Tiefbunker

Aus Norder Stadtgeschichte
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Tiefbunker

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Basisdaten
Entstehungszeit 1975
Erbauer Stadt Norden
Bauweise Tiefbunker (Atombunker)
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage unter dem

Jan-ten-Doornkaat-Koolman-Platz

Der Tiefbunker wurde im Rahmen der 1968 begonnenen Altstadtsanierung als Atomschutzbunker unter dem heutigen Jan-ten-Doornkaat-Koolman-Platz errichtet. Bis heute wird er hauptsächlich als Tiefgarage genutzt.

Geschichte

Während des Kalten Kriegs wurde im November 1962 das Schutzbaugesetz erlassen, das die Wiederherstellung und den Ausbau bestehender Luftschutzanlagen forderte, um die Bevölkerung vor möglichen Atomangriffen zu schützen. Die globale politische Lage schien sich insbesondere seit der Kubakrise 1962 zu verschärfen. Ein nuklearer Angriff auf die Bundesrepublik schien so greifbar, dass die Stadtplaner den Bau eines innenstadtnahen Bunkers erwogen. Dieser wurde dann auch bis 1975 errichtet.[1][2] Um nicht zu tief graben zu müssen, wurde die Baufläche erhöht. Dies erklärt die erhöhte Lage des Koolman-Platzes, der bis dahin ein Teil der Kirchstraße war.

Heute wird die Anlage, die alle Anforderungen eines Atomschutzbunkers erfüllt und über zwei mit einer Schleuse voneinander getrennte, große Schutzräume (je 1594 bzw. 1903 Plätze) verfügt, vor allem als Tiefgarage mit ca. 80 PKW-Parkplätzen sowie als Lagerstätte genutzt. In den Räumen werden bis dato mehrere tausend Feldbetten vorgehalten, an denen jedoch längst der Zahn der Zeit genagt hat. Die Stromversorgung sollte im Ernstfall mittels zweier Schiffsmotoren erfolgen, eine eigene Belüftung und Wasseraufbereitungsanlage sollte die Autarkie von der Umwelt gewährleisten. Mehrere Räume geben unverändert ein zeitgetreues Bild der 1970er Jahre ab, teilweise finden sich sogar noch Produkte, etwa Babyflaschen und Mullbinden, aus dieser Zeit in den Räumen. Massive Telefone, die an den Wänden hängen, sollten der Kommunikation zwischen den Räumen dienen. Beide Schutzräume verfügten zudem über eine eigene Küche sowie eine Sanitätsstelle.[3]

Bis 2008/2009 wurde die Anlage von der zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben betreut, während die Stadt nur die Verwaltung während der Nutzung als Tiefgarage zu gewährleisten hatte. Nach Einstellung dieser Wartungsarbeiten sollte der Bunker bis 2025 endgültig entwidmet werden.[3] Durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine im Jahre 2022 kehrte jedoch ein Umdenken ein, sodass der Norder Tiefbunker weiterhin als solcher gewidmet sein wird. Ob auch eine Sanierung erfolgen wird, ist zurzeit noch ungewiss. Im Ernstfall würden im Bunker so oder so nur eine kleine vierstellige Anzahl an Menschen (3.497)[1] Schutz finden, sodass zu hoffen bleibt, dass er nie gebraucht werden wird.

Trivia

Atomschutzbunker wurden zumeist mit mindestens zwei separaten Schutzräumen ausgestattet. Dies liegt darin begründet, dass es in diesen Bunkern durch die hermetische, über Wochen anhaltende Abriegelung zu tropischen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten kommt, was die Verbreitung von Krankheiten, insbesondere in Verbindung mit den extrem engen Platzverhältnissen, begünstigt. Im Falle eines weitflächigen Krankheitsausbruchs sollten die Kranken so von den Gesunden separiert werden. Zudem galt es, die Menschenmassen im Falle eines gewalttätigen Ausstandes oder ähnliches voneinander in Gut und Böse zu trennen.

An einem der Lüftungsschächte des Bunkers wurde 1979 von der Künstlerin und Keramikerin Anneliese Langenbach (1926-2008) ein buntes Fliesenbild gemalt.

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kurzbeschreibung des Norder Tiefbunkers, abgerufen am 11. August 2021
  2. Luftschutzbunker Wilhelmshaven, abgerufen am 11. März 2021
  3. 3,0 3,1 Ostfriesischer Kurier vom 21. April 2022, S. 4

Siehe auch