Westerstraße

Aus Norder Stadtgeschichte
(Weitergeleitet von Kleine Westerstraße)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Westerstraße

Die Karte wird geladen …
Basisdaten
Stadtteil/-viertel Norden
Erschließungsjahr vor 1255
Namensgebung 1966
Historische Namen Große Westerstraße

Kleine Westerstraße

Hoogstraat

Straße der SA

Die Westerstraße ist eine Landesstraße (L 27) in Norden. Sie grenzt nordöstlich an Am Markt und südwestlich an einer Kreuzung an die Alleestraße, der Feldpfad und die Knyphausenstraße. Nördliche Nebenstraßen sind die Weberslohne, die Mühlenlohne, die Lentzlohne, die Posthalterslohne und die Bührmannslohne. Dazu kommen als inoffiziell benannte Wege der Apothekers Pad und der Dokters Pad. Südliche Nebenstraßen sind die Mackeriege und die Molkereilohne.

Alte Namen der Straße sind Hoogstraat sowie Straße der SA. Ähnlich wie die Osterstraße war die Westerstraße ebenfalls lange Zeit in eine Kleine Westerstraße und eine Große Westerstraße unterteilt.

Geschichte

Herkunft des Namens

Der Name ergibt sich aus der, vom Stadtkern aus betrachtet, westlichen Lage der Straße.

Es ist anzunehmen, dass die Westerstraße ihren heutigen Namen im Jahr 1966 erhielt, als auch die Osterstraße entsprechend benannt wurde. Bis dahin waren die Bezeichnungen Kleine Westerstraße und Große Westerstraße geläufig (siehe Entwicklung).

Entwicklung

Die Westerstraße gehört wie die Osterstraße zu den ältesten Straßen von Norden und existierte bereits vor 1255.[1][2] Mit einer Höhenlage von 6,25 bis 7,50 Meter über Normalnull (NN) befindet sich die Straße auf dem höchsten Punkt der Norder Geestinsel, weshalb sie historisch auch als Hoogstraat (Hohe bzw. hochgelegene Straße) bezeichnet wurde.[3] Unter anderem aus diesem Grund geht man davon aus, dass der Bereich hier zu den ersten besiedelten in der Umgebung gehörte. In jedem Fall sprechen die annähernd gleiche Größe sowie die reihenartig angelegten Häuser für eine planmäßige Bebauung.

Noch auf dem Stadtplan von 1882 und bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde, wie auch im Falle der Osterstraße, unterschieden in die Kleine Westerstraße und Große Westerstraße. Die Altstadt von Norden endete mit der heutigen Hausnummer (Kleine) Westerstraße 39 auf der südlichen Seite und fing auf der nördlichen Seite mit der Hausnummer 60 an. So fiel das Haus (Kleine) Westerstraße 58, welches zu den ältesten Häusern in Norden zählt, ursprünglich in das Amt Norden, nicht aber in die Stadt.[4] Dieser Bereich wird 1848 im statistischen Handbuch für das Königreich Hannover, zu dem Ostfriesland damals gehörte, auch als eine Art Vorstadt Nordens genannt. Hier sollen 154 Menschen in 24 Wohnhäusern gewohnt haben.[5]

Heute fallen die Große Westerstraße und die Kleine Westerstraße unter den Namen Westerstraße. Die heutige Mackeriege zweigt von der Großen Westerstraße ab, etwa dort, wo die Große Westerstraße in einem Bogen in die Kleine Westerstraße übergeht. Auf der Karte von 1882 kann man sehen, dass die Parzellen auf der Südseite ab Westerstraße 9 große Freiflächen besaßen und bis an die Mennonitenlohne reichten. Die Grundstücke der Westersraße 1 bis 8 treffen sich mit den Grundstücken der Häuser auf der Westseite des Marktes. Die Parzellen auf der Nordseite der Westerstraße sind kleiner.[6] Bei der Betrachtung des Streckenverlaufs wird deutlich, dass die Kleine Westerstraße eigentlich wesentlich länger als die Große Westerstraße war. Diese Adjektive sind im Norder Kontext jedoch weniger ein Hinweis auf die Länge, sondern vielmehr auf das Alter. Demnach wurde die Kleine Westerstraße erst nach der Großen so benannt, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass ein Großteil der Straße seit jeher nicht in Norden, sondern innerhalb der Gemeindegrenzen der Sandbauerschaft lag. Alle drei genannten Straßen(-abschnitte) wurden 1966 als Westerstraße zusammengefasst.

Eines der ersten Kraftfahrzeuge in Norden (um 1900).

