Schloss Tidofeld

Aus Norder Stadtgeschichte
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Schloss Tidofeld

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Basisdaten
Entstehungszeit 1614
Erbauer Tido von Inn- und Knyphausen
Bauweise Schloss
Erhaltungszustand 1669 geschliffen
Genaue Lage nördlich der Heerstraße

Das Schloss Tidofeld (auch: Burg Tidofeld) wurde 1614 von Tido zu Innhausen und Knyphausen im heutigen Stadtteil gleichen Namens aus abgetragenen Bestandteilen der dem Verfall überlassenen Burg Innhausen in Sengwarden bei Wilhelmshaven errichtet. Es befand sich nördlich der Heerstraße auf dem Grund des Baugebietes aus der Zeit um 1995. Die alte Burgstelle ist noch als deutliche Erhöhung in der Landschaft auszumachen. Auch der benachbarte, Tidofelder Burgen- und Schlickplaats genannte Hof erinnert noch an das ehemalige Schloss.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Bezeichnung Burg Tidofeld oftmals synonym mit der Beschreibung des gesamten Stadtteils verwendet. Im Speziellen wird hierunter auch nur das Neubaugebiet aus der Mitte der 1990er Jahre nördlich der Heerstraße verstanden.

Geschichte

Ursprünglich war Tidofeld ein Teil von Bargebur, das seit 1581 teilweise dem wenig angesehenen Privatier Albrecht Schwinge gehörte, welcher durch Erbteilung des Nachlasses des Siptet Remtsna 1581 in den Besitz größerer Ländereien in Bargebur kam.[1] Der Großteil des Landes gehörte ursprünglich jedoch den Manninga, durch Erbschaft fiel Lütetsburg dann 1588 an die Grafen von Innhausen und Knyphausen, die ihren Stammsitz bei Wilhelmshaven hatten.

Nachdem Tido II. von Innhausen und Knyphausen (1582-1638) der Nachfolger seines verstorbenen Vaters wurde, ließ er sich zwischen der Lütetsburg und der Stadt Norden ein neues Schloss für 24.000 Reichstaler errichten, das er nach sich selbst (Schloss) Tidofeld nannte. Bald schon wurde Tidofeld zum Synonym für den gesamten, eigentlich noch zu Bargebur gehörenden Ort.[2]

Den Dreißigjährigen Krieg überstand das Schloss unbeschadet. Zwar musste Tido zwei Mal diplomatische Reisen im Auftrag von Graf Ulrich II. nach den Haag in den Niederlanden sowie zum Reichstag in Regensburg unternehmen, um dort den Rückzüg niederländischer Soldaten aus Ostfriesland und den Einmarsch der gefürchteten hessischen Soldaten zu verhindern, doch blieb er sonst die meiste Zeit auf seinem Anwesen.[2]

1638 starb er Tido II. unverheiratet und kinderlos. Zuvor verfügte er testamentarisch, dass das Schloss an seinen jüngsten Bruder Carl Friedrich gehen sollte, der seinerzeit als Hofrichter der Cirksenas in Aurich tätig war. Gemäß Erbrecht hätte er jedoch seinen ältesten Bruder Dodo I. bzw. dessen Nachkommen einsetzen müssen. Doch Tido II. verfügte die Erbfolge in dieser Weise, da er befürchtete, dass der deutsche Kaiser sich das Schloss anderenfalls für den Verrat Dodos, der im Dreißigjährigen Krieg als Feldmarschall für die feindlichen Schweden kämpfte und starb, als Strafe einverleiben werde.[2]

Die getroffene Erbfolge führte tatsächlich dazu, dass Carl Friedrich neuer Herr von Schloss Lütetsburg wurde, doch bemächtigte sich Enno Wilhelm, der nächstjüngere Bruder von Tido II., dafür der Lütetsburg. Dieser ließ Enno Adam von der Erbfolge ausschließen und fand ihn mit einer Jahresrente von 800 Gulden ab.[2][3]

Sein Leben lang auf Rache sinnend, ließ sich Enno Adam auf dem Sterbebett von seinem Sohn Dodo II. versichern, dass er Rache für das ihm ergangene Unrecht nehmen werde. Dieser sah seine Chance Anfang Oktober 1669 gekommen, als der ebenfalls ohne Nachkommen gebliebene Carl Friedrich verstarb und ihn als seinen Neffen zum neuen Herren von Tidofeld machte. Kaum hatte er das Schloss Tidofeld in Besitz genommen, sammelte er Gefolgsleute um sich und griff das Schloss Lütetsburg am 3. Oktober an, auf dem nach dem Tode von Enno Wilhelm nun Haro Caspar, ein Vetter von Dodo II., residierte.[2][3]

Undatiertes, wahrscheinlich zeitgenössisches Gemälde des Schlosses.

