Osterpastorei
Osterpastorei | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1573 |
Erbauer | Graf Johann II. |
Bauweise | (verputzter) Ziegelsteinbau |
Erhaltungszustand | erhalten |
Genaue Lage | Am Markt 7
26506 Norden |
Osterpastorei ist der Name eines heute unter Denkmalschutz stehendem Gebäude am östlichen Marktplatz. Es ist eines der wenigen eingeschossigen Bauwerke am Norder Marktplatz und war einst Pfarrsitz.
Geschichte
Das Gebäude wurde im Jahre 1573 auf Geheiß von Graf Johann II. als Dienstwohnung bzw. Amtssitz für den Pastoren der Ludgerikirche erbaut.[1] Dies ist insofern bemerkenswert, als dass das Gebäude für den lutherischen Pfarrer errichtet wurde, Johann II. jedoch strenger Verfechter des reformierten Glaubens war.[2][3]
Der kirchliche Zuständigkeitsbereich des Pfaffers umfasste die Osterkluft, woraus sich der Name Osterpastorei erklärt.[1][4] Das auf der anderen Seite des Marktes liegende Gegenstück der Osterpastorei war die Westerpastorei (Hausnummer 33).[5]
Erstmalig erwähnt wird der oder zumindest ein Vorgängerbau des heutigen Gebäudes als Osthoverlehn, benannt nach jenem an der Bucht von Hilgenriedersiel befindlichen Theel (Länderei im Besitz der Theelacht), das das Auskommen des Pastors finanzierte.[4] Bis 1578 hatte der Pfarrer zudem volles Verfügungsrecht über das Leegemoor und konnte durch Verpachtung bzw. den Torfabbau nicht unerhebliche Einkünfte erzielen. Nachfolgend wurde dieses Privileg jedoch an die Genossenschaft der Altenbürgerlande übertragen.[6]
1606 wurde in dem Gebäude berühmte Hermann Conring geboren, dessen gleichnamiger Vater zu dieser Zeit die Norder Pastorenstelle innehatte.[7] Einen weiteren berühmten Bewohner bekam das inzwischen nicht mehr als Dienstwohnung genutzte Gebäude im 18. Jahrhundert, als der seinerzeit in Norden tätige Johann Christian Reil hier wohnte.[7]
Später fielen auch Süderneuland I, Süderneuland II, Bargebur sowie Halbemond und Lütetsburg einschließlich der Moorriegen östlich der Bundesstraße, die zusammen den ländlichen Pfarrbezirk der Osterpastorei bildeten, in ihren Zuständigkeitsbereich.[8]
Die lutherische Gemeinde blieb noch bis zum 29. März 1784 Besitzer der Osterpastorei. An jenem Tag wurde das Haus von Sabine Elisabeth Voss, geb. Brinkmann, der Witwe des Johann Christoph Voss (Namensgeber des benachbarten Vossenhus) für 1.050 Gulden erworben. Zum 1. Mai 1795 übernahm ihr Sohn Nicolaus Voss das Haus für 700 Reichstaler und ließ den Besitzanteil seiner Geschwister am 23. August 1824 im Grundbuch eintragen.[3]
Um 1830 waren laut Brandkataster Bodo Diedrich Hoppe, um 1863 Fimme H. Selmon, um 1877 der Maler Wilhelm Themann und 1904 die Witwe des Hoteliers Hinderk Ludwig Ploeger Eigentümer des Hauses. Im Adressbuch von 1926 gehörte das Haus dem Arzt Dr. med. Diederich Cremer. Seit spätestens 1950/51 war Familie Schipper, bekannt als Friseur (vorher im nahegelegenen Haus Schipper) Eigentümerin des Hauses und ist es noch bis heute.[3]
Beschreibung
Das Gebäude ist ein vergleichsweise schlichter, verputzter Steinbau. Der Keller besitzt eine Balkendecke. Die Fenster stammen aus dem 19. Jahrhundert.[7]
Galerie
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Die Osterpastorei am 6. April 2003.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 9
- ↑ Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 40
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 40
- ↑ 4,0 4,1 Die Geschichte der Theelacht, abgerufen am 7. September 2021
- ↑ Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 12f.
- ↑ Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 46
- ↑ 7,0 7,1 7,2 Pühl, Eberhard (2007): Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland. Backsteinbauten des 15. bis 19. Jahrhunderts, Oldenburg, S. 180
- ↑ Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 45