Seehundstation Norddeich
Seehundstation Norddeich | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1980 (1971) |
Erbauer | Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes e.V. |
Bauweise | Backsteinbau u.a. |
Erhaltungszustand | erhalten |
Genaue Lage | Dörper Weg 24
26506 Norden |
Das Seehundstation Norddeich ist neben der Seehundstation in Friedrichskoog (Schleswig-Holstein) die einzige staatlich anerkannte Betreuungsstation. Zwischen 80 und 180 verwaiste Seehunde, aber auch Kegelrobben werden hier pro Jahr aufgezogen und wieder ausgewildert.
Aufgaben
Die Aufgaben der Seehundstation umfassen im Wesentlichen die Aufzucht und den Schutz der Seehunde, die Erforschung dieser Seehunde und die Aufklärung der Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit.
Im Mittelpunkt steht die Aufzucht von mutterlosen Seehunden, sogenannten "Heulern". Nach erfolgreicher Pflege gehören auch die Auswilderung und Markierung der aufgezogenen Seehunde dazu. Der Schutz der Seehunde umfasst aber auch den Schutz seines Lebensraumes.
Die Seehundstation dient zudem der Sammlung aller erreichbaren Daten über den Seehund und seinen Lebensraum, die auch über die Sektion verendeter Seehunde und anderer Meeressäuger gewonnen werden. Daneben werden weiterführende Spezialuntersuchungen vorgenommen, zum Teil im Rahmen der Durchführung von Forschungsaufträgen. Die Arbeit der Seehundstation erfolgt in stetem Austausch mit in- und ausländischen Aufzuchtstationen, Forschungseinrichtungen und anderen Institutionen.
Herausragende Bedeutung im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit haben die mehr als 250.000 Besucher, die die Station jährlich besuchen und informiert werden. Darüber hinaus gibt die Seehundstation alle zwei Jahre eine Dokumentation heraus, veröffentlicht Bücher und Informationsblätter, veranstaltet Dia- und Video-Vorträge, hält Seminare, organisiert Ausstellungen und pflegt ihre eigene interaktive Umweltbildungsausstellung.
Geschichte
Die Initiative zur Gründung der Seehundaufzuchtstation ging von der örtlichen Jägerschaft auf. Die Seehundpopulation erreichte in den 1960er Jahren einen dramatischen Tiefstand, nachdem diese durch Überjagung, Seuchen und Umweltverschmutzung jahrzehntelang stark dezimiert wurde. So wurde die Seehundjagd im Land Niedersachsen erst 1971 verboten. Im selben Jahr beschloss die Jägerschaft Norden mit finanzieller Unterstützung der Landesjägerschaft Niedersachsen die Gründung der Station, welche zunächst am Schwanenteich errichtet wurde. Am 25. Juni 1971 wurde der erste Heuler aufgenommen, welcher in Greetsiel von einem Fischer gefunden worden war. Nach erfolgreicher Aufzucht wurde dieser am 3. Oktober 1971 wieder ausgewildert.
1978 wurde der Verein zur Erforschung und Erhaltung des Seehundes e.V. gegründet. Von 1978 bis 1980 errichte der Verein, der sich zu 98 % aus Spenden und Eintrittsgeldern selbst finanziert, am heutigen Standort im Dörper Weg in Norddeich, in unmittelbarer Nähe des Nationalparkhauses, ein neues Gebäude. Die neue Lage erwies sich später aufgrund der Synergieeffekte zwischen beiden Einrichtungen als sehr förderlich.
1989 folgte die Fertigstellung eines zweiten Bauabschnitts: Einem Forschungstrakt, ein Auswilderungs- und ein Quarantänebecken, eine Wandelhalle und ein Medienraum. Drei Jahre später folgten ein Seminarraum, mehrere Büroräume und eine Ausstellungshalle.
1994 wurde die Station offiziell als Vogelpflegestation anerkannt und betreute fortan nicht mehr nur Meeressäuger.
Für den Bau einer Quarantänestation erwarb der Verein im Dezember 2002 die ehemalige Sendestelle Osterloog, welche ursprünglich zu Norddeich Radio gehörte. Im November 2005 eröffnete der Landwirtschaftsminister des Landes Niedersachsen, Heiner Ehlen, die neue Station. Sechs Monate später wurde eine Ausstellung über Wale eröffnet, wodurch der Name "Waloseum" entstand, eine Mischung aus "Wal" und "Museum". Am 11. Juni 2006 wurde das Waloseum vom damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff eingeweiht.
Am 1. Januar 2006 wurde das Nationalparkhaus, das von 1992 bis 2005 von der Stadt Norden betrieben wurde, übernommen. Im Winter 2006/2007 wurde die "Seehundstation Nationalparkhaus Norden-Norddeich", wie die Station nun vollständig hieß, erneut umgebaut.
Am 7. August 2007 weihte Umweltminister Sander die Ausstellung "Vogelwelt der Küste" ein. Am 20. Oktober 2018 wurde der "Forscherbereich", eine interaktive Ausstellung zu aktuellen Forschungsvorhaben, durch Umweltminister Lies eröffnet. Die Einweihung der neuen Ausstellung "Wale der Welt" folgte am 6. April 2019, ebenfalls durch Umweltminister Lies. Im selben Jahr wurde in Kooperation mit dem Bundesministerium der Finanzen eine Sonderbriefmarke zum Thema "Schweinswale" herausgebracht.
Mitarbeitende
Das Personal der Seehundstation setzt sich aus haupt- und ehrenamtlichen Kräften zusammen. Im Jahr 2018 beschäftigte die Station 25 feste Mitarbeiter, die durch 70 ehrenamtliche Helfer unterstützt werden. Seit November 2004 ist die Seehundstation offiziell als Ausbildungsbetrieb anerkannt, sodass sich 2018 auch ein Auszubildender für den Beruf des Zootierpflegers zum Personalbestand gehörte. Dazu kommen fünf Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes, zwei Teilnehmerinnen im Freiwilligen Ökologischen Jahr und etwa 20 Praktikanten.
Quellenverzeichnis
- Chronik der Seehundstation, abgerufen am 18. März 2021