Der Angriff schlug fehl und führte dazu, dass Haro am 5. Oktober aus Rache wiederum Besitztümer seines Vetters in Ostermarsch beschädigte und in Besitz nahm. Am 11. Oktober griff er dann mit über 100 Mann das Schloss Tidofeld an und beschoss es mit Geschützen. Durch Treffer der Korn und Heu lagernden Scheune geriet das Schloss in Brand, Dodo und seine Männer mussten vor den Flammen fliehen. Haro nahm das Schloss in Besitz und ließ es schleifen.

Seine Taten führten zu einer ostfrieslandweiten Entrüstung. Dodo II. verklagte Haro vor dem höchsten Gericht im Heiligen Römischen Reich, dem Reichsgerichtshof in Wien, auf Schadenersatz. Er bekam Recht und eine Entschädigung in Höhe von 61.131 Reichstalern zugesprochen, die Haro finanziell ruinierte. Unter der Aufsicht von 18 Dragonern (berittenen Soldaten) wurde er 1677 gezwungen, Schloss Lütetsburg zu räumen. Er ging nach Asinghaborg bei Groningen und verstarb dort in seinem niederländischen Exil. Die von ihm dort begründete niederländische Nebenlinie des Hauses Innhausen und Knyphausen starb 1884 aus.

2014 fanden Archäologen der Ostfriesischen Landschaft bei Grabungen Hinweise darauf, dass es sich bei der bislang vermuteten Burgstelle wohl auch um die tatsächliche Örtlichkeit handelte. Die zur Burg gehörende Warft ist bis heute gut erkennbar. Hier befand sich seit etwa 1717 das Haus des Müllers der Tidofelder Sägemühle. Auch heute steht hier noch ein Haus, das postalisch unter Westekelbur 2 fällt. Bis auf die Bezeichnung Burg Tidofeld als Synonym für den Ort sowie der Name des Tidofelder Burgen- und Schlickplaats erinnert heute ansonsten nichts mehr an das einst stolze Schloss.

Beschreibung

Die Maße des Schlossen betrugen 35 mal 19,5 Meter. Es verfügte über neun Zimmer, eine Küche und einen großen Saal.[4] Überragt wurde das Bauwerk von einem etwa 20 Meter hohen, schlanken Turm, der jenem des alten Schloss Lütetsburgs nicht unähnlich gewesen sein soll.

Zum Anwesen gehörte zudem ein stattlicher Garten und Wohngebäuden für Bedienstete und das Gesinde. Dieses setzte sich zusammen aus drei Dienern, einer Haushälterin, drei Mägden, zwei Knechten und einem Jungen nebst sechs landwirtschaftlich tätigen Arbeitern.[2]

Sonstiges

Der Schlossherr Dodo II. von Innhausen und Knyphausen hatte wenige Jahre nach dem Fall des Schlosses maßgeblichen Anteil daran, dass die Reformierte Gemeinde Lütetsburg-Norden entstehen und die Bargeburer Kirche errichten konnte.

Einzelnachweise

  1. Schreiber, Gretje (2020): Die Bewohner des Bürgerhauses in Norden. Haus der Bürgerstiftung Norden, Norden, S. 35
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 134
  3. 3,0 3,1 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 135
  4. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 136

Quellenverzeichnis

  • Houtrouw, O.G. (1974): Ostfriesland, eine geschichtlich-ortskundige Wanderung gegen Ende der Fürstenzeit, unveränderter Nachdruck der Ausgabe Aurich 1889/1891, Leer, S. 255f.
  • Müller, Günter (1977): 293 Burgen und Schlösser im Raum Oldenburg-Ostfriesland, Oldenburg

Siehe auch