Norder Männergesangverein

Aus Norder Stadtgeschichte
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Norder Männergesangverein

Basisdaten
Gründung 23. April 1857 (21. September 1947)
Auflösung -
Rechtsform eingetragener Verein (e.V.)
Hauptsitz keiner (Hotel Reichshof)

Der Norder Männergesangverein von 1857 e.V. (kurz: MGV) gehört zu den ältesten noch bestehenden Vereinen in Norden.

Geschichte

In den Jahren nach 1830 bildeten sich in Ostfriesland zahlreiche Männerchöre. So setzten sich am Donnerstag, dem 23. April 1857, 25 Herren zusammen und gründeten die Liedertafel Concordia. Hier beginnt die Geschichte des Norder Männergesangvereins von 1857. Seitdem sind mehrere Gesangvereine in Norden gegründet worden, die sich dann später wieder zusammenschlossen, um in einer Männerrunde zu singen und Geselligkeit zu haben. Erst seit der Neugründung 1947 gibt es in Norden nur noch einen Männergesangverein (kurz: MGV). Der heutige Verein kann aus einem Zusammenschloss folgender, ehemaliger Vereine betrachtet werden:

  • Liedertafel Concordia, gegründet am 23. April 1857
  • MGV Arion, gegründet am 21. August 1861
  • Kriegersängerbund, gegründet am 20. Januar 1873
  • MGV Sängerbund, gegründet am 31. Oktober 1884
  • MGV Norden, von 1933 gegründet am 24. August 1933
  • MGV Harmonie gegründet am 2. Januar 1902

Liedertafel Concordia

Als erster Liedervater des 25 Sänger starken Chores wird der Buchhalter J. W. Nesso genannt. Der Name des ersten Chorleiters ist nicht bekannt. Der in den folgenden Ausführungen öfters genannte Lehrer Gerhard Hinrichs wurde im Jahre 1881 zum Chorleiter gewählt. Am 21. August 1861 gründeten Honoratioren und viele wohlhabende Kaufleute der Stadt den Männergesangverein Arion. Der Amtsrichter und Notar Rösingh wurde zum ersten Liedervater gewählt Er bekleidete dieses Amt bis zum 30. Dezember 1881. Die musikalische Leitung übernahm der Organist G. Grundmann.

Nach dem Deutsch-französischen Krieg 1870/71 entstand der dritte Männergesangverein. Kriegsteilnehmer gründeten - wohl aus Gründen der Kameradschaft - den Kriegersängerbund, dessen Vorsitz der Kaufmann Diedrich Mescher übernahm. Wer bei der Gründung der musikalische Leiter des Vereins wurde, ist nicht bekannt. Lehrer Hinrichs leitete ab 1882 auch diesen Chor, der zunächst aus etwa 30 Sängern bestand. Bei den damals üblichen patriotischen Feiern wurde der Chor fast regelmäßig hinzugezogen. Er beteiligte sich mit den anderen hiesigen und auswärtigen Gesangvereinen u. a. am Sedanfest, dem 2. September 1874 an der Einweihung des Kriegerehrenmals auf dem Blücherplatz.

Sängerbund (1884-1939)

Leider ließ in den Jahren bis 1884 im Kriegsängerbund und in der Liedertafel Concordia die Aktivität der Sänger stark nach. Ein geregelter Übungsbetrieb konnte in beiden Vereinen nicht mehr durchgeführt werden. Deshalb beschloss man, sich zusammenzuschließen. Am 31. Oktober 1884 wurde der Männergesangverein Sängerbund im Garbeschen Gasthof (heute Hotel Reichshof) gegründet. 23 Sänger aus beiden Vereinen schlossen sich dem neuen Verein an. Liedervater wurde Diedrich Mescher, Chorleiter blieb Herr Gerhard Hinrichs. Die Protokolle der folgenden Jahre verzeichnen rege Aktivitäten. Der Chor sang ebenso wie die Brudervereine recht oft bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und Konzerten zu Gunsten der damaligen Handwerker-Witwen- und Waisenstiftung.

Nach dem Tod von Liedervater Mescher am 20. September 1892 übernahm der bisherige Schriftführer S. H. Kuchenbäcker den Vorsitz, krankheitshalber musste er jedoch sein Amt recht bald wieder zur Verfügung stellen - nach immerhin 20 Jahren Vorstandsarbeit in beiden Vereinen.

Als sein Nachfolger wurde am 3. November 1893 der Kaufmann Onno Behrends gewählt, der dann dem Verein 27 Jahre vorstand. Während seiner Tätigkeit trat der Chor sehr häufig öffentlich auf. Er wurde auch zu ganz besonderen Anlässen eingeladen - wie das 50-jährige Bestehen des Emder Männergesangsvereins am 8. Mai 1897 oder - zusammen mit dem MGV Arion - zur Einweihung des Bismarckdenkmales in Norden. Am 9. August 1901 nahm der Sängerbund am Begrüßungskonzert anlässlich des Kaiserbesuchs in Emden teil. Neben seiner langen Tätigkeit als Liedervater des Sängerbundes war Onno Behrends viele Jahre l. Vorsitzender des Ostfriesischen Sängerbundes. Liedervater Onno Behrends schenkte dem Verein ein Banner aus chinesischer Seide. Es wurde am 29. September 1907 in einer größeren Feier eingeweiht.

