Am Markt 59

Aus Norder Stadtgeschichte
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Am Markt 59

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Basisdaten
Entstehungszeit 1953 (14. o. 15. Jhdt.)
Erbauer Menna Groß
Bauweise Stadtvilla
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Am Markt 59

26506 Norden

Am Markt 59 befindet sich ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem Jahr 1953,[1] das heute eine Arztpraxis beherbergt. Das Grundstück gehört zu den am längsten bebauten der Stadt bzw. es lässt sich eine Bebauung mit am längsten nachweisen.

Geschichte

Im Mittelalter war das Haus Sitz eines der führenden Häuptlingsgeschlechter, die sich rings um den Marktplatz ansiedelten.[2] In jener Zeit gehörte die nördliche Hälfte des Marktplatzes zum Hausbesitz, während die östliche Hälfte zum Gräflichen Haus gehörte.[2][3]

Es finden sich mehrere Erwähnungen in mittelalterlichen und neuzeitlichen Dokumenten. Die Kellergewölbe stammen jedoch bereits aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, sodass das Haus zu den ältesten Gebäuden der Stadt gehört.[4] Tatsächlich lässt sich mit Poppe Imelen für dieses Haus sogar der erste Bewohner eines Hauses überhaupt in Norden nachweisen.[2] Demnach war Imelen bereits vor 1500 Besitzer des Hauses.[5]

Die Bedeutung der Bewohner erklärt auch, dass das Gebäude im Jahre 1514 von Söldner des sogenannten Schwarzen Haufens im Zuge der Sächsischen Fehde gebrandschatzt wurde. Möglicherweise fiel das Haus bereits dem Stadtbrand von 1509 zum Opfer. Gesichert überliefert ist lediglich die Brandstiftung 1514.[2] Besitzer des Hauses war zu diesem Zeitpunkt ein Abbo Agena.[6]

Agena war ein Enkel des Poppe Imelen. In von ihm verfassten Unterlagen erwähnt dieser, dass die Tochter des Poppe Imelen das Haus als Aussteuer in die Ehe mit dem Großvater Agenas, Alert Agena (tho Upgant) brachte.[2]

Nachdem Agena das Gebäude unter großen finanziellen Anstrengungen wieder errichtet hatte, wurde es 1531 erneut Opfer einer Brandstiftung, als Balthasar von Esens mit seinen Kriegern in die Stadt einzog und sie brandschatzte.[2][6] Abermals wurde es wieder aufgebaut und an den Bürgermeister Crumminga verpachtet.[2]

Das Haus blieb indes im Besitz der Familie Agena. Nachdem der kinderlose Alert Agena 1568 in der Schlacht von Jemgum fiel, wurde sein Bruder Imel Agena neuer Eigentümer. Zwar wurde Imel bei der Schlacht gefangengenommen, konnte sich jedoch für eine hohe Summe freikaufen.[7] Imel vermachte das Haus nach seinem Tode seinem Sohn Abbo Agena. Agena wurde zeitlebens ein angesehener Kaufmann und Kirchenvogt in Norden.[5] Sein Vater hatte ihn zur kaufmännischen Ausbildung gar bis nach Danzig geschickt.[2] Unter anderem war Agena zudem mit großen Gelehrten, darunter Ubbo Emmius, befreundet.[5]

Abbes Tochter Hiske Agena, verheiratet mit dem Drosten bzw. Bürgermeister Ulben Hayunga, wurde nach dem Tode ihres Vaters neue Eigentümerin des Hauses. Ihr folgte der gemeinsame Sohn Bonno Hayunga, verheiratet mit Judith Epkes Cramer. Letztere heiratete nach Bonnos Tode erneut. Am 29. Februar 1668 nahm der bekannte Deichgraf Johan von Honard sie zur Frau. Für ihn war es bereits die vierte Ehe. Nach dem Tode der Eheleute erbte Juliana Hayunga, Tochter von Bonno und Judith den Besitz. Ihr Taufpate war Edzard Ferdinand Cirksena, der als Graf von Norden in die ostfriesische Geschichte einging.[5]

Am 26. August 1679 heiratete Juliana den fürstlich-ostfriesischen Landrichter Dr. Caspar E. Wenckebach. Die Eheleute vererbte das Haus ihrem jüngsten Sohn Dr. Sebastian Eberhard Wenckebach. 1785 veräußerte der Bewohner Dr. Sebastian Eberhard Wenckebach einen Großteil seines bis an die heutige Mauer des Alten Friedhofs reichenden Grundstücks an die Stadt, da diese eine Promenade anlegen wollte.[8] Die Promenade ist heute noch weitgehend erhalten und bestand seit jeher aus Lindenbäumen.

Nachdem Sebastian Eberhard 1814 starb, ging das Haus zu gleichen Teilen an seine vier Kinder. Die Erben waren die letzten in der Stammreihe des ersten bekannten Eigentümers Poppe Imelen, denn am 13. Oktober 1817 verkauften sie das Haus für 4.825 Gulden an Rieke Suntken Uphoff.[5]

Uphoff wiederum verkaufte das Haus am 14. Mai 1812 für 6.875 Gulden in Gold an den Justizkommissar Wilhelm Gerhard Taaks. Ab 1847 war Prediger Gerhard Rösingh Eigentümer. 1891 wurde Wilhelm K. E. Rösingh Besitzer und nach ihm dessen Witwe, die im Adressbuch der Stadt Norden von 1897/1898 aufgeführt wird. Im Jahre 1900 erwarb der Fabrikant August Seitz, der bis dahin Am Markt 42 gewohnte hatte,[9] das Haus von der Witwe Rösingh.[10]

Im Adressbuch der Stadt Norden von 1950/1951 wird Menna Groß als Eigentümerin aufgeführt.[10] 1953 wurde das Haus sodann neu errichtet.[1] Spätestens 1974 gehörte das Haus dem Arzt Dr. med. Waldemar Gelinski. Seit etwa 1992 bis heute hat hier Dr. med. Reinhard Böhlen seine Arztpraxis.[10]

Beschreibung

Der zweigeschossige, traufständige Ziegelsteinbau weist vier Achsen auf. Der Vorgarten weist einen handgeschmiedeten Zaun als Umfriedung auf.

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 18. Juli 2024
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 9
  3. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 10
  4. Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 11. Oktober 2021
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 139
  6. 6,0 6,1 Schreiber, Gretje (2020): Die Bewohner des Bürgerhauses in Norden. Haus der Bürgerstiftung Norden, Norden, S. 30
  7. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 10
  8. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 19
  9. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 113
  10. 10,0 10,1 10,2 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 140

Siehe auch