Elefantenhaus

Aus Norder Stadtgeschichte
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Elefantenhaus

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Basisdaten
Entstehungszeit 1777 (vor 1595)
Erbauer Hermann Jacob Walther
Bauweise Mansarddachhaus
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Am Markt 21

26506 Norden

Das Elefantenhaus ist ein denkmalgeschütztes Gebäude am südlichen Marktplatz. Der Name leitet sich von der ehemaligen Gastwirtschaft Zum Elephanten ab, an die heute noch das Bildnis eines Elefanten am Giebel des Hauses erinnert.

Geschichte

Erstmals wird ein Gebäude auf diesem Grundstück im Jahre 1595 urkundlich erwähnt. Am 26. Januar jenen Jahres verkauften die Erben und Eigentümer Juleff Wilhelms und seine Ehefrau Marya das Haus an Haynck Hayen, um in die Westermarsch up de Espell zu ziehen. Laut der Urkunde verfügte das hier in Rede stehende Haus am Marktplatz neben einem dazugehörigen Grundstück auch über eine eigene Lohne.[1] Zudem veräußerte das Ehepaar Wilhelms noch zwei Pferde, die auf dem Leegemoor grasten nebst dreier Acker hinter dem Fräuleinshof sowie einen Acker Im Spiet.[1][2]

Gemäß der Angaben eines Kreditvertrags vom 23. Mai 1746 waren zu diesem Zeitpunkt Tönnies Jacob Koling und Trintje Abraham Eigentümer des Hauses. Am 21. Juni 1774 kauften Meint Janssen und Antje Wilts aus der Westermarsch das Haus von Heere Harms und Antje Jacobs für 1.700 Gulden. Zwei Jahre später, am 30. September 1776, erwarb Hermann Jacob Walther (auch Herman Jacobi Walther genannt) die Immobilie für 1.360 Gulden. Durch die Unterlagen lässt sich erkennen, dass das Haus damals noch keinesfalls seine heutige Stattlichkeit besaß, sondern vielmehr einfacher Art war.[2] Das Gebäude war zunächst ein einfaches Ziegelsteinhaus mit zwei Stockwerken.[3] Im Inneren befanden sich drei Zimmer mit Bettstellen und ein Keller. Im Hinterhaus war zudem Platz für das Vieh vorhanden.[2]

Walther erbaute das Haus 1777 neu, veräußerte es jedoch schon gut zwei Jahre später wieder, um aus dem Erlös seinen Lebensabend zu bestreiten.[2][4] Am 2. August 1779 wurde das Gebäude von Claas Abraham Decknatel erworben, dem zuvor schon das benachbarte Süderhaus gehörte. Doch auch Decknatel blieb nicht lange Eigentümer und verkaufte das schöne Haus mitsamt Scheune und Garten am 23. Oktober 1780 wieder. In jener Zeit findet sich eine recht detaillierte Beschreibung der Raumaufteilung: Beim Eintritt in das Haus gelangte man zunächst in einen breiten Gang bzw. Flur. Links befand sich eine breite Tür mit zwei Flügeln, durch die man in eine große, schöne Kammer gelangte. Diese war mit drei englischen Fenstern, einem Holzfußboden und einem großen eisernen Ofen mit Aufsatz ausgerüstet. Auch die sich daran anschließende Kammer besaß einen Holzfußboden, eine Alkove (Bettnische) und darüber einen Schrank. Außer einer Kammer war aus dem Hof heraus noch eine Küche aufzufinden, die mit grünen Bremer Floren gepflastert war. Auf einer festen Treppe mit einem Geländer, unter der sich ein Kleiderschrank befand, kam man auf den Boden. Dieser hatte vorne und hinten drei englische Fenster. Mit geringen Kosten hätte man hier zwei weitere Stuben einrichten können. Im hinteren Bereich des Haupthauses befand sich eine Scheune, hinter dem sich wiederum der steinerne Abort befand sowie ferner ein Brunnen mit einer Winde, Seil und Kette. Im Garten wuchsen fruchtbare Bäume.[2]

