Hotel Reichshof

Aus Norder Stadtgeschichte
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Hotel Reichshof

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Basisdaten
Entstehungszeit um 1937 (um 1606, 1785)
Erbauer Karl Zicke
Bauweise Hotel
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Neuer Weg 52-54

26506 Norden

Das Hotel Reichshof (Eigenschreibweise: Romantik Hotel Reichshof; kurz: Reichshof) ist ein Vier-Sterne-Superior-Hotel mit Sitz am südlichen Neuen Weg.

Der Reichshof - wie es umgangssprachlich genannt wird - ist nicht nur das am längsten bestehende Hotel in der Stadt Norden, sondern auch das letzte seiner Art am Neuen Weg. In seiner über 400 Jahre nachweisbaren Geschichte hat es zahlreiche wechselvolle Wendungen erlebt und beherbergte von 1918 bis 1963 sogar ein eigenes Kino (Norder Lichtspiele), das sich im späteren großen Saal befand. Auch der ehemalige, denkmalgeschützte Lagerspeicher Amsterdam der Firma Doornkaat aus der Zeit um 1900 gehört zum Hotelensemble und beherbergt unter anderem die Rezeption.

Der große Festsaal im ehemaligen Kino ist seit jeher einer der wichtigsten Veranstaltungs- und Versammlungsorte der Stadt. Viele traditionsreiche Vereine und andere Körperschaften nutzen oder nutzten die Räumlichkeiten des Reichshof für ihre Zusammenkünfte, so etwa die Leegemoorgesellschaft oder die Feuerwehr Norden. In naher Zukunft soll der traditionsreiche Saal jedoch ebenfalls zugunsten weiterer Hotelzimmer umgebaut werden.

Geschichte

Erstmalig erwähnt wurde ein Hotel am Standort des heutigen Reichshofs im Jahr 1606 als Brauerei Rode Peerd.[1] Über einhundert Jahre später, im Jahre 1710, wurde das Gebäude als Ausspannwirtschaft beschrieben. So bezeichnete man seinerzeit Gastwirtschaften entlang von Reiserouten, wo die Pferde aus- bzw. abgespannt wurden und die Reiter bzw. Reisenden einkehren konnten.[1][2] Die Bezeichnung Hotel war seinerzeit noch nicht geläufig. Nur wenige Jahre später fand die Gastwirtschaft erneut Erwähnung im Zusammenhang mit der Weihnachtsflut von 1717, als die Fluten hier so hoch gestanden haben sollen, dass man mit dem Boot fahren konnte.[3] Dass dies keine überdramatisierte Übertreibung ist, zeigen weitere Berichte und die Tatsache, dass diese Flut zum Bruch der Deichlinie vielerorts führte. Die bei Norddeich gelegene Siedlung Itzendorf musste gar aufgegeben und ausgedeicht werden.

1784 wurde an der heutigen Lohne Hooge Thun das erste Spritzenhaus der Stadt errichtet und am 15. Juli des Jahres eingeweiht.[4] Ein Jahr später wurde in den Aufzeichnungen der südliche (rechte) Teil des Gebäudes Gasthof Zum Zeichen des Bremer Schlüssel genannt.[5] Zum Gasthof gehörten demnach ein Brau- und Malzhaus sowie eine Brennerei und eine Zichorienfabrik, die Kaffee-Ersatzprodukte herstellte. In dieser Zeit wurde wohl auch ein Anbau fertiggestellt, das sogenannte Mittelhaus, das jedoch nicht mit der gleichnamigen Gaststätte zu verwechseln ist.[2]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts tauchte für den Gasthof noch die Bezeichnung Zum Zeichen des Schwarzen Pferdes auf, als Eigentümer wird ein Uve Siemons Uven genannt.[2][5] 1806 wurde das angrenzende Spritzenhaus wieder abgerissen und an der Dammstraße neu errichtet.[4]

1875 wurde der Reichshof als Garbe's Hotel erwähnt, betrieben vom Namensgeber Carl Garbe, der zuvor die Gastwirtschaft im Vossenhus betrieb. Nach der Erweiterung der Bahnstrecke bis zum Fähranleger ab 1892 pachtete Garbe die dortige Bahnhofsgaststätte und verkaufte sein Hotel am Neuen Weg schließlich an Hayo Folkerts , der es ab 1900 als Hotel Frisia weiterführt.[5] Zu dieser Zeit war bereits ein Saal vorhanden, in dem viele Norder Vereine tagten und auch Musterungen potentieller Rekruten für die kaiserliche Armee durchgeführt wurden.[6] Es war wohl auch Folkerts, der das linke der beiden späteren Hauptgebäude (heute Neuer Weg 53) erwarb und den Hotelbetrieb hierher ausdehnte. In diesem Gebäude befand sich bis dahin eine Papierwarenhandlung.[7]

1906 wurde das Hotel an Wilhelm Bay verkauft, der das östliche (hintere) Grundstück erwarb und hier einen Saal mit Bühne errichtete.[8] Im Jahre 1918 erwarb Hans Röhr das Anwesen, welcher in dem genannten Saal ein Kino (Norder Lichtspiele) einrichtete. 1921 erfolgte eine Umbenennung in den bis heute geläufigen Namen Hotel Reichshof, nachdem Karl Zicke das Hotel erworben hatte. Es wurde nachfolgend noch zwei mal verpachtet und erhielt in den späten 1930er Jahren wohl sein im Wesentlichen heutiges Aussehen.[2][8][9]

