Fridericussiel

Aus Norder Stadtgeschichte
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Fridericussiel

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Basisdaten
Entstehungszeit 1775 (um 1556, 1661, 1757)
Erbauer Addinggaster Sielacht
Bauweise Siel
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Raiffeisenstraße

26506 Norden

Das Fridericussiel (auch: Addinggaster Siel) ist ein 1775 erbautes Siel, mit dessen Fertigstellung die Landrückgewinnung von Süderneuland abgeschlossen wurde. Es wurde nach König Friedrich (dem Großen; lateinisch: Fridericus Rex) benannt, in dessen Regierungszeit der Bau des Siels fiel. Ostfriesland war zu dieser Zeit eine preußische Provinz. Es ist das älteste noch erhaltene Siel Ostfrieslands.

Geschichte

Ein Siel ist eine Schleuse; eine Vorrichtung, um Wasser zu stauen und geregelt durchzulassen.[1] Nachdem das südlich der Stadt Norden gelegene Land durch mehrere verheerende Sturmfluten im 14. Jahrhundert, insbesondere durch die Erste Dionysiusflut überflutet wurde und aufgegeben werden musste, begann man um 1556 schrittweise mit der Landrückgewinnung. Das neue Land nannte man fortan Süderneuland. Zur Landrückgewinnung waren umfangreiche Baumaßnahmen nötig, es mussten Deiche erbaut und Entwässerungsgräben gezogen werden.

Mit der Fertigstellung des Fridericussiels im Jahr 1776 wurde dieser Prozess abgeschlossen. Das Siel entwässerte das Süderneuland fortan in das Norder Tief.[2] Es wurde von Beginn an vollständig aus Stein errichtet.[3] Drei hölzerne Vorgängerbauten befanden sich in mittelbarer Umgebung zum Fridericussiel. Das erste von ihnen wurde wohl in der Zeit um 1556 errichtet, das zweite 1661 und das dritte 1757.[2][4][5] Baumeister soll Embdet Emmen gewesen sein.[2]

Die Inschrift auf dem Siel, die in Latein erfolgte, lautet in deutscher Übersetzung: "Unter der Regierung Friedrich des Großen, als H. Damm Praetor war und U. W. Ukens, H. J. Ippen und H. H. Peters Curatoren waren und Adv. Loth und Ubben Itzen und H. O. Agena Administratoren, wurde dieser Siel erbaut. Möge er den Wünschen entsprechen." Auch findet sich das Siel und die Buchstaben "F" und "R" für Friedricus Rex bis heute im Wappen von Süderneuland I.[6]

Wegen Baumängeln fing das Gebäude bereits kurz nach der Fertigstellung an, durchzuhängen. Doch erst 1794 stellte man einen Bauantrag zur Reparatur, der Kostenvoranschlag belief sich auf 449 Reichstaler. Da dieser Betrag offenbar zu hoch war, entschloss man sich gegen eine Reparatur, sodass die Mängel 1799 beinahe zum Einsturz führten.[5] Erst jetzt gab man eine Reparatur in Auftrag, das alte Gewölbe wurde daraufhin abgebrochen und erneuert. 1806 wurden schließlich auch die abgängigen Sieltore ersetzt, obwohl diese bereits ein oder zwei Jahre vorher bestellt wurden.[5][7]

Bereits ab 1818 verlor das Fridericussiel weitestgehend seine Bedeutung für die Entwässerung des Süderneulands. Nachdem die Norder Fehngesellschaft gegen Ende des 18. Jahrhunderts den Fehnkanal erbaute, nahm die Wassermenge am Großen Norder Siel zu, sodass die zuständige Sielacht verlangte, dass die Fehngesellschaft einen Kanal zum Fridericussiel zu graben hatte, damit der Fehnkanal dorthin entwässern könne. Später errichtete die Gesellschaft einen Nebenarm vom Fehnkanal zum Addinggaster Tief.[8] Die Fehngesellschaft musste dafür der Sielacht eine neue Ausmündung ihres Tiefs schaffen.[9] Seit 1929 wird der Großteil des städtischen Wassers schließlich über das Leybuchtsiel sowie ab 1991 durch das Leysiel entwässert.

Aufgrund starker Baufälligkeit wurde die Überwegung über das Siel ab 2015 für breite Kraftfahrzeuge durch Baumaßnahmen verengt, ohne seine Substanz anzugehen. Eine Sanierung war längst dringend erforderlich, scheiterte jedoch lange Zeit an den nicht unerheblichen Kosten. Hinzu kamen bauliche Schwierigkeiten aufgrund des Denkmalschutzes. Ende 2024 begann schließlich die Sanierung des Bauwerks, das bis heute das älteste, erhaltene Siel Ostfrieslands ist. Die Kosten beliefen sich auf etwa 1,07 Millionen Euro.[10][11] Im Juni 2025 wurden die Arbeiten planmäßig abgeschlossen.

Funktionsweise

Wie praktisch alle alten Siele regulierte sich das Siel allein durch den Druck des Wassers. Die zum Entwässerungsgraben, in diesem Fall das Norder Tief, gewandten Holztore öffneten sich bei Niedrigwasser bzw. Ebbe, wodurch das Wasser abgelassen werden konnte. Umgekehrt schlossen sich die Tore, wenn das Wasser anstieg. Heute werden Siele mechanisch geöffnet und geschlossen.[12]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Schiller, Karl/Lübben, August (1875): Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bremen 1875-1880, Bd. 4, S. 206
  2. 2,0 2,1 2,2 Schreiber, Gretje (2019): Historische Flurnamensammlung der Ostfriesischen Landschaft (Nr. 84631)
  3. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 76
  4. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 125
  5. 5,0 5,1 5,2 Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 169
  6. Schreiber, Gretje (2014): Nordens Schifffahrt und Handel, Manuskript
  7. Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 170
  8. Ramm, Heinz (1989): Popke Fegter (1874-1946). Sein Leben und sein Wirken im Norderland, Norden, S. 34
  9. Janssen, Theodor (1967): Gewässerkunde Ostfrieslands, Aurich, S. 133
  10. Online-Bericht des Ostfriesischen Kuriers vom 21. Oktober 2023, abgerufen am 21. Oktober 2024
  11. Online-Bericht des Ostfriesischen Kuriers vom 17. August 2024, abgerufen am 21. Oktober 2024
  12. Internetseite des Norder Entwässerungsverbandes, abgerufen am 18. Februar 2021

Siehe auch