Burggraben
Burggraben | |
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Basisdaten | |
Stadtteil/-viertel | Norden |
Erschließungsjahr | um oder vor 1285 |
Namensgebung | unbekannt |
Historische Namen | Am Burggraben
Burggraft |
Der Burggraben (früher auch: Am Burggraben) ist eine Landesstraße (L 27) in Norden. Die Straße führt den aus nordöstlicher Richtung kommenden Straßenverlauf der Straße Am Markt in südöstliche Richtung fort, bis sie in die Bahnhofstraße übergeht. Südwestlich grenzen die Fabriciusstraße, die Knyphausenstraße und die Schlachthausstraße an. Nordöstlich Am Alten Siel und die Gaswerkstraße. Gekreuzt wird der Burggraben in seinen südlichen Ausläufern von Am Hafen.
Geschichte
Herkunft des Namens
Ihren Namen hat die Straße von der Olde Borg (Alte Burg) bekommen, die im Winkel der Straßen Burggraben und Hooge Riege auf einem vier Diemat großen Flurstück mit einem tiefen Graben außerhalb der damaligen Stadtgrenze lag und wohl von dem Häuptlingsgeschlecht der Idzinga erbaut wurden. Die Häuser auf dem östlichen Straßenzug waren vermutlich für die Burgbediensteten vorgesehen.[1] Ubbo Emmius unterscheidet zwischen der neuen und alten Burg und schreibt: "...die alte Burg, die sehr nahe bei den Deichen mit der Stadt (Norden) zusammenhing".
Entwicklung
Der Straßenverlauf wurde im Laufe der Jahre mehrfach geändert. Noch um 1895 verlief er in gerader Linie vom Marktplatz bis zum Norder Hafen und umfasste dabei auch die heutige Schlachthausstraße.[2] Bis zum Neubau der Umgehungsstraße war der Burggraben zudem Teil der Bundesstraße 72. Historische Straßenbezeichnungen sind Am Burggraben und Burggraft.
Historisch betrachtet war der Burggraben als einzige Straße der Stadt lange Zeit keiner Kluft zugeordnet.[3] Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie in die Hausnummerierung mit einbezogen.[4] Dies ist wohl noch in gesonderten Privilegien des ehemaligen Burgherren begründet. Der Burgherr knüpfte die Baugenehmigung für die erste Bebauung entlang des heutigen Straßenzuges an die Bedingung, dass die Bewohner ihm fortan entgeltlos für Botengänge zur Verfügung stehen mussten. Dieses Privileg ging offenbar im Laufe der Zeit an den Amtsverwalter über.[5]
Der alte Teil der Molkereilohne zählte um 1909 noch zum Burggraben. Die Großeltern von Claus Herlyn besaßen - urkundlich belegt - ein Hausgrundstück am Burggraben 29, welches nach heutiger Bezeichnugn die Anschrift Molkereilohne 4 trägt.[6] Das ist ja insofern besonders interessant, da auch die Hooge Riege zum Burggraben zählte und man nun noch anhand der Molkereilohne den alten Verlauf des Burggrabens (im eigentlichen Sinne, also des Wassergrabens der Burg) vermuten kann.
Im Mai 1954 fand ein Schüler am Südabhang der Mennonitenlohne einen bearbeiteten Stein. Man ging zunächst davon aus, dass dieser aus der Zeit der ersten nachweisbaren Besiedlung des Gebietes, sprich etwa 2.500 bis 1.800 vor Christus, stammte. Spätere Deutungen wiesen jedoch daraufhin, dass dieser Stein vermutlich aus dem Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit stammt. Der Fundort und die jüngeren Erkenntnisse lassen die Vermutung zu, dass dieser Stein dem Umfeld der Olde Borg oder gar dieser selbst entstammen könnte.
1976 wurde die Straße erheblich ausgebaut und erweitert, um dem wachsenden Straßenverkehr Herr zu werden.[7] Dabei entgingen die historischen Bauten des Burggrabens nur knapp dem Schicksal der benachbarten Bauten von Kirchstraße, Sielstraße sowie der umliegenden Wege, die im Rahmen der Altstadtsanierung abgebrochen wurden. Norden verlor dadurch unwiederbringlich einen Großteil seiner historischen Bausubstanz. Die dort entstandenen, nichtssagenden Hochhäusern führten vereinzelt bereits im Vorfeld, aber insbesondere wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung zu massiver Kritik und einem kollektiven Umdenken, sodass man die Häuser am Burggraben bewahrte und bis 1991 sanierte, anstatt sie zu planieren.[8][9] Bei der Rettung dieser alten Häuser zeichnete sich vor allem Investor Gustav Claashen aus.
Seit Ende der Straßenbauarbeiten im Jahre 1978 verläuft der Burggraben schließlich in seiner heutigen Form, sodass die Schlachthausstraße schließlich zu einer eigenen, vom Burggraben abgegrenzten Straße wurde. Der ehemalige Straßenverlauf dort ist jedoch noch gut erkennbar. Hier befinden sich, hinter Bäumen versteckt, mehrere Parkplätze.
