NSDAP Ortsgruppe Norden

Aus Norder Stadtgeschichte
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NSDAP Ortsgruppe Norden

Basisdaten
Gründung 19. September 1923
Auflösung 1945
Rechtsform Politische Partei
Hauptsitz Am Markt 10

26506 Norden

Die Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (kurz: NSDAP) wurde 1923 (nach anderen Angaben 1927) gegründet. Sie war faktisch die erste Ortsgruppe der Partei im Deutschen Reich außerhalb Münchens und existierte bis zu ihrem Verbot durch die britische Besatzungsmacht.

Geschichte

Vorgeschichte

Die Deutsche Arbeiterpartei (kurz: DAP) wurde im Januar 1918 in München gegründet und war anfangs nur eine von unzähligen, unbedeutenden Kleinstparteien. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Novemberrevolution bekämpfte die DAP die noch junge Demokratie der Weimarer Republik. Eines der Ziele der Partei war die Abschaffung des Pluralismus zugunsten eines Machthabers, der als starker Mann die Geschicke des Landes weitgestehend allein bzw. autoritär bestimmen sollte.

NSDAP-Kreisleiter Lenhard Everwien (1943).

Im September 1919 trat Adolf Hitler der Partei bei, am 20. Februar 1920 gab sich die Partei den bekannten Zusatz und trat nun als Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei auf. Sie wurde nach dem ersten Putschversuch 1923 verboten und Hitler für sechs Monate inhaftiert.

Am 27. Februar 1925 wurde die Partei neu gegründet, hatte nun jedoch Schwierigkeiten, sich im politischen Leben zu etablieren, da die Weimarer Republik in einer wirtschaftlichen Blüte stand, die auch als Goldene Zwanziger bekannt wurden. Erst die schwere Wirtschaftskrise 1929 brachte neuen Nährboden für das extremistische Gedankengut der NSDAP und anderen Feinden der Demokratie. Nur noch etwa ein Drittel aller Erwerbstätigkeiten war vollbeschäftigt, annähernd die Hälfte arbeitslos und der Rest in Kurzarbeit. Die NSDAP gewann fortwährend Mitglieder und wurde derart bedeutend, dass Reichspräsident Hindenburg den Parteivorsitzenden, Adolf Hitler, am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannte.

Aufmarsch der NSDAP auf dem Marktplatz (1933).

Gründungsgeschichte

Bereits im April 1923 formierte sich in Norden eine Ortsgruppe der NSDAP, erlangte jedoch in der kurzen Zeit bis zu ihrem reichsweiten Verbot kaum politische Bedeutung. Dennoch wies sie mit 30 Mitgliedern eine nicht unerhebliche Größe auf.[1][2] Die Gruppe ging aus einem bereits Mitte November 1921 gegründeten Deutsch-Völkischem Schutz- und Trutzbund hervor, der im April 1922 mit der Parole Deutschland in Judennot an die Öffentlichkeit getreten war.[2] Dies veranlasste Hitler, die am 19. September 1923 dann offenbar auch formell gegründete Norder Ortsgruppe zur ersten außerhalb Münchens zu erklären.[1][2]

Nach dem Verbot der Partei gründeten sich ihre Anhänger unter Führung des Stahlhelmführers Dr. Peter Heuer einen Völkischen Block, der sich als Ortsgruppe der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei anschloss. Diese Partei errang bei der Reichstagswahl am 4. Mai 1924 in der Stadt Norden 1.177 Stimmen und wurde damit zu stärksten Kraft im Ort. Im Oktober 1926 erfolgte dann die formelle Neugründung und Wiederzulassung als politische Partei. In dieser Zeit wurde auch die Sturmabteilung (SA) der Norder Gruppe gegründet, die 1928 zum ersten Mal in ihrer typischen Uniform als Saalschutz in Erscheinung trat und zunächst aus zwölf Mann bestand.[2] SA-Führer war Popke Vienna.[3] 1929 folgte die Organisierung der örtlichen Hitlerjugend (HJ).[4]

Kurz vor der Landtagswahl am 24. April 1932 wurden die nationalsozialistischen Kampfverbände SA und SS verboten, die Norder Polizei besetzte das damalige SA-Heim im Felsenkeller am Neuen Weg (Hindenburgstraße). Doch bereits kurz vor der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 fiel das Verbot wieder.

