Kankena

Aus Norder Stadtgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kankena

Basisdaten
Ersterwähnung 13. Jahrhundert
Einflussbereich wechselnd
Stammsitz Osterburg in Dornum

Die Kankena waren eine bedeutende ostfriesische Häuptlingsfamilie, deren Herrschaftsbereich sich vor allem auf Dornum sowie Friedeburg erstreckte. Möglicherweise waren sie die Erbauer des heute als Vossenhus bekannten Gebäudes am Marktplatz.[1]

Geschichte

Die Kankena gehören zu den alten vornehmen Geschlechtern im östlichen Friesland. Ihre ursprüngliche Machtbasis ist im Gebiet von Reepsholt zu suchen. Die Hilmersburg und die Burg zu Dose (nördlich und südlich von Lopsum) waren der Überlieferung nach alter Familienbesitz. Noch im Spätmittelalter gab es überall im Amt Friedeburg Grundbesitz der Familie Kankena. Die ältesten mit Namen nachweisbaren Vertreter der Familie sind in Östringen nachweisbar, so um 1380 Hedde Kanken als Vogt Popke Inens (oder Edo Wiemkens d. Ä.) auf der Sengwarder Kirche und zwei Geistliche der Schortenser Kirche, Hilmer und Hereko. Wahrscheinlich waren auch Hilmerd und Hikicus Bemmana, die 1355 eine Sühne beschworen, Angehörige der Familie Kankena. Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Familien Östringens und den Häuptlingen von Landeswarfen waren vielfältig.

Über die Rolle der Kankena im 13. und 14. Jahrhundert sind nur Vermutungen möglich. Ihre Besitzungen lagen im Bereich der Friesischen Heerstraße, die als königliche Straße unter dem Schutz der Oldenburger Grafen stand. Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts bestanden geordnete Beziehungen der Östringer zu den Grafen von Oldenburg. Es spricht vieles dafür, dass die Kankena bis zu diesem Zeitpunkt die Vertrauensleute der Grafen von Oldenburg waren. Auch später noch bis ins 15. Jahrhundert hinein haben die Kankena engere Beziehungen als andere zu den Grafen von Oldenburg unterhalten. Der erste Landeshäuptling des Jeverlandes, Fredo, erbaute in den Jahren nach 1359 im Verein mit den Harlingern, wohl den Kankena, die Friedeburg als Straßensperre gegen feindliche Einfälle an der Friesischen Heerstraße. Sie wurde als Landesburg auf Ländereien der Kankena errichtet. In den Machtkämpfen der folgenden Jahrzehnte wechselte sie mehrfach den Besitzer. Als die Landesgemeinden 1435 wieder in den Besitz der Friedeburg gelangten, setzten sie Hilmer to Repesholte als Befehlshaber ein, weil der Grund und Boden den Kankena gehörte.

Ihm folgte sein Sohn Sirik (Cirk), der die Friedeburg wie sein Eigentum behandelte und sich als Häuptling von Friedeburg eine große Selbständigkeit bewahrte. Er hatte keine legitimen Nachkommen, sein Bruder Haro und sein Neffe Tiart verzichteten auf das Erbe. So vermachte er die Burg seinem Verwandten Hero Omken. Dieser aber war noch unmündig, weshalb dessen Vormund Hero Mauritz Kankena aus der Wittmunder Linie die Burg in Besitz nahm, obwohl er nicht der nächste Erbe war. Als er aber kurze Zeit darauf in oldenburgische Gefangenschaft geriet und das hohe Lösegeld nicht bezahlen konnte, zwang Gräfin Theda ihn, ihr die Friedeburg im Tausch gegen die Westerburg in Dornum zu überlassen. Damit waren die Kankena endgültig aus der ursprünglichen Heimat ihres Geschlechtes verschwunden.

Der genaue Zusammenhang der Wittmunder mit der Friedeburger Linie ist nicht mehr feststellbar, wie überhaupt viele genealogische Fragen offenbleiben müssen. Wahrscheinlich schon im 13. Jahrhundert, spätestens aber im 14. Jahrhundert drangen die Kankena der Friesischen Heerstraße folgend weiter nach Westen vor. An der Grenze zwischen Östringen und dem Harlingerland liegt am südlichen Arm des Leerhafer Tiefs (Südertief) die Burgstelle Borgholt. Nach Lage und Zeitstellung (12.-14. Jahrhundert) muss man annehmen, dass es sich um eine Landesburg der Östringer Landesgemeinde handelt. Angesichts der Position der Kankena im Reepsholter Gebiet und in Wittmund kommt am ehesten ein Kankena als Befehlshaber bzw. Inhaber der Burg in Betracht.

Spätestens um die Mitte des 14. Jahrhunderts müssen die Kankena in Wittmund Fuß gefasst haben. Wahrscheinlich haben sie hier eine der alten vornehmen Familien des Harlingerlandes beerbt. Durch seine Sendkirche war Wittmund der Mittelpunkt eines großen Sendgerichtsbezirks. Außerdem war es der Hauptort dieses Landesviertels. Nachdem Wittmund durch den Einbruch der Harlebucht zu einem Hafenort geworden war, wurde der Besitz dieses Ortes noch erstrebenswerter. Daher war die Burg von Wittmund auf der Kirchwarf auch immer wieder umkämpft seit die tom Brook begonnen hatten, ihren Machtbereich auf das Harlingerland auszuweiten. Als 1400 Landesgemeinden und Häuptlinge einen Frieden mit den Hansestädten schlossen, befand sich Wittmund im Besitz Keno tom Broks. Die in der Urkunde genannten Konko Hikna und sein Sohn Hikka müssen auf einer ihrer anderen Burgen im Harlingerland ansässig gewesen sein.

Erst Focko Ukena verhalf ihnen wieder zu ihrer Burg Wittmund. Gegen den Machtanspruch der Cirksena und Junker Sibos von Esens und Stedesdorf konnten sie sich aber nicht behaupten. Tanne Kankena verlor zuerst 1442 die Westerburg in Dornum, das Erbe seiner Gemahlin Idze von Dornum, an Ulrich Cirksena, dann 1461 durch Verrat auch Burg und Herrlichkeit Wittmund an Junker Sibo. Durch fortgesetzte Kriegszüge brachte er diesen dazu, ihm im Tausch für Wittmund sein väterliches Erbe, die Osterburg in Dornum, wiederzugeben.

Tannes Vetter Mauricius hatte Etta von Dornum geheiratet, deren Erbe die Norderburg war. Er konnte diesen Besitz gegen die Cirksena behaupten. Seine Söhne Propst Hicko von Emden und Hero Mauritz waren treue Diener Gräfin Thedas und ihrer Söhne sowie Junker Sibos von Esens. Auch die Söhne von Hero Mauritz haben eine größere Rolle in der Landespolitik gespielt. Die Westerburg in Dornum gelangte im Tausch gegen die Friedeburg in den Besitz von Hero Mauritz Kankena. Damit befanden sich sämtliche Herrlichkeitsrechte in Dornum in den Händen von Mauricius und Tanne Kankena sowie ihren Nachkommen. Sie haben ihren Anspruch auf Wittmund und die Herkunftsbezeichnung von Wittmund aber niemals aufgegeben. Alle Kankena waren wegen der mangelhaften Entschädigung für Wittmund und fortgesetzter Entfremdung von Landbesitz Feinde Hero Omkens und seiner Nachkommen. Dies hat zur Herauslösung der Herrlichkeit Dornum aus dem Harlingerland geführt.

Quellenverzeichnis

Einzelnachweise

Siehe auch

  1. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 46