger der Familie war Hicco Ytzinga, urkundlich genannt 1278 unter den advocati et iudices terre Nordensis universis und 1277 als Consul (Richter; friesisch: Redjeve) des Norderlandes. Stammvater der Idzinga dürfte eine Person mit dem Namen Idze oder vergleichbar gewesen sein. Gemäß alter friesischer Namensgebung bedeutet die Endung -nga soviel wie aus der Sippe des (Manninga, Uldinga, ...). Allerdings ist eine Existenz der Familie wesentlich früher anzunehmen, da 1854 bei Grabungen an der Idzingaburg eine zu einer Brosche umgearbeitete spanisch-afrikanische Münze gefunden wurde, die darauf hinweist, dass Angehörige der Idzinga am Fünften Kreuzzug in das Heilige Land teilgenommen haben könnten (oder diese Brosche als Geschenk erhielten).[2]
Im Jahre 1337 tritt ein Poppo Ytzinga als einer der consules et advocati terrae Nordensis (übersetzt: Richter und Fürsprecher des Norderlandes) in Erscheinung, 1340 siegelte wiederum ein Hicko Itzinga mit S. ADVOCATORV(M) ET CONSULUM TERRE NORDE. Dieser war vermutlich ein Enkel des erstgenannten Hicco Ytzinga, da früher die Nachkommen oftmals den Namen ihrer Väter oder Größväter bekamen. Hicko führte das erste nachweisbare Wappen der Idzinga, einen nach heraldisch links auffliegenden Adler. Er heiratete wohl eine Frau namens Dyurled, aus der Ehe gingen sein Sohn namens Evenardus und eine Tochter mit Namen Idze hervor. Idze heiratete Eger, den Sohn des Häuptlings Hero Eylwerdessen (Olde Hero) von Dornum und wurde damit zur Ahnherrin der Häuptlingsfamilie Kankena von Dornum.
Evenardus Idzinga (genannt: Evenardus Ytzengh) erschien 1367 zusammen mit Martin Cirksena (genannt: Martin Zyertza) und Hylo Attena (genannt: Hylo Attana) als advocati terre Nordensis. Noch im selben Jahr nannten sie sich advocati et capitales terre Nordensis, womit sie wohl ihren Aufstieg zu Häuptlingen (capitales) beurkundeten. Evenardus hinterließ keinen männlichen Nachfolger, jedoch eine Tochter namens Djudelt (auch Diudleta, Djurled, Djulke oder Dudelef geschrieben), welche nach ihrer Großmutter benannt wurde.
Djudelt Itzingha heiratete Liuward Abdena, Drost von Emden, der den Namen seiner Frau annahm und mit S: LINWARDI ITZINGHA siegelte. Im Siegelbild sind unter dem Abbild des Heiligen Ludger zwei Wappenschilde zu sehen, die beide einen Löwen zeigen. Der erste Schild zeigt jenen der Abdena von Emden, die dieses Wappen nachweislich führten, der zweite ist wohl den Idzinga zuzuordnen. Daraus kann geschlossen werden, dass Djudelts Vater Evenardus wohl auch bereits einen Löwen im Wappen geführt haben muss. Die Kenntnis über die Existenz solcher Tiere zeugt davon, dass die ostfriesischen Häuptlinge verhältnismäßig gebildet waren bzw. durchaus Weltkenntnis hatten.
1387 wird in Upgant (Samtgemeinde Brookmerland) ein Enrico Ytsinga erwähnt. Inwiefern dieser zum Stamm der Idzinga gehört, lässt sich jedoch nicht mehr nachvollziehen. Gleiches gilt für die im 16. Jahrhundert dort erwähnten Familien Itzen und Ytz.
Liuwards Nachfolger als Häuptling zu Norden wurde sein Sohn Evenard, der als letzter männlicher Idzinga im Jahr 1414 bei Farmsum in einer Schlacht gegen Truppen aus Groningen fiel. Aus seiner Ehe mit Sibbe Allena, der Tochter des Häuptlings zu Osterhusen, Folkmar Allena, ging die Erbtochter Hima hervor, welche Udo Fockena, den Sohn Focko Ukenas, heiratete. Udo Focken war Erbauer eines der ersten Deiche in Norden. Er fiel 1433 in der Schlacht von Bargebur, Hima starb 1439 kinderlos im Kloster Marienthal. Damit endete die stolze Geschichte der Idzinga. Fortan waren die Cirksena das dominierende Geschlecht.
Wappen
Das Wappen der Idzinga zeigte drei goldene Sporenräder. Hierdurch fanden diese Einzug in das Norder Stadtwappen.[3]
Auf einer Goldmünze, die Udo Focken zwischen 1427 und 1430 prägen ließ, sieht man in einem Dreipass den Ukena’schen Löwen, begleitet in den drei Ecken von je einem Wappenschild, welches ein Sporenrad (auch als sechsstrahliger Stern bezeichnet) zeigt.[4] Er wollte damit offenkundig seine eheliche Verbindung mit diesem Geschlecht zum Ausdruck bringen.
Einzelnachweise
- ↑ EBIDAT - Die Burgdatenbank, abgerufen am 31. März 2021
- ↑ Haddinga, Johann / Stromann, Martin (2000): Norden/Norddeich - Eine ostfriesische Küstenstadt stellt sich vor, Norden, S. 33
- ↑ Rietstap, Johannes Baptista (1938): Illustriertes allgemeines Wappenbuch, Lyon
- ↑ van Lengen, Hajo (2003): Die friesische Freiheit des Mittelalters, Aurich, S. 105f.
Quellenverzeichnis
- Emder Jahrbuch im Bibliothekbestand der Ostfriesischen Landschaft
- Familienstammbaum der von Jemgum beim Verein für Computergenealogie
- Friedländer, Ernst (1878): Ostfriesisches Urkundenbuch, Bd. 1. Emden, Nr. 104
- Friedländer, Ernst (1878): Ostfriesisches Urkundenbuch, Bd. 1. Emden, Nr. 157
- Friedländer, Ernst (1881): Ostfriesisches Urkundenbuch, Bd. 2. Emden, Nr. 1680
- Koerner, Bernhard (1938): Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 103. Görlitz
- Möhlmann, Günther (1959): Norder Annalen
- Salomon, Almuth (2003): Die Attena. In: Emder Jahrbuch 83
- van Lengen, Hajo (2003): Die friesische Freiheit des Mittelalters. Aurich, S. 105f.