Nach der Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 zog ein Fackelzug begeisterter Anhänger durch Norden, ein Handwerksbursche rief: "Hitler verrecke!" und wurde deshalb unmittelbar verhaftet. Dem Fackelzug folgte eine Kundgebung auf dem Marktplatz, wo der damalige Ortsgruppenleiter Waehnbeck eine kurze Rede hielt. Zum Abschluss folgte ein Festakt im Sturmlokal der Nationalsozialisten, dem Gasthof Zur Börse.

Der Nachfolger Waehnbecks wurde Rudolf Borchers, der auch die bis zum 24. August 1938 einzige Norder Ortsgruppe leitete. Da eine Stadt mit gut 12.000 Einwohnern nach Ansicht der Machthaber jedoch über mehrere Ortsgruppe zu verfügen hatte, gründeten sich die Gruppen Ekel, Markt und Westgaste. Als Versammlungslokale dienten für die Westgaster Gruppe das bisherige Sturmlokal, die Ekeler nutzte das Schützenhaus und die Markt-Gruppe das Deutsche Haus. Borchers wurde durch drei neue Ortsgruppenleiter abgelöst, deren Namen mit Brunken, Kramer und Plogstieß angegeben werden.

Organisation

Die Parteiführung vor dem Bismarckdenkmal (1935).

Allgemeine Gliederung

Im Jahre 1938 setzte sich die Kreisgruppe Norden-Krummhörn aus 29 Ortsgruppen, 95 Zellen und 427 Blocks zusammen. Ortsgruppen gab es in Arle, Baltrum, Berumbur, Berumerfehn, Campen, Dornum, Greetsiel, Hagermarsch, Hinte, Juist, Lintelermarsch, Loppersum, Lütetsburg-Hage, Manslagt, Marienhafe, Norderney, Osteel, Pewsum, Süderneuland, Uphusen, Upleward, Uttum, Westerende, Westermarsch, Wirdum und Wybelsum. Im Norder Stadtgebiet in den damaligen Grenzen gab es zudem die Gruppen Ekel, Markt und Westgaste.

Die Ortsgruppen gliederten sich in Zellen und diese wiederum in Blocks, wobei eine Zelle aus vier bis acht Blocks bestand. Ein Block wiederum bestand aus 40 bis 60 Haushalten bzw. 160 bis 240 Personen und wurde von einem Blockleiter geführt, der nicht nur Spitzel und Aufpasser sein sollte, sondern die in seinem Block wohnenden Menschen auch zum Besuch nationalsozialistischer Veranstaltungen anhalten sollte.

Hitlerjugend

Die Hitlerjugend (kurz: HJ) hatte ihr eigenes Heim in Norden. Das sogenannte Hitlerjugend-Heim als solches besteht bis heute (Am Sportplatz 17). Insgesamt gab es 1937 gut 1.450 Jungen und Mädchen in Norden, die der Hitlerjugend angehörten. Nach der Gründung Ende 1929 war die HJ lange Zeit schwach aufgestellt, ehe ihr im Sommer 1931 eine Gruppe des Nationalsozialistischen Schülerbundes vom Ulrichsgymnasium beitrat. Die seit März 1939 gesetzlich vorgeschriebene Jugenddienstpflicht verpflichtete alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren, in die für sie vorgesehene Unterorganisation der HJ einzutreten, wo an zwei Tagen pro Woche Dienst zu leisten war. Im Mittelpunkt der nach dem Führerprinzip geordneten Organisationen stand die körperliche und ideologische Schulung; sie umfasste rassistische und sozialdarwinistische Indoktrination und gemeinsame Wanderungen bzw. Märsche und körperliche Übungen im Freien.

Die Norder HJ war unterteilt in drei Fähnlein. Es gab das Fähnlein 11 (Waterkant), 12 (Seeräuber) und 19. Daneben gab es die Gefolgschaften 6 und 9 einschließlich der Motor-HJ, der Marine-HJ und die HJ-Luftsportschar sowie den Bund Deutscher Mädel (BDM) und die Jungmädelschaft. Die Gründungsversammlung des BDM-Norden fand am 18. März 1932 im Gasthof Zur Börse statt.

Galerie

Literatur

  • Forster, Hans / Schwickert, Günther (1988): Norden. Eine Kreisstadt unterm Hakenkreuz, Norden

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Ostfriesischer Kurier (1999): Von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart (Sonderdruck), Norden, S. 29
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Haddinga, Johann (1995): Kriegsalltag in Ostfriesland, Norden, S. 134
  3. Angaben der Ubbo-Emmius-Gesellschaft, abgerufen am 16. Juli 2024
  4. Unbekannter Autor: Wir wohnten neben euch. Norden zur Zeit des Nationalsozialismus (Online-Publikation, pdf)

Siehe auch