Alte Mühlenbrücke
Alte Mühlenbrücke | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1848-1849 (1950) |
Erhaltungszustand | erhalten |
Genaue Lage | Neuer Weg / |
Die (Alte) Mühlenbrücke (offiziell seit 1950: Mühlenbrücke; auch: Bahnhofsbrücke) verbindet den südlichen Neuen Weg mit dem Popke-Fegter-Platz bzw. früher der Bahnhofstraße bzw. Chaussee über das Galgentief. Ihren Namen hat sie von anliegenden den Zwillingsmühlen erhalten. Sie ist das ältere Pendant zur weiter südwestlich verlaufenden Neuen Mühlenbrücke.
Sowohl sprachlich als auch tatsächlich wird die Alte Mühlenbrücke manchmal mit der weiter östlich gelegenen Galgentiefsbrücke an der Brückstraße verwechselt.
Geschichte
- siehe auch: Geschichte der Bundesstraße (Chaussee)
Auch wenn die Brücke im Laufe der Jahrzehnte mehrfach renoviert wurde, geht sie im Kern auf eine um 1848 erbaute Brücke zurück, die hier die Bundesstraße (Chaussee) mit dem Neuen Weg geplant werden sollte. Bis dahin war dieser eine Sackgasse bzw. hatte nur nach links und rechts Anbindung an die Dammstraße sowie die Brückstraße, die bis dahin das südliche Einfallstor der Stadt war.[1]
Anwohner befürchteten beim Bau der Brücke, dass diese eine derartige Höhe erreichen würde, dass ihre Häuser nach Fertigstellung des Baus unterhalb der Brücke liegen und diese damit im Wert sinken würden. Die Bedenken fanden ebenso wenig Beachtung wie jene der Norder Fehngesellschaft, die sich für eine hölzerne bzw. drehbare Brücke einsetzte. Stattdessen wurde sie starr errichtet und mit Klinkersteinen bepflastert.[1][2]
Damals wie heute war die Brücke immer wieder reparaturbedürftig. Bereits seit den 1920er Jahren war sie nicht mehr für den gestiegenen Straßenverkehr ausgelegt und wurde daher 1921 einfachst und 1928/1929 umfangreich saniert. Dennoch wurden schon 1935 erste Stimmen laut, den Verkehr über die Brücke einzuschränken. Fortan durfte sie nicht mehr mit Kraftfahrzeugen über 5,5 Tonnen befahren werden.[2]
Im Oktober 1941 wurden der Straßenbehörde mitgeteilt, dass die 16 Holzpfosten der Brücke völlig marode seien. Eine konkrete Einsturzgefahr wurde noch nicht erkannt, wohl aber die Notwendigkeit eines baldigen Neubaus. Bei den Bauplanungen wurde immer wieder die (vermeintliche) Kriegswichtigkeit der Brücke hervorgehoben.[3]
Probebohrungen 1942/1943 zeigten, dass der Untergrund (Norder Tief) wenig tragfähig sein und ein Neubau daher eisern ausgeführt werden müsse. Wegen des Kriegs kamen die Planungen jedoch nicht voran und versandeten. Erst im April 1946 wurden die alten Planungen wieder aufgenommen.[3]
Während des Zweiten Weltkriegs entging die Brücke nur knapp ihrer Zerstörung. Fanatiker hatten diese noch in den letzten Kriegstagen mit Sprengstoff versehen, um sie vor dem Überqueren der herannahenden Alliierten zu sprengen.[4]
Das Straßenbauamt stellte im November 1946 fest, dass sämtliche Pfähle morsch seien und ein Neubau unumgänglich sei. Bereits im Folgemonat wurden die ersten Angebote eingeholt, im Februar 1947 begannen erste Vorarbeiten. Die schlechte WIrtschaftslage sowie schwankende Baustoffpreise erschwerten die Kalkulation und Planungen immens.[3]
Da die Planungen vorsahen, die Brücke 40 cm niedriger herzustellen, kamen Proteste seitens der Norder Fehngesellschaft auf, die befürchtete, mit ihren Schiffen nicht mehr ungehindert passieren zu können.[5]
Erst nach der Währungsreform 1948 nahmen die Planungen konkretere Züge an. Mittlerweile war die Brücke in einem desaloten Zustand, sodass beim Überfahren die Erschütterungen erkennbar waren und es ein Wunder war, dass es noch zu keinem Unglück kam. Am 4. Juli 1949 wurde sämtlicher Kraftfahrzeugverkehr über die Brücke verboten. Da nun die Brückstraße stark frequentiert wurde, kam es dort an Häusern zu Rissen und weiteren Schäden.[5][6] Da die Stadtkasse ein Jahr nach der Währungsreform gänzlich leer war, bat man beim niedersächsischen Verkehrsministerium sowie dem niedersächischen Finanzministerium in Hannover um Zuschüsse. Gemeinsam mit dem Landkreis Norden gewährte man der Stadt daraufhin einen Zuschuss in Höhe von 90.000 DM. Der Bund steuerte weitere 60.000 DM bei, sodass nur noch ein kleiner Teil der insgesamt 195.000 DM Baukosten von der Stadt aufzubringen war.[6]
