Zichorienfabrik Meints & Gerdes
Zichorienfabrik Meints & Gerdes | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1872 |
Erbauer | Christoph Johann Meints |
Bauweise | Industriegebäude |
Erhaltungszustand | erhalten |
Genaue Lage | Friesenstraße 1
26506 Norden |
Die Zichorienfabrik Meints & Gerdes war eine Zichorienfabrik an der Friesenstraße 1 (Ecke Mühlenweg). Sie entstand 1872 und stellte ihren Geschäftsbetrieb erst 1948 ein. Nachfolgend wurde das Gebäude verpachtet und diente bis 1960 als Senffabrik (Wolbergs), ehe hier eine Holzhandlung (Janssen) eingerichtet wurde. 1996 wurden die Gewerbegebäude für die Schaffung vier größerer Mehrparteienhäuser abgebrochen.
Geschichte
1872 gründeten Christoph Johann Meints, wohnhaft an der nahegelegenen Laukeriege, und Johann Peter Gerdes (Sandbauerschaft) die Zichorienfabrik Meints & Gerdes am damals noch zur Gemeinde Sandbauerschaft gehörenden Mühlenweg, Ecke Friesenstraße. Bereits 1880 trat Gerdes wieder aus der Firma aus. Im selben Jahr stieg dafür der Kaufmann Hajo Bernhard Wolbergs ein. Der bekannte Name Meints & Gerdes blieb jedoch erhalten. Am 7. November 1896 wurde dieser Name in die Zeichenrolle des Kaiserlichen Patentamtes in Berlin eingetragen. Absatz fand das Produkt sowohl in der Region als auch bis nach Bremen und Osnabrück.[1]
Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde bei Meints & Gerdes auch die Produktion von Tafelsenf aufgenommen. Vermutlich in den 1930er Jahren wurde dann Kaffee-Ersatz aus Gerste und nicht mehr aus Zichorie hergestellt. Während des Zweiten Weltkriegs und danach fand der Kaffee-Ersatz in allen Teilen Deutschlands guten Absatz, wenngleich nicht in die Sowjetisch-Besetzte-Zone bzw. die DDR geliefert werden konnte. Der Absatz in Ostfriesland selbst war dagegen relativ gering, da in der Nachkriegszeit weiterhin Tee - wenn auch rationiert - an die Ostfriesen abgegeben wurde und dieser daher nicht auf ihr geliebtes Nationalgetränk verzichten mussten.[1]
Die bei oder bereits vor Kriegsende eingestellte Produktion von Tafelsenf konnte am 1. Dezember 1945 mit Genehmigung der britischen Militärregierung wieder aufgenommen werden. Doch während der Währungsreform 1948 stellte das Unternehmen seinen Betrieb ein. Der letzte Inhaber, Johann C. Wolbergs, verpachtete das Gebäude 1959 an Johann Brauer, der die Senfproduktion wieder aufnahm, jedoch bereits zum 1. Oktober 1960 wieder einstellen musste.[1]
Von 1961 bis 1963 war der noch junge THW-Ortsverband in den Räumlichkeiten der Kohlenhandlung untergebracht. 1963 erfolgte der Umzug zum Hof Hoffmann.[2][3] Danach wurden die Gebäude als Lagerstätte für die an der Westerstraße 5 ansässige Holzhandlung Janssen genutzt.[4] Die Holzhandlung stellte ihren Betrieb Mitte der 1990er Jahre ein. Im Mai und Juni 1996 wurde die Lagerstätte abgebrochen.[5] Nachfolgend wurden hier vier größere Mehrparteienhäuser errichtet.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Canzler, Gerhard (1998): Beilage Heim und Herd im Ostfriesischen Kurier vom 8. August 1998
- ↑ Vorstellung des THW Norden auf Georgs Blog, abgerufen am 1. September 2021
- ↑ Feuerwehr Norden (1986): 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr der Stadt Norden, Norden, S. 71
- ↑ Zeitzeugenbefragung vom 29. Oktober 2021
- ↑ Zeitzeugenbefragung vom 19. Oktober 2021