Weihnachtsflut

Aus Norder Stadtgeschichte
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Die Weihnachtsflut war eine schwere Sturmflut, die die Nordseeküste Kontinentaleuropas vom 24. auf den 25. Dezember 1717 heimsuchte. Der Ort führte auch in Norden und Umgebung zu schweren Schäden infolge von Deichbrüchen, unter anderem wurde die Ortschaft Itzendorf im heutigen Stadtteil Westermarsch II weitläufig zerstört und musste aufgegeben werden.

Entstehung

Die Flut wurde von einem plötzlich einsetzenden Nordweststurm verursacht. Zwischen den Niederlanden und Dänemark kam es zu zahlreichen Deichbrüchen und verheerenden Überschwemmungen, der tausende Menschen (vermutlich 2.752)[1] und hunderte Gebäude zum Opfer fielen. Auch die Stadt und das Umland wurden schwer von den Fluten getroffen. Die Ortschaft Itzendorf im nördlichen Teil der Westermarsch musste aufgegeben werden.[2] Das Wasser drang sogar bis in die Bargeburer Kirche und stand dort etwa "2 Fuß und 2 Daumen hoch".[3] Das Wasser drang hier jedoch nicht von seeseits, sondern vom überlaufenden Norder Tief ein.

Der Westermarscher Seedeich wurde schwer beschädigt und an sechs Stellen völlig durchbrochen. An vier Durchbrüchen bildeten sich tiefe Kolke. Vier dieser Deichbrüche befanden sich im Gebiet um Itzendorf, viele Einwohner fanden dabei den Tod und die Bausubstanz wurde schwer beschädigt. Zunächst versuchten die überlebenden Bewohner, ihr Dorf wieder zu sichern. Drei Jahre später richtet die Neujahrsflut vom 31. Dezember 1720 auf den 1. Januar 1721 verheerende Schäden an. Itzendorf wurde dabei völlig zerstört. Nach erfolglosen Instandsetzungsversuchen wurde die alte Deichlinie 1721 endgültig aufgegeben, der südlich des Ortes gelegene Notdeich zum Seedeich ausgebaut und Itzendorf damit ausgedeicht.[4]

Die Fluten reichten gar bis in den Innenstadtbereich von Norden und sollen bis 8 Fuß hoch (etwa 2,50) gereicht haben. 418 Tote werden in den Sterberegistern der Ludgerigemeinde vermerkt. Allein in Westermarsch I und Westermarsch II sollen 183 Menschen, 190 Pferde, 41 Fohlen, 306 Kühe, 74 Kälber, 254 Schafe und 72 Schweine in den eisigen Fluten ertrunken sein. 53 Häuser wurden vom Meer weggespült, nur erhöhte, auf Warften liegende Höfe bleiben verschont.[5] Ähnlich verheerend fiel die Situation im restlichen Amt Norden aus, wo weitere 282 Menschen ums Leben gekommen, zahlreiche Tiere verendet und 83 weggespült worden sein sollen. Erst 1723 wurden die Deiche wieder aufgebaut, nachdem Ostfriesland eine Summe von 1.200.000 Holländische Gulden aufnahm.[6]

Indirekt hatten die Fluten auch Einfluss auf die Wiederkehr der katholischen Christen von Lütetsburg nach Norden. Das von den Katholiken nach ihrer Vertreibung aus Norden im Zuge der Reformation als Gotteshaus genutzte Privathaus eines Lütetsburger Bürgers wurde in den Fluten zerstört. Der faktische Leiter der Gemeinde, Michael Klümper, konnte beim Magistrat sowie dem Stadtrat erreichen, dass den Katholiken die Glaubensausübung im Wohnhaus des Ratsherren Winkeback erlaubt wurde.[7] Auch führte die Weihnachtsflut durch die daraus resultierende Armut und Not der Bevölkerung zum sogenannten Appell-Krieg.[6]

Einzelnachweise

  1. Uphoff, Rolf: Biographie des Georg Albrecht von Ostfriesland, veröffentlicht in der Personendatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  2. Riemann, Friedrich (1931): Die Weihnachtsflut des Jahres 1717. In: Geschichte des Jeverlands. Band 3, Fünftes Buch, Kapitel 10, Jever, S. 228–249
  3. Geschichte der Reformierten Gemeinde Lütetsburg-Norden, abgerufen am 29. März 2021
  4. Ohlig, Christoph (2005): Ostfriesland und das Land Oldenburg im Schutz der Deiche und weitere wasserhistorische Beiträge, S. 36
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 33
  6. 6,0 6,1 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 72
  7. Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 13

Siehe auch