Das Haus wurde sodann von Johann Friedrich Wilken für 3.050 Gulden erworben. Dieser richtete hier 1785 die Gastwirtschaft Zum Elephanten ein.[3][5] Ab 1855 war Johann Hinrich de Boer Besitzer des Elephanten.[5] Um 1872 gehörte das Gebäude Tjado G. Meyenburg, der hier ebenfalls eine Gastwirtschaft betrieb.[5][6] Seit spätestens 1886 und noch bis mindestens 1907 war der Gasthof dann im Besitz der Familie Oldewurtel, beginnend mit Jacob J. Oldewurtel.[7][8] Am 26. Oktober 1889 wurde hier das Richtfest für den im Bau befindlichen Schlachthof gefeiert.[9]

1922 erwarb Druckereibesitzer Heinrich Soltau das Gebäude - nachdem er sich von seinem Bruder Otto G. Soltau getrennt hatte - und ließ es um ein zweites Obergeschoss mit Mansarddach erweitern. Im ersten Obergeschoss ließ er einen Erker anfügen. Am obersten Giebel ließ er einen goldenen Elefanten anbringen, der an die ehemalige Gastwirtschaft erinnern soll.[3][10] Der Name Elefantenhaus hatte sich jedoch zu dieser Zeit längst im Norder Sprachgebrauch etabliert.[10]

Nach dem Umzug des Soltau Kurier Norden in das Gewerbegebiet Leegemoor wurde die Immobilie im Dezember 1981 an Anton Edzard Götz verkauft.[11] 1983 richtete Götz in dem Gebäude eine Apotheke und eine Zahnarztpraxis ein.[12] Allgemein wurde das Gebäude weitläufig umgestaltet. Aus der Wanderung vor dem Hause wurde ein kleines Gärtchen. Die große Kammer im Erdgeschoss, in der sich der Schankraum befand, wurde zur Anzeigenabteilung und 1992 schließlich zur Apotheke. Eine zu Zeiten der Gastwirtschaft über dem einstigen Stall errichtete Bühne mit großem Saal nahm die Buchbinderei und Setzerei auf.[10] Die neuen Eigner entfernten die historische, ansehnliche Tür und ersetzten sie durch eine schmucklose, unpassende Glas- und Metalltür.

Während das Untergeschoss nach wie vor als Apotheke genutzt wird, befinden sich im Obergeschoss mittlerweile Ferienwohnungen.[13]

Trivia

Zu den bekannten Gästen der Wirtschaft zählte Wilhelm Busch, der bei Besuchen bei seinem Neffen Adolf Nöldeke häufig hier einkehrte und in geselliger Runde ein Gedicht über den Doornkaatschnaps (Dorenkat) verfasste.[14][15] In dieser Zeit sei auch die bekannte Postkarte Die Folgen des Doornkaat (Dorenkat) entstanden.[5]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 71
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 72
  3. 3,0 3,1 3,2 Pühl, Eberhard (2007): Alte Backsteinhäuser in Ostfriesland und im Jeverland. Backsteinbauten des 15. bis 19. Jahrhunderts, Oldenburg, S. 168
  4. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 95
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 73
  6. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 196
  7. Weege, Jans (2021): Die Geschichte der Feuerwehr Norden, Norden, S. 5
  8. Canzler, Gerhard (1994): Norden. Museen im Alten Rathaus, Norden, S. 100
  9. Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 39
  10. 10,0 10,1 10,2 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 74
  11. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 118
  12. 75 Jahre Anton Götz (Beilage zum Ostfriesischen Kurier)
  13. Internetseite der "Ferienwohnungen Am Markt", abgerufen am 10. Mai 2021
  14. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 60
  15. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 64

Siehe auch