Kinderbewahranstalt
Kinderbewahranstalt | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1847 |
Erbauer | Norder Frauenverein |
Bauweise | Ziegelsteinbau |
Entwidmung | nach 1869 |
Erhaltungszustand | unbekannt |
Genaue Lage | Fräuleinshof 9 oder 10
26506 Norden |
Die Kinderbewahranstalt (später: Kleinkinderschule) war eine Art früher Vorläufer einer Kindertagesstätte bzw. Kindergarten verstanden werden.
Neben der Kinderbewahranstalt am Fräuleinshof hat es ab 1881 eine weitere bei der Diakonissenstation in der Klosterstraße gegeben.
Geschichte
1847 wurde die Kinderbewahranstalt durch Gebhardine Rösingh, Madame Fridag und Teda Bode gegründet. Ziel war es, berufstätigen Müttern eine angemessene Betreuung ihrer Kinder zu ermöglichen. Finanziert wurde das Projekt ausschließlich durch Zuwendungen namhafter Persönlichkeiten wie etwa Peta van Hülst, die Gründerin des Norder Frauenvereins, der auch die drei Gründerinnen der Kinderbewahranstalt angehörten.
Ausschlaggebend für die Gründung war die infolge von Missernten hervorgerufene wirtschaftliche Notlage vieler Norder Familien im Gründungsjahr. Eine öffentliche Sammlung, die als Erlös 226 Reichstaler, 20 Gute Groschen und 4 Pfennige erbrachte, bildete den Grundstock für die Arbeit der Fördergemeinschaft. Hinzu kamen Erlöse aus einer Lotterie sowie weitere Spenden, darunter auch eine finanzielle Zuwendung des Norder Magistrats, überreicht durch Peter Conerus, damals amtierender Bürgermeister von Norden.
Zunächst befand sich die Einrichtung in einem Privathaus an der Osterstraße, dann in der Mühlenstraße und schließlich in einem Seitenflügel des Ulrichsgymnasiums am Fräuleinshof. Wochentags wurden hier bis zu 40 Kinder betreut. Die laufenden Kosten wurden ab 1848 durch regelmäßige Kollekten der Norder Kirchengemeinden abgedeckt. Gespeist wurde offenbar - zumindest anfangs - im Saal des Lentzhofs.[1]
Ab Herbst 1848 wurde das Betreuungsangebot um eine Strick-, Näh- und Spinnschule für bedürftige Kinder ab sechs Jahren erweitert. Hierfür wurde eine Kammer an der Kirchstraße angemietet. Bereits kurze Zeit später verlegte man die Einrichtung in das Gemeindehaus der Herrnhuter Brüdergemeine. Fortan wurde dort jeweils an den Mittwoch- und Samstagnachmittagen unentgeltlich unterrichtet.
Ab 1849 besuchten durchschnittlich 28 Kinder die Bewahranstalt, während ihre Eltern auf den Feldern arbeiteten. Die Betreuungszeit ging von 06:00 bis 19:00 Uhr. 1851 stieg die Zahl der betreuten Kinder auf 31 und vier Jahre später auf 81 an.
Durch großzügige Spenden von Privatpersonen und der öffentlichen Hand konnte 1855 bis 1856 ein Neubau am Fräuleinshof errichtet werden. Die Einweihung der offiziell genannten "Pflegeanstalt für minderbemittelte Kinder" fand im Kreis zahlreicher Norder Persönlichkeiten statt. Das Wort minderbemittelt ist nach heutiger Auslegung fehl am Platze, bezeichnet damals aber tatsächlich Kinder aus ärmeren Familien. Minderbemittelt meint hier wenig vermögend.
Eine besondere Ehrung erfuhr die Einrichtung durch König Georg V. von Hannover (Ostfriesland gehörte seinerzeit zum Königreich Hannover) und seine Gemahlin, die der Einrichtung im September 1859 einen Besuch abstatteten.[2]
Wann genau die Geschichte der Kinderbewahranstalt endete, ist nicht bekannt. Ihre Existenz ist jedoch mindestens bis 1869 gesichert: Bis hierhin reichen die geführten Protokollbücher.
Kleinkinderschule
Ob es sich bei der 1812 genannten Kleinkinderschule um einen Vorgänger der Kinderbewahranstalt, ist nicht ganz eindeutig. Nach alter Hausnummerierung (Nr. 539) dürfte sich sich auf dem Grund des heutigen Sozialamtes befunden haben.[3]
Galerie
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Aufnahme aus der Zeit um 1963.
Einzelnachweise
Literatur
- Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 88f.