Christine Neemann
Christine Neemann erlangte traurige Bekanntheit durch ihre Beziehung mit dem jüdischen Lehrer Julius Wolff. Die beiden wurden am 22. Juli 1935 von SA-Männern durch die Hauptstraßen von Norden getrieben. Beide mussten hierbei Schilder mit herabwürdigenden Sprüchen ("Ich bin ein deutsches Mädchen und habe mich vom Juden schänden lassen" und "Ich bin ein Rasseschänder") tragen.[1] Das Bild fotografierte der örtliche Drogist im Auftrag der Partei. Er war selbst NSDAP- und SA-Mitglied und stellte die Bilder in seinem Schaufenster aus. Der Prozess, der 1949 wegen der Verfolgung des Paares geführt wurde, hatte die Verurteilung von sechs Angeklagten zu einer Freiheitsstrafen zwischen drei und sieben Monaten zur Folge. Der SA-Sturmführer Jäger und ein Polizist wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen.[2]
Die Geschehnisse schilderte sie später wie folgt: "Anfang Juli 1935 wurde ich von sechs SA-Männern aus der Wohnung meiner Mutter geholt, weil ich mit einem Juden, Julius Wolff, verlobt war. Man hat uns zusammen durch die Straßen geführt, jeder ein Plakat um den Hals: Rassenschänder. Auf offener Straße hat man mich geschlagen und die Haare aus dem Kopf gerissen und dann ins Gefängnis gebracht.".[2]
Polizeichef Limbach hatte zuvor vergeblich versucht, die Aktion zu verhindern, war mit seinem Widerspruch jedoch beim Landratsamt des Landkreises Norden und der Geheimen Staatspolizei in Wilhelmshaven gescheitert. Dennoch löste die Polizei den demütigenden Marsch letztlich auf und nahm Neemann und Wolff in Haft. Die Gestapo verbrachte sie von dort zunächst in das Norder Gerichtsgefängnis und anschließend nach Aurich, von wo sie beide wiederum in das KZ Esterwegen überstellt, aber später freigelassen wurden.[3] Danach wurde sie von ihrem Arbeitgeber entlassen und weiterhin gedemütigt. Wolff konnte in die Vereinigten Staaten fliehen.[2]