Norddeicher Straße
Norddeicher Straße | |
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Basisdaten | |
Stadtteil/-viertel | Norden und Norddeich |
Erschließungsjahr | unbekannt |
Namensgebung | nach 1919 |
Historische Namen | Badestraße
Breite Lohne Hohenzollernstraße Norder Straße Norddeicher Chaussee |
Die Norddeicher Straße ist eine Landesstraße (L 27) in Norden und Norddeich. Sie grenzt im Nordwesten an die Badestraße und die Tunnelstraße und führt bis ins Norder Stadtzentrum, wo sie Am Markt endet. Nach der Bundesstraße ist sie die mit Abstand längste Straße der Stadt.
Geschichte
Herkunft des Namens
Die Straße führt von Norden nach Norddeich, woraus sich ihr Name erklärt.
Entwicklung
Die Norddeicher Straße beginnt Am Markt und endet an der Zufahrt zum Norddeicher Hafen. 1882 wurde sie ab dem Brummelkamp auch Norddeicher Chaussee genannt. Der andere, südliche Teil der Norddeicher Straße hieß 1882 Norder Straße oder auch Breite Lohne. Heute ist sie die Hauptstraße von Norden nach Norddeich.[1]
Der frühere Name Norder Straße kann als Pendant zu der nach Osten führenden Osterstraße und der nach Westen führenden Westerstraße verstanden werden. Im Norddeicher Teil hieß die Straße zu preußischen Zeiten Hohenzollernstraße, benannt nach dem Geschlecht der Hohenzollern, aus denen auch die letzten deutschen Kaiser hervorgingen. In den Grenzen der Sandbauerschaft hieß die Norddeicher Straße noch Badestraße, war jedoch mit der heutigen Badestraße in Norddeich keinesfalls identisch und in Norden in seinen Grenzen vor 1919 (Eingemeindung der Sandbauerschaft) noch Hohenzollernstraße.[2][3] Um 1919 (bis spätestens 1926) wurde die Straße dann gänzlich in Hohenzollernstraße umbenannt.[2]
Wie auch an der Bahnhofstraße und der Linteler Straße errichteten mehrere wohlhabende Großbauern, vorwiegend aus der Westermarsch, um die Jahrhundertwende (um 1900) ihre Alterssitze als prachtvolle Stadtvillen, zumeist im Jugendstil.[4] Anhand der preußischen Grundkarte von ca. 1895 ist erkennbar, dass sich der Straßenverlauf spätestens seitdem nicht geändert hat.[5] In den Folgejahren entwickelte sie sich immer mehr zu einer Hauptstraße, durch die zahlreiche Erholungssuchende mit ihren Kutschen (und später Kraftfahrzeugen) nach Norddeich fuhren. Schon im Sommer 1929 berichtete der Ostfriesischer Kurier über einen regen Kraftfahrzeugverkehr auf der Norddeicher Straße.[6] Bis zum Bau der Umgehungsstraße vergingen dennoch gut 80 Jahre nach diesem Zeitungsbericht.
Im Eingemeindungsvertrag von 1919 zwischen der Stadt Norden und der Sandbauerschaft wurde festgehalten, dass die Hohenzollernstraße zu den ersten Straßen gehörte sollte, auf die die städtische Straßenbeleuchtung sowie die Energieversorgung (bis zur Parkstraße) ausgeweitet werden solle.[3]
1964 bis 1965 sowie erneut 1971 wurde die Straße erheblich verbreitert bzw. ausgebaut.[7][8] Den Baumaßnahmen mussten neben ganzen Gebäuden, wie etwa das Haus Am Markt 54, auch die Einfriedungsmauer mit Zaunelementen vor dem Hauptgebäude des Ulrichsgymnasiums weichen.[8] Ebenso mussten die alleeartige Bepflanzung sowie die zahlreichen und prachtvollen Vorgärten der Stadtvillen weichen und verschwanden hierdurch für immer aus dem Stadtbild.[7] Entsprechend des Zeitgeistes zerstörten die Stadtplaner den historischen Anblick der Straße unwiderruflich zugunsten der vierspurigen Bundesstraße. Erst mit dem Einsetzen eines neuen Bewusstseins wurden zumindest die beiden äußeren Streifen zur Park- bzw. Radverkehrsflächen umgebaut.
