Sägemühle Tidofeld

Aus Norder Stadtgeschichte
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Sägemühle Tidofeld

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Basisdaten
Entstehungszeit
Erbauer Graf Inn- und Knyphausen
Bauweise Paltrockmühle (Galerieholländer)
Erhaltungszustand um 1919 abgebrochen
Genaue Lage Westekelbur 3

26506 Norden

Die Tidofelder Sägemühle wurde 1717 in Tidofeld durch die Herren von Lütetsburg, den Innhausen und Knyphausen auf dem Gelände der geschliffenen (zerstörten) Burg Tidofeld erbaut. Sie wurde 1919 abgebrochen, die Straßennamen An der Sägemühle und Am Mühlenstück erinnern jedoch bis heute an sie.

Geschichte

Noch in der Neuzeit war es verboten, ohne Genehmigung des obersten Landesherren Mühlen zu errichten bzw. zu betreiben. So kam es, dass die Innhausen und Knyphausen in einen Rechtsstreit mit den Cirksenas gerieten, da sie 1717 begannen, in Tidofeld - damals noch Teil der Gemeinde Lütetsburg - eine solche zu errichten. Die landesherrliche Kanzlei der Cirksenas untersagte ihnen den Weiterbau. Möglicherweise ging der Lütetsburger Graf irrig in der Annahme, dies sei ohne Zustimmung des Fürsten möglich, da er bereits zwei Roggen- und Peldemühlen betrieb.[1]

Die zu Inn- und Knyphausen ließen den Prozess daraufhin an das von der Landesherrschaft relativ unabhängige Hofgericht verweisen, wo die Sache jedoch versandete.[2] Später kam es offenkundig zu einer Einigung. Möglicherweise spielte eine Rolle, dass hier schon 1591 eine Windmühle gestanden haben soll.[3] Die Sägemühle wurde daraufhin im Stile einer sogenannten Paltrockmühle errichtet und war 44 Fuß (ca. 13,4 Meter) und 14 Fuß breit bzw. lang (ca. 4,3 Meter). Mit Mühlwerk und Oberbau war sie sogar 75 Fuß (ca. 22,8 Meter) hoch.[4] Das Holz wurde an einer eigenen Anlegestelle verladen.[1] Das Norder Tief verlief damals noch nicht so gerade wie heute und passierte die Tidofelder Sägemühle mittelbar mit einem Schlenker.

Der Bau der Sägemühle stieß auf Gegenwehr von Norder Bürgern, die Probleme beim Durchfahren des Norder Tiefs der mit Holz beladenen Kähne auf dem Weg zur Sägemühle befürchteten. Möglicherweise spielte auch eine Rolle, dass es bereits eine Sägemühle am Norder Hafen gab und jene in Tidofeld somit unliebsame Konkurrenz darstellte. Letztlich gelang es den Lütetsburgern, die von den Nordern im Tief errichteten Barrikaden mit einem Zimmermann zu beseitigen und konnten die Mühle unter den Augen von 2.000 Schaulustigen in Betrieb nehmen.[1][5]

1826 wurde die Mühle neu erbaut, diesmal als Galerieholländer (Kappenwindmühle) die bisherige Größe wurde beibehalten. Das 1831 erbaute Haus des Müllers (heute: Westekelbur 2) befand sich auf dem höchsten Punkt des einstigen Tidofelder Schlosses.[6][1] Der Graben wird auch heute noch manchmal als Müllers Graft bezeichnet, das Flurstück nördlich des Hauses bis zu den Bahnschienen der Ostfriesischen Küstenbahn wird Mühlenstück genannt.[1]

Die Höhe der Steuern, das sogenannte Windgeld, betrug 10 Reichstaler und musste von den Pächtern der Mühle direkt an die Lütetsburger Grafen entrichtet werden. Als Mahlgeld (Gebühr für das Sägen von Holz) verlangten sie 1 1/2 Stüber (6 Pfennig) pro Fuß (ca. 30 - 31 cm).[7]

Um 1919 wurde die Sägemühle schließlich abgebrochen. Man zündete ihre Ständer einseitig an, sodass sie einstürzte.[2] Ihr Betrieb hatte sich mittlerweile einfach nicht mehr rentiert.[1]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Schreiber, Gretje (2011): Mühlen in Norden und Umgebung, Nr. 14
  2. 2,0 2,1 Schreiber, Gretje (2012): Mühlengeschichten in und um Norden, Manuskript
  3. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 157
  4. StAA, Rep. 39, Nr. 117
  5. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 148
  6. Preußische Grundkarte von ca. 1895 (Erste Landesaufnahme)
  7. StAA, Rep. 6, Nr. 3178

Siehe auch