Ab dem 18. Jahrhundert war die Westerstraße die Straße der Handwerker und Einkaufsstraße der Westermarscher Bauern, während die Osterstraße lange Zeit eher den Charakter einer reinen Wohnstraße hatte.[3][6][7] Die wohlhabenden Marschbauern ließen sich gerne hierher kutschieren und kehrten nach ihren Einkäufen entweder im Lentzhof oder im Gasthof Zur Waage ein. Zwischen den Nachbarn herrschte eine enge Vertraulichkeit. Man kannte und duzte sich und da es beispielsweise mehrere Janssens in der Straße gab, waren Spitznamen sehr geläufig.[3] Wegen der engen Verbundenheit mit der Landwirtschaft dominierten jahrhundertelang vor allem Schmieden, Seilereien und weitere Handwerker, die überwiegend Nutzgegenstände für die Landwirtschaft herstellten, das gewerbliche Leben in der Westerstraße.[8]

Der Straßenverlauf hat sich seit etwa 1895 nicht geändert.[9] Zu dieser Zeit konzentrierte sich eine unverändert hohe Zahl an kaufmännischen und handwerklichen Betrieben entlang der Westerstraße. Ihre Zahl wurde mit bis zu 32 angegeben.[3]

Während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) wurde die Große Westerstraße in Straße der SA (= Sturmabteilung; bewaffnetes Organ der NSDAP) umbenannt. Der genaue Zeitpunkt der Datierung ist unklar. Nach Ansicht von Gerhard Canzler geschah dies bereits 1933, Johann Haddinga datiert dieses Geschehen nach der Reichspogromnacht 1938.[10][11] Auf der Stadtkarte von 1935 ist der Name jedoch bereits verzeichnet, weshalb davon auszugehen ist, dass die Benennung zwischen 1933 und 1935 erfolgte.

Noch heute haben hier zahlreiche Betriebe ihren Sitz, wenngleich nur noch wenige Handwerksbetriebe dazu zählen. Wie alle wichtigen Straßen war auch die Westerstraße schon vergleichsweise früh befestigt worden. Die Fahrbahnbeschaffenheit kann für damalige Zeiten als gut beschrieben werden. Wie im Falle weiterer Straßen war es auch im Falle der Westerstraße üblich, dass die Fahrbahnmitte aus einem mit Klinkern gepflasterten Bereich für Fußgänger und leichtere Fahrzeuge bestand, die so relativ bequem reisen konnten. Die beiden Außenbereiche waren mit Kopfsteinpflaster versehen, auf der schwere Fahrzeuge fahren mussten, die zwar so wesentlich unkomfortabler reisen mussten, aber so den Fahrbahnuntergrund wenigstens nicht beschädigten.[12]

Gebäude und Plätze

In der Westerstraße befinden sich auch heute noch eine recht große Anzahl an Geschäften, Restaurants, Handwerkern und öffentlichen Einrichtungen. Daneben befinden sich hier einige Wohnhäuser der unterschiedlichsten Kategorien. Die meisten Geschäfte haben über ihren Gewerberäumen auch Wohnräume. Die Westerstraße ist damit seit jeher sowohl Einkaufs- als auch Handwerkstraße.

Noch um die Jahrhundertwende soll es hier vier Schuhmacherwerkstätten, vier Bäckereien, drei Schmieden und Schlossereien, zwei Sattlereien, eine Seilerei, eine Klempnerei, eine Böttcherei, eine Kupferschmiede, eine Uhrmacherei, eine Korbmacherei, eine Schlachterei, eine Stellmacherei, eine Kornhandlung, eine Lederhandlung, ein Friseur, ein Konfektionsgeschäft, ein Schreibwarengeschäft, eine Eisenhandlung, vier Kolonialwarenhandlungen (eine davon mit Kohlenhandlung), zwei Gastwirtschaften eine Maschinenfabrik, ein Baugeschäft und eine Gärtnerei gegeben haben. Dazu kam die Norder Molkerei.[13]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Schreiber, Gretje (1994): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich
  2. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 9
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 199
  4. Schreiber, Gretje (2000): Norder Häuser. Die Bewohner der Westerstraße (I), in: Ostfriesischer Kurier 8./9.Januar 2000
  5. Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover von 1848
  6. 6,0 6,1 Schreiber, Gretje (2000): Norder Häuser. Die Bewohner der Westerstraße (I), in: Ostfriesischer Kurier 8./9.Januar 2000
  7. Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 20
  8. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 208
  9. Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
  10. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 37
  11. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 241
  12. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 72
  13. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 70

Siehe auch