Spätestens mit der Eingemeindung der Gemeinde Lintelermarsch musste die Hausnummerierung angepasst werden. Beispielsweise trug das heute als Hotel Möwchen bekannte Gebäude (früher Gastwirtschaft Mudder) früher die Anschrift Hohenzollernstraße 26, die ehemalige Silbermühle hatte die Hausnummer 32.[2]
Gebäude und Plätze
- siehe auch: Liste der Häuser an der Norddeicher Straße
Der Großteil der Gebäude sind Wohnhäuser, jedoch finden sich auch mehrere Geschäfte, Tankstellen und Restaurants entlang der Straße. Zu letzteren gesellen sich insbesondere in Norddeich eine Vielzahl an Hotels und sonstigen Unterkünften für den Fremdenverkehr. Im Norder Teil der Straße wird diese vor allem durch stattliche Villen, zumeist erbaut im Jugendstil in der Zeit um 1900, dominiert. Diese gehören zu den schönsten der Stadt und sind sowohl für das Straßen- als auch das Stadtbild maßgeblich prägend.
Weitere wichtige Gebäude an der Norddeicher Straße sind das Amtsgericht, das Ulrichsgymnasium, die Alte Norddeicher Schule sowie im weiteren Sinne auch das ehemalige Rathaus der Gemeinde Lintelermarsch, das sich jedoch eigentlich im Hattermannsweg befindet.
In früheren Zeiten befanden sich zwischen Gartenstraße und Norddeicher Straße die Fischteiche des Dominikanerklosters.
Galerie
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Diese undatierte Aufnahme zeigt die Fleischerei Styk an der heutigen Norddeicher Straße 152.
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Bäckerei Simon Haake, heute Norddeicher Straße 154.
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Blick in die Straße, links Norddeicher Straße 5 und aufsteigend - Aufnahme aus der Zeit um 1910.
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Aufnahme von 1916.
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Aufnahme von 1917.
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Blick in die Straße, links Norddeicher Straße 15 und aufsteigend - Aufnahme aus der Zeit um 1920.
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Ecke Feldstraße (östlicher Arm) um 1920.
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Ecke Feldstraße (westlicher Arm) um 1920.
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Aufnahme aus der Zeit um 1920.
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Aufnahme aus der Zeit um 1920.
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Ecke Brummelkamp im Jahre 1927.
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Blick auf die Straße in Höhe der Kreuzung zur Feldstraße (um 1930).
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Mit Blick gen Innenstadt (1932).
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In Norddeich mit Blick nach Osten. Hier befand sich später die Getränkehandlung Lottmann (1945).
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Eine Pferdekutsche auf der Norddeicher Straße (1950).
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Die Straße vor ihrem Ausbau, aufgenommen am 21. Juli 1964.
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Altes Wohnhaus an der Kreuzung Westlinteler Weg. Heute Autohaus Kannegiesser. Aufnahme um 1970.
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Mit Blick vom Markt in nördliche Richtung - Aufnahme vom 3. September 1978.
Einzelnachweise
- ↑ Historische Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Lottmann, Elfriede (1998): Fast vergessen: Die Sandbauerschaft. In: Heim und Herd im Ostfriesischen Kurier (April 1998)
- ↑ 3,0 3,1 Ramm, Heinz (1989): Popke Fegter (1874-1946). Sein Leben und sein Wirken im Norderland, Norden, S. 61
- ↑ Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 277
- ↑ Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
- ↑ Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 24
- ↑ 7,0 7,1 Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 110
- ↑ 8,0 8,1 Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 17