Bis zu einer Änderung der Verkehrsführung im Jahre 2012 war der Burggraben eine gen Süden führende Einbahnstraße. Die Heringstraße führte wiederum in nördliche Richtung.
Gebäude und Plätze
Entlang der Straße befinden sich hauptsächlich Wohnhäuser. Insbesondere jene, die auf der östlichen Straßenseite zwischen Am Markt und Am Alten Siel liegen spiegeln den einstigen Charakter der heute mit Wohnblocks überbauten Siedlung rund um die Kirchstraße und Sielstraße wider. Die Westseite konnte erst nach 1929 nach Fertigstellung des Leybuchtsiels bebaut werden, denn das niedrig gelegene Land war nicht sturmflutsicher. Im Hypothekenbuch ist zu lesen: "Sämtliche Einwohner bey der Burggrafte sind schuldig zu laufen, wohin der Amtsverwalter zu Norden die zu senden nötig findet. Was über 2 Meilen ist, wird ihnen bezahlet, als wenn etwa einer nach Wittmund zu schicken wäre, so wird ihm wegen der dritten Meile das Bothenlohn gegeben.".[5][10]
Trivia
Zwischen den Häusern 15 und 16 befand sich früher eine etwa 70 Meter lange Lohne, die den Burggraben mit der Kirchstraße verband. Diese gerade einmal 0,67 Meter breite Lohne erhielt ihren unrühmlichen Namen Schgietenlohntje (sinngemäß: Scheißereilohne) durch Hunde, die dort ihre Notdurft verrichteten. Trotzdem war sie eine sehr frequentierte Lohne und ebenso wie Steenbalgen, die Coneruslohne und die Große Lohne eine wichtige Querverbindung zwischen dem Neuen Weg und den westlichen Stadtvierteln.[11]
Galerie
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Die Zwillingsmühlen und der Hof Carls am Norder Hafen. Mittig des Bilds verläuft heute die Neue Mühlenbrücke.
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Aufnahme aus der Zeit um 1950.
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Aufnahme aus der Zeit um 1950.
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Aufnahme aus der Zeit um 1950.
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Alter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg (um 1950).
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Aufnahme aus der Zeit um 1955.
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Der Burggraben und die alte Götz-Filiale in der Zeit um 1955.
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Ansicht in der Zeit um 1965.
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Aufnahme vom 22. September 1965.
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Aufnahme aus der Zeit um 1970.
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Aufnahme aus dem Jahr 1976.
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Ausbau des Burggrabens (Höhe Knyphausenstraße - Aufnahme vom 22. April 1979.
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Mit Blick zum Norder Hafen - Aufnahme vom 22. April 1979.
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Blick in nördliche Richtung, rechts Kehre wieder - Aufnahme vom 22. April 1979.
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Blick in Richtung Sielstraße - Aufnahme vom 21. Mai 2006.
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Blick in Richtung Norder Tief mit alter Verkehrsführung - Aufnahme vom 13. Mai 2009.
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Blick in die Straße, hier noch mit alter Verkehrsführung. Rechts das SPD-Heim - Aufnahme vom 13. Mai 2010.
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Blick in die Straße, jetzt mit neuer Verkehrsführung - Aufnahme vom 26. November 2012.
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Häuserzeile - Aufnahme vom 14. April 2015.
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Burggraben 7 - hier noch mit Friseurgeschäft - Aufnahme vom 10. April 2005.
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Burggraben 7 - Renovierung - Aufnahme vom 30. Juni 2019.
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Das Grundstück von Hausnummer 13 nach dem Abriss - Aufnahme vom 10. April 2005.
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Beginn des Neubaus bei Nr. 13 - Aufnahme vom 20. Juli 2011.
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Burggraben 13 - Fertigstellung der Nr. 13 - Aufnahme vom 16. April 2014.
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Burggraben 33 - Autovermietung Janssen - Aufnahme vom 21. Mai 2006.
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Blick auf Circus Bernardo - Aufnahme vom 16. August 2017.
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Burggraben 41 - Aufnahme vom 1. Mai 2005.
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Burggraben 41 - nach Renovierung - Aufnahme vom 17. September 2006.
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Burggraben 46 - Aufnahme vom 1. Mai 2005.
Einzelnachweise
- ↑ Übersicht über sach- und personenbezogene Straßennamen der Stadt Norden
- ↑ Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
- ↑ Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9
- ↑ Cremer, Ufke (1938): Die Hausnummern Nordens im Jahre 1812, Norden, S. 1
- ↑ 5,0 5,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 195
- ↑ Angaben von Claus Herlyn unter dem facebook-Beitrag zum Burggraben am 22. Juli 2023
- ↑ Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 79
- ↑ Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 24
- ↑ Medienzentrum des Landkreises Aurich (Bildarchiv: 0270538.jpg)
- ↑ Schreiber, Gretje (1999): Norder Häuser, Bewohner Burggraben, Hooge Riege, Mennonitenlohne (I), in: Ostfriesischer Kurier 31.Juli / 1. August 1999, S. 7 mit Ergänzungen
- ↑ Undatierter Bericht im Ostfriesischen Kurier, zur Verfügung gestellt von Claus Herlyn