Lutherische Klassenschule
Lutherische Klassenschule | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1826 (1870) |
Erbauer | Kirchengemeinde |
Bauweise | Backsteinbau |
Erhaltungszustand | abgebrochen |
Genaue Lage | Am Markt 37 (A)
26506 Norden |
Die Lutherische Klassenschule (auch: Deutsche Schule) war eine mehrklassige Volksschule in zwei voneinander unabhängigen Anbauten der Ludgerikirche. Sie war womöglich die erste Volksschule in ganz Deutschland, gehört in jedem Fall jedoch zu den ältesten ihrer Art und beherbergte separate Klassenräume für Mädchen und Jungen.
Unmittelbarer Nachfolger der Lutherischen Klassenschule wurde die Marktschule, wobei der ursprüngliche Name amtlich beibehalten und der Begriff Marktschule ursprünglich umgangssprachlicher Natur war.
Geschichte
Bereits 1564 soll ein Bartholomäus von Münster als festbesoldeter Lehrer an der lutherischen Klassenschule, die in Abgrenzung zu der der privilegierten Oberschicht vorbehaltenen Lateinschule auch Deutsche Schule genannt wurde, gelehrt haben. Dieser Begriff findet sich erstmals in einer Jahresabrechnung der Ludgerigemeinde von 1567, damals noch in der alten Schreibweise Teutsche Schule bzw. duetsche Schule.[1] Aufgrund des Alters könnte es sich sogar um eine der ersten Schulen in ganz Deutschland gehandelt haben. Die allgemeine Schulpflicht für Ostfriesland wurde von Gräfin Anna bereits mit der Polizeiordnung von 1545 festgelegt.
Spätestens ab 1577 wird ein Undermeister der Duetschen Schule als hauptamtlicher Lehrer urkundlich erwähnt. Der Unterricht erfolgte in zwei unabhängigen Anbauten an der Ludgerikirche, die jedoch beide nicht mehr existent sind. In beiden Anbauten waren jeweils eine Jungen- und eine Mädchenklasse untergebracht. Die Jungenschule befand sich in einem später abgebrochenen, zweistöckigen Anbau neben dem Haupteingang der Ludgerikirche. Geleitet wurde sie von einem Kantor, der zugleich das Amt des Todtensingers, eine Art kirchlicher Sänger bei Begräbnissen, innehatte. Dieser nahm nicht selten seine männlichen Schüler mit zu Begräbnissen, damit auch diese dort als Totensänger fungierten. Die Mädchenschule, die wahrscheinlich erst nach der Jungenschule gegründet wurde, befand sich in einem separaten Anbau im Küstergarten.[1]
Am 12. Februar 1780 wird in einem Brief an die kirchliche Schulbehörde in Aurich über die zu engen Platzverhältnisse an der Mädchenschule geklagt, die dazu führten, dass viele Schülerinnen mit Kopfschmerzen nach Hause kämen. Der Verfasser weist darauf hin, dass es kein Wunder sei, dass das bereits 1775 erlassene Verbot privater Schule wenig fruchtete und die Eltern ihre Kinder weiterhin in diese (z.B. die Neuweger Schule) schickten.[2]
In einer Urkunde vom 20. November 1792 wurde die Deutsche Schule abermals erwähnt. Gut 34 Jahre später, 1826[1], fand schließlich ein großer Umbau statt, bei dem der Westen des Kirchen-Langschiffs abgetrennt wurde, um hier einen Schulraum zu schaffen.[3] Ebenso wurde die Küsterwohnung umgebaut und als Ersatz für die Beleuchtung durch das bisherige große Westgiebelfenster wurden kleine Fenster in der nördlichen Langschiffseite eingelassen, wofür unter der Empore ein Durchbruch geschaffen wurde.[3][4] Dies erklärt auch, weshalb die Jungenschule im Gegensatz zu der in einem (südlichen) Anbau am Langschiff befindlichen Mädchenschule nie eine eigene Hausnummer hatte, während die Mädchenschule die ehemaligen Hausnummer 557 trug.[4]
Steigende Schülerzahlen ließen die Kapazitäten der Lutherischen Klassenschule in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu knapp werden. Hierdurch kam es zur Gründung der nahegelegenen Marktschule.[5] Der Unterricht in der Kirchenschule lief noch bis etwa 1870 weiter.[1] Danach wurden der Schulraum zum Sitzungszimmer des Kirchenrates umgewidmet.[1]
Lehrkräfte
Anders als die Lehrkräfte der ebenfalls von der lutherischen Kirchengemeinde betriebenen Gasthausschule bestanden die Lehrkräfte der Lutherischen Klassenschule nicht aus lediglich seminarisch ausgebildeten Schulmeistern, sondern examinierten Lehrern.[6]
Zeitraum | Vollständiger Name |
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1564 - ??? | Bartholomäus von Münster |
??? - ??? | ??? |
1650 - 1652 | Jürgen Harms |
1652 - 1686 | Johannes Schutrumph |
1686 - 1693 | Eberhard Everus |
1693 - 1699 | Tönjes Günther |
1700 - 1714 | Bernhardus Dannemann |
1715 - 1717 | Mathias Decker |
1717 - ??? | ??? |
1723 - 1762 | Mauritz Dringenberg |
1762 - ??? | Tjark Harrems |
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 30
- ↑ Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 70
- ↑ 3,0 3,1 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 102
- ↑ 4,0 4,1 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 103
- ↑ Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 121
- ↑ Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 96