Mit dem Bau der Neuen Mühlenbrücke weiter westlich am alten Norder Hafen kam es zu einer deutlichen Entlastung der Alten Mühlenbrücke, deren Neubau am 16. August 1950 um 17:00 Uhr eingeweiht wurde.[7][8] Am 2. August 1950 entschied die Stadtvertretung auf Vorschlag des Ausschusses für Hoch- und Tiefbau, dass die Brücke offiziell den Namen Mühlenbrücke tragen sollte. Weitere Vorschläge waren: Drei-Mühlen-Brücke, Leegemoorbrücke, Deichbrücke, Stadtbrücke und Neue Brücke.[8]
Im Zuge der Fertigstellung des Norder Tors ab 2012 wurde sie für den allgemeinen Kraftfahrzeugverkehr gesperrt, da der Popke-Fegter-Platz als Fußgängerzone ausgewiesen wird und immer wieder Kraftfahrzeuge die baufällige Brücke befuhren - insbesondere Lieferanten und ein im Norder Tor ansässiger, uneinsichtiger Gastronom mit seinem schweren SUV. Ab 2017 sperrte man die Brücke schließlich zusätzlich mit Verkehrspollern ab, da durch die Verkehrszeichen allein keine Verbesserung der Lage eintrat.
Galerie
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Undatierte Aufnahme mit Blick zur Bahnhofstraße, rechts der Hof Carls.
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Aufnahme aus der Zeit um 1900.
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Aufnahme aus der Zeit um 1900.
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Aufnahme aus der Zeit um 1940.
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Aufnahme aus der Zeit um 1960.
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Blick auf die Brücke in der Zeit um 1905. Links Ippens Gasthof.
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Die Alte Mühlenbrücke über das Galgentief im Jahre 1908. Im Hintergrund der Neue Weg.
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Aufnahme aus dem Jahr 1911.
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Blick in Richtung Süderneuland I, rechts die Tankstelle Carls (um 1940).
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Blick von der Brücke in Richtung Osten (um 1955).
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Neuanstrich der Doornkaat-Flasche am 2. August 1960.
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Blick gen Norden mit dem Fremerschen Haus (rechts). Aufnahme aus dem Jahr 1962.
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Aufnahme vom 13. Oktober 2004.
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Aufnahme vom 11. Dezember 2011.
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Aufnahme vom 15. November 2010.
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Aufnahme vom 20. Juli 2011.
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Aufnahme vom 21. August 2011.
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Aufnahme vom 17. September 2011.
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Aufnahme vom 18. März 2012.
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Aufnahme vom 26. Februar 2012.
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Aufnahme vom 9. Mai 2021.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 124
- ↑ 2,0 2,1 Klein, Walter (1950): Die Brücke über das Galgentief in Norden (Ostfriesland). Ihre Entstehung im Jahre 1848 und ihre Erneuerung im Jahre 1950, Norden, S. 4
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Klein, Walter (1950): Die Brücke über das Galgentief in Norden (Ostfriesland). Ihre Entstehung im Jahre 1848 und ihre Erneuerung im Jahre 1950, Norden, S. 5
- ↑ Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 43
- ↑ 5,0 5,1 Klein, Walter (1950): Die Brücke über das Galgentief in Norden (Ostfriesland). Ihre Entstehung im Jahre 1848 und ihre Erneuerung im Jahre 1950, Norden, S. 6
- ↑ 6,0 6,1 Klein, Walter (1950): Die Brücke über das Galgentief in Norden (Ostfriesland). Ihre Entstehung im Jahre 1848 und ihre Erneuerung im Jahre 1950, Norden, S. 7
- ↑ Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 25
- ↑ 8,0 8,1 Klein, Walter (1950): Die Brücke über das Galgentief in Norden (Ostfriesland). Ihre Entstehung im Jahre 1848 und ihre Erneuerung im Jahre 1950, Norden, S. 10