Osterstraße 10

Aus Norder Stadtgeschichte
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Osterstraße 10

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Basisdaten
Entstehungszeit 1967
Erbauer unbekannt
Bauweise Ziegelsteinbau u.a.
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Osterstraße 10

26506 Norden

An der Osterstraße 10 befand sich bis zum Abbruch 1967 ein ansehnlicher Renaissance-Bau, der achtlos im Rahmen der Altstadtsanierung abgebrochen und durch einen nichtssagenden, schmucklosen Neubau ersetzt wurde.[1] Hier zog später eine Filiale der Commerzbank ein, die jedoch mit Bekanntmachung vom Juli 2021 wenig später geschlossen wurde. Bis zu ihrem Umzug hierher befand sich die Filiale Am Markt 66. In dem Altbau befand sich bis vor dem Abbruch noch die Drogerie Ihnken.[1] Davor befand sich hier und dem benachbarten Gebäude 9 das Haushalts- und Spielwarengeschäft Joseph Fischer.[2]

Geschichte

Das heutige Gebäude an der Osterstraße 10 wurde 1968 errichtet. Entsprechend des damaligen Zeitgeistes wurde wenig Wert auf den Erhalt der historischen Bausubstanz gelegt; das ansehnliche Stadthaus aus dem Jahre 1781 wurde achtlos abgebrochen und durch einen eher nichtssagenden Zweckbau ersetzt.

Wie alle Häuser an der Oster- und Westerstraße war auch das hier in Rede stehende Grundstück schon sehr früh bebaut. Naturgemäß fehlen Unterlagen zu der ursprünglichen Bebauung. Eine solche lässt sich dennoch recht früh - erstmals am 10. Oktober 1650 - nachweisen, als hier ein Mann namens Rotger von dem Busch als Besitzer genannt wird. Im Laufe der Zeit wechselte das Haus, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um ein damals in Norden häufig anzutreffendes, eingeschossiges Giebelhaus gehandelt hat, mehrere Male den Besitzer. Nicht ungewöhnlich für damalige Zeiten hatte es eine dahinter befindliche Scheune.

Am 9. Mai 1767 wurden Haus und Grund von Reemt Ufen erworben, dem seine Erben – insgesamt sechs Kinder – folgten. Wahrscheinlich war es Reemt Ufen, der das bis 1968 bestehende Haus im Jahre 1781 neu erbaute. Seine Erben verkauften es im August 1802 an den Goldschmied Johan Jacob Silomon für 8.600 Gulden. Spätestens seit 1897/1898 wurde das Gebäude (auch) für den Einzelhandel genutzt, als sich hier eine Kolonialwarenhandlung (Hermann Julius Taaks) nachweisen lässt. Anfang des 20. Jahrhunderts folgte Focke C. Hasbargen als Eigentümer, 1926 gehörte das Haus dem Kaufmann Heinrich Hasbargen. Dieser handelte hier mit Kurzwaren (kleine Gegenstände aus dem Bereich Nähen). Ebenfalls befand sich das Delikatesswarengeschäft von Johann Schwardt hier. Wenig später wurde das Haus dann von Joseph Fischer hinzugekauft, der sein im Nachbarhaus Osterstraße 9 ansässiges Geschäft dadurch ausdehnte.

Joseph Fischer, der wegen seiner Vorliebe für Pfeifen auch Piepen-Joseph genannt wurde, war eine angesehene Persönlichkeit. Geboren am 3. August 1866 erarbeitete sich Fischer einigen Wohlstand und Ansehen. Über viele Jahre betrieb er am genannten Standort eine Haushalts- und Spielwarenhandlung. Er verstarb am 1. März 1947 in Norden.

Nach dem Tode Fischers wurde das Gebäude von Heinrich Ihnken erworben, der hier die nach ihm benannte Drogerie Ihnken eröffnete. Nach Angaben der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem fertigte Ihnken die bekannte Fotografie von Christine Neemann und ihrem jüdischen Freund Julius Wolff, wie sie gemeinsam wegen des Vorwurfs der Rassenschande von SA-Männern am 22. Juli 1935 durch die Straßen getrieben wurden.

Die Drogerie Ihnken existierte noch bis 1984/1985, ehe das Gebäude von der Commerzbank bezogen wurde. Die Familie Ihnken blieb dort noch bis mindestens 2004 wohnhaft. Bis zum Umzug befand sich die hiesige Filiale der Commerzbank noch Am Markt 66 (ehemaliges Gemeindebüro der Ludgerigemeinde, heute u.a. Kanzlei). Im Juli 2021 wurde bekannt, dass die Filiale Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer fallen wird. Das Gebäude wurde schließlich von Gustav Claashen erworben.

Galerie

Literatur

  • Weege, Jans (2023): Historische Häuser an der Oster- und Westerstraße, Norden (unveröffentlicht)

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 21
  2. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 71

Siehe auch