Am 19. September 1956 erwarben Wilhelm "Willi" Franke und seine Ehefrau Martha Franke den Reichshof mit seinen damals 20 Betten und einem Restaurant.[2][10] Das Ehepaar sorgte von da an für eine kontinuierliche Qualität und einen guten Ruf. 1975 übergaben sie die Hotelgeschäfte in die Hände ihres Sohnes Hans-Jürgen Franke und seiner Ehefrau Dorothea. Mit gutem Geschmack und viel Fleiß bauten sie den guten Namen des Hauses weiter aus.[2] Der Kinosaal wurde zu dieser Zeit nicht mehr als solcher genutzt und bereits 1963 an die Firma Doornkaat verkauft.[8][11] 1984 bis 1985 erfolgte der Umbau des ehemaligen Kinosaals im hinteren Teil des Gebäudes zu einem großen Festsaal, nachdem dieser von Doornkaat zurückgekauft wurde. Die Bühne mitsamt Vorhang lässt bis heute auf die ehemalige Nutzung als Kino schließen.

1991 bis 1993 wurde der Hotelbereich durch neun weitere Zimmer im kleinen und großen Gästehaus erweitert. 2001 entstand der Wellnessbereichs Meer und Moor am Neuen Weg 52 (ehemals Elektrofachgeschäft Döpke), zudem wurde der Hotelbereich um fünf weitere Zimmer erweitert.[2] 2004 wurde die ehemalige Kornkammer (Speicher Amsterdam) der Firma Doornkaat umgebaut, die sich nördlich des Hauptgebäudes befindet. Heute verbindet die Lohne Hooge Thun die beiden Gebäude, im alten Speicher befindet sich seither die Rezeption. Es entstanden dort ferner 16 Gästezimmer, ein separater Frühstücksraum sowie eine Hausbar.[2]

Am 12. Dezember 2005 kam es zu einem Brand im Restaurantbereich. Durch schnelles Eingreifen der um 02:28 Uhr alarmierten Norder Feuerwehr konnte der Brandschaden auf diesen Bereich begrenzt werden. Nach dreimonatigen Renovierungsarbeiten konnte das Restaurant im Frühjahr 2006 wieder öffnen.[2]

2007 wurde der Parkbereich um Flächen der ehemaligen Holzhandlung Wieben an der Brückstraße 6 erweitert. Hier wurde auch eine alte Lagerhalle der Firma zu einer gemütlich-rustikalen Scheune hergerichtet. Eine Holzbrücke verbindet diesen Bereich seitdem mit der Doornkaatlohne und dem Hotel. Ein Jahr später wurde der Wellnessbereich durch eine eigene Rezeption und Behandlungsräume erweitert. Zudem trat das Hotel dem Verbund der sogenannten Romantik Hotels bei. Im Frühjahr 2009 eröffnete der Reichshof das Schlossparkcafé Lütetsburg am Schlosspark in Lütetsburg. 2010 wurde die Küche des Restaurants erweitert. Es entstanden ein Wintergarten sowie - durch Ankauf eines südlichen Nebengebäudes - die Bar-Lounge Wolbergs sowie zwei Wellness-Lofts.[2]

Seit 2012 stehen Martina Haver-Franke und Björn Haver dem Familienbetrieb vor und führen die Geschicke des Hauses in 3. Generation fort. Unter ihrer Leitung wurde das Restaurant bis 2017 weiter umgebaut und fortan unter dem Namen Heimisch betrieben. Anfang 2018 endete eine mehrjährige Umbau- und Renovierungsphase. Während dieser Zeit wurde der Großteil aller Zimmer saniert und modernisiert.[2]

Beschreibung

Das Hotel umfasst 55 Zimmer, Junior-Suiten und Lofts. Zum Hotelangebot gehört auch ein Meer & Moor Spa-Bereich. Auf mehreren Ebenen spiegeln sich dabei Ostfriesland und die Nordsee in den verschiedenen Saunen, Ruhebereichen sowie dem Indoor-Schwimmbad wider. Zwei großzügige Lofts laden zur Entspannung ein.[2]

Das zum Hotel gehörende Restaurant Heimisch sorgt für das leibliche Wohl der Gäste. Auch hotelfremde Besucher können hier speisen.[2]

Trivia

Am 23. Januar 1911 soll im Saal des Hotels ein öffentliches Frauen-Turnen stattgefunden haben, was für damalige Zeiten außergewöhnlich war.[12]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 101
  2. 2,00 2,01 2,02 2,03 2,04 2,05 2,06 2,07 2,08 2,09 2,10 2,11 2,12 Geschichte des Reichshof auf der hoteleigenen Seite, abgerufen am 7. April 2021
  3. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 72
  4. 4,0 4,1 Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Norden, abgerufen am 7. April 2021
  5. 5,0 5,1 5,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 128
  6. Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 37
  7. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 43
  8. 8,0 8,1 8,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 129
  9. Dorsch, Thomas / Wenz, Martin (2003): Norden / Ostfriesland. Denkmalpflegerische Zielplanung für Osterstraße und Neuen Weg, Hameln, S. 30
  10. Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 39
  11. Informationen zu den Norder Lichtspielen, abgerufen am 17. Juni 2021
  12. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 35

Siehe auch