Westerlooger Grashaus

Aus Norder Stadtgeschichte
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Westerlooger Grashaus

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Basisdaten
Entstehungszeit vor 1531 (nach 1531)
Erbauer unbekannt
Bauweise Gulfhof
Erhaltungszustand teilweise erhalten
Genaue Lage Westerloog

26506 Norden

Das Westerlooger Grashaus ist ein historischer Gulfhof bei Westerloog in Norddeich. Eine außergewöhnliche, vermutlich einzigartige Besonderheit liegt in der unmittelbaren, baulichen Verbundenheit mit dem Osterlooger Grashaus.

Geschichte

Ursprünglich waren das Westerlooger und das Osterlooger Grashaus ein Vorwerk des Klosters Marienthal. Als Balthasar von Esens 1531 in Norden brandschatzte, zerstörte er auch die Vorwerke des Klosters, die daraufhin wieder aufgebaut werden mussten. Die Bauarbeiten zogen sich offenbar bis 1595 hin. Für den Wiederaufbau scheinen viele Arbeitskräfte notwendig gewesen zu sein. So heißt es in den Überlieferungen: "Zu Zeiten des Herren Balthasars von Esens so ein Uffruhr und Kreegh weder den Graven zu Ostfrießlandtt angefangen, die Klosters mit den Vorwercken verbrant vnd zersthorett worden, da haben erstlich die Vorwercken die Beginen oder Nonnen selbst gebrauchet. Hernach aber, als die Herren Graven die Closters vermogh des Religions Frieden an sich genommen, ettliche Heuerleute die Vorwercke gebrauchet."[1]

Sinngemäß übersetzt bedeutet dies:

"Als Balthasar von Esens seinen Aufruhr und Krieg gegen den Grafen von Ostfriesland begann, wurden von ihm auch die Klöster mitsamt ihrer Vorwerke niedergebrannt und zerstört. Bis dahin hatten Beginen (Anm.: Frauen, die eine der Lebensart der Nonne angelehnte Lebensweise pflegten) und Nonnen diese Höfe bewirtschaftet. Danach aber, als die Grafen die Besitztümer des Klosters an sich nahmen, wurden die Vorwerke von etlichen Heuerleuten (Anm.: Tagelöhner; von Heuer = Lohn) bewirtschaftet."

In einem Prozess vor dem Reichskammergericht bekräftigen vier dieser Heuerleute mit diesen Aussagen, dass die Höfe zu einem Kloster gehörte. Weiter erzählen sie, dass das Kloster mit den Ländereien und Vorwerken Eigentum des Klosters Werden an der Ruhr gewesen war.[2]

1754 gehörten die Höfe einem Baron von Imhoff.[3] 1761 brach dort ein Feuer aus, das die ganze Scheune und auch das Wohnhaus sowie zwei Milchkammern in Asche legte. Der königliche Landbaumeister Magott bekam den Auftrag zum Wiederaufbau.[4] 1829 gelangte das Gut in den Besitz von Wilhelm Vissering, dem auch das Gut Lintel gehörte. 1859 veräußerte er die Höfe an Berend Wilken Meyenburg, an dessen Familie eine Inschrift am Südgiebel erinnert.[3] 1869 wurde das Gebäude dann umfangreich umgebaut und 1927 verputzt.[5]

Um 2000 erwarb Reederei Frisia den Hof aus einer Zwangsversteigerung heraus. Das Gebäude war mittlerweile eingestürzt war und wurde um 2010 teilweise abgebrochen. Teile der Ländereien sind zur Erweiterung des Flugplatzes zusätzlich erworben worden.[1] Obgleich das Ensemble unter Denkmalschutz steht, ist ein Erhalt mehr als fraglich.

Beschreibung

Das Westerlooger Grashaus steht giebelständig zur Ostermarscher Straße, das Osterlooger Grashaus befindet sich dahinter. Die beiden an den Giebeln aneinandergefügten Steinhäuser weisen insgesamt eine Länge von über 40 Metern auf. Wahrscheinlich liegt hier der einzigartige Fall einer sogenannten doppelten Kreuzelwerkanlage vor.[3] Das Westerlooger Grashaus weist einen grauen Putz auf, der ähnlich dem des Ekeler Vorwerks ist.

Jedes Grashaus hatte 118 1/2 Diemat nebst einem Heller zu bewirtschaften sowie zusammen ein Hirtenhaus und eine Kalkwarf.[1]

In einem Hypothekenbuch wird der Komplex wie folgt beschrieben: "Ein Platz (Hof) in der Lintelermarsch, das Osterlooger Grashaus genannt bestehend aus einer mit dem daran liegenden Heerde, so das Westerlooger Graßhaus und dessen Behausung äusserlich verbunden, inwendig aber getrennte Behausung nebst Scheune, welche unmittelbar mit dem Wohnhause in Verbindung steht, ferner die südliche Hälfte einer auf gemeinschaftlichen Grund und Boden erbauten Kornscheune, Garten und einer sogenannten Kalkwarf."[6]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Schreiber, Gretje (2009): Die Höfe in der Lintelermarsch, in: Heim und Herd, Beilage zum Ostfriesischen Kurier, Nr. 17
  2. StAA, Rep. 101, Nr. 298
  3. 3,0 3,1 3,2 Pühl, Eberhard (2007): Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland, Oldenburg, S. 122f.
  4. StAA, Rep. 236, Bd. 132
  5. Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 14. Oktober 2021
  6. StAA, Rep. 237, Bd. 1322, Nr. 50 u. 51

Siehe auch