Johann Christian Reil
Dr. Johann Christian Reil (* 20. Februar 1759 in Rhaude; † 22. November 1813 in Halle) war ein ostfriesischer Mediziner und Begründer der modernen Psychiatrie, der zeitweise auch in Norden tätig war. Nach ihm sind die Johann-Christian-Reil-Straße und das Johann-Christian-Reil-Haus benannt.
Leben
Reil wurde am 20. Februar 1759 als Sohn des Pastors Johann Julius Friedrich Reil (1716-1780) und dessen Ehefrau Anna Jansen-Streng (1731-1802) geboren. Er hatte vier jüngere Geschwister.
1779 nahm er ein Medizinstudium in Göttingen und ein Jahr später in Halle an der Saale auf, wo er von den Professoren Philipp Friedrich Theodor Meckel und Johann Friedrich Gottlieb Goldhagen (1742–1788) unterrichtet wurde. Durch Goldhagen wurde Reil in die Freimaurerloge "Zu den drei Degen" aufgenommen. Nach seiner Promotion zum Doktor der Medizin und Chirurgie im Jahr 1782 absolvierte Reil in Berlin ein obligatorisches Praktikum für die Approbation als preußischer Arzt. Hier wohnte er bei Henriette und Markus Herz. Letzterer war Arzt am Jüdischen Krankenhaus und beeindruckte Reil durch seine Verbindung der aufklärerischen Philosophie Kants mit der Medizin und den Naturwissenschaften. Anschließend arbeitete Reil einige Jahre als praktischer Arzt in Norden, wo bereits sein Vater als Pastor tätig war. Hier wohnte er in der ehemaligen Osterpastorei und verfasste 1785 einen praktischen Ratgeber mit dem Titel "Diätetischer Hausarzt für meine Landsleute".
Reil erhielt verschiedene Rufe auf andere Professuren, so 1802 nach Göttingen und 1809 nach Freiburg. Zum Dank für seine Verdienste und die Ablehnung des Rufes nach Göttingen schenkte ihm der preußische König Friedrich Wilhelm III. 1803 einen als Weinberg und Schafweide genutzten Berg auf dem Giebichenstein (heute „Reilsberg“). Reil baute hier eine Villa (heute „Reilsvilla“), ließ den Berg zu einem Park umgestalten und suchte sich dort noch zu Lebzeiten ein prähistorisches Steingrab als Grabstätte aus. 1901 wurde auf dem Gelände der Hallesche Bergzoo eröffnet. 1808 wurde Reil außerdem der Titel eines Oberbergrats mit dem dazugehörigen Gehalt verliehen.
1810 gehörte Reil bei der Berliner Universitätsgründung zu den Ratgebern Wilhelm von Humboldts und ließ sich bewegen, auch ein Ordinariat an der Charité zu übernehmen. 1811 wurde er der erste gewählte Dekan der Medizinischen Fakultät und übernahm die Leitung der „Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen“ beim Ministerium des Innern. Dabei setzte sich Reil unter anderem für die Verbesserung der katastrophalen Zustände der Lazarette im gesamten Preußen ein. In den Befreiungskriegen übernahm er Anfang Oktober 1813 die Leitung der Militärhospitäler in Leipzig und Halle. Dort erlebte er die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis zum 18. Oktober 1813, deren 30.000 Verwundete kaum ausreichend versorgt werden konnten. Er selbst erkrankte an Typhus und reiste bereits im Fieber zurück nach Halle, wo er am 22. November 1813 morgens gegen zwei Uhr starb. Er hinterließ zwei Söhne und drei Töchter. Seine Frau starb im Dezember 1813 im Kindbett. 1830 ließ der Schwiegersohn Reils, der Medizinprofessor Peter David Krukenberg, über dem Grab Reils ein sarkophagähnliches Sandsteindenkmal errichten.
Quellenverzeichnis
- Stürzbecher, Manfred (1997): Biographie des Johann Christian Reil, veröffentlicht bei der Ostfriesischen Landschaft