Am 5. November 1904 wurde das Deutsche Haus als Vereinslokal gewählt, nachdem der Verein mehrere Jahre bei Garbe, Harms und im Central-Hotel getagt hatte. Seit dieser Zeit ist das Deutsche Haus für die Vereine immer Übungslokal geblieben.

In der Jahresversammlung vom 10. November 1905 kam es zu einer großen Veränderung im Verein. Infolge verschiedener Missverständnisse wurde Lehrer Hinrichs nach 21 Jahren als Chorleiter abgewählt und durch den Organisten Brüns ersetzt. Dieser leitete den Chor bis zum 2. Oktober 1908.

Da übernahm Kapellmeister Richard Gottschalk, der bereits seit Jahren den Arion dirigierte, die Chorleitung. Durch seine Tätigkeit blühte der Verein weiter auf. Die folgenden Vereinsjahre verliefen ohne besonders hervortretende Ereignisse. Am 29. Juni 1914 besuchte man noch das Ostfriesische Sängerfest in Emden. Hier verbreitete sich schnell die Kunde vom nahenden Krieg. Als dann am l. August der größte Teil der Mitglieder eingezogen wurde, ruhte das Vereinsleben. Die erste Zusammenkunft nach dem Kriege fand am 28. März 1919 statt.

Am 31. Oktober 1920 verstarb Onno Behrends. Der Brauereibesitzer Georg Beck, der schon seit 1903 stellvertretender Liedervater war, wurde sein Nachfolger. Als Stellvertreter hatte er Liedervater Behrends, häufig vertreten müssen, wenn dieser beruflich auf Reisen war.

In den Jahren der Inflation hatte der Sängerbund erhebliche Schwierigkeiten. Nur durch persönliche Opfer der Sänger konnte die Zeit überstanden werden. Um keine Miete zahlen zu müssen, übte der Verein zeitweilig in einem Klassenraum im Wohlfahrtsheim. Um den Ofen heizen zu können, brachten die Sänger Torf und Briketts mit. Am ersten deutschen Sängerfest nach dem Kriege, vom 22. bis 25. August 1924 in Hannover, beteiligten sich drei Sangesbrüder. Kurz vorher hatte sich der Verein dem Deutschen Sängerbund angeschlossen.

In der Hauptversammlung 1924 wurde der neue Fahnen- und Notenschrank, von Sangesbruder Tischlermeister Ferdinand Tjaden aus Eichenholz angefertigt, seiner Bestimmung übergeben. Dieser Schrank wurde noch sehr lange benutzt.

Die Jahre nach der Inflation waren gekennzeichnet durch guten Übungsabendbesuch, Teilnahme an Konzerten und öffentlichen Veranstaltungen.

Am 15. Februar 1929 verstarb der beliebte und allseits geachtete Chorleiter Gottschalk, der fast 21 Jahre die musikalische Leitung des Vereines innehatte. Nachfolger wurde am 5. April 1929 der Organist G. Gallert, der den Chor bis zu seinem Fortgang nach Flensburg im Jahre 1937 mit Erfolg leitete.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs leitete der Musiklehrer Zimmer den Chor. Mit Beginn des Krieges wurde der Übungsbetrieb des Sängerbundes eingestellt.

MGV Arion (1861-1933)

Arion nahm lange Jahre wohl den ersten Platz unter den Norder Chören ein. Ihm gehörten nach den noch vorhandenen Mitgliederlisten die einflussreichsten und wohlhabendsten Norder Bürger an. Bei der Gründung im Jahre 1861 wurde der Amtsrichter und Notar Rösingh zum Liedervater gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis zum 30. Dezember 1881. Die Chorleitung übernahm der hochbegabte Organist G. Grundmann.

Bereits im Jahre 1865 veranstaltete der junge Chor ein großes Konzert. Leider ist aus den Akten nicht ersichtlich, wie sich das gesangliche Leben des Vereines weiterentwickelte. Es steht aber fest, dass dieses in den ersten 30 Jahren der Vereinsgeschichte nicht so stark entwickelt war wie die gesellschaftlichen Veranstaltungen. Der Verein war jedoch maßgeblich an der glanzvollen Durchführung des 8. Ostfriesischen Sängerfestes am 9.-11. Juli 1882 und des 13. Sängerfestes am 5.-7. Juli 1896 - beide in Norden - beteiligt. Arion war alleiniger Träger der Feste. Die beiden Norder Brudervereine Concordia und Kriegersängerbund wirkten zwar mit, beteiligten sich aber nicht finanziell. Wie gut der MGV Arion zu der Zeit finanziell ausgestattet war, verdeutlichen die Kosten der beiden Veranstaltungen: Für die Ausgestaltung der beiden Sängerfeste (1882 und 1896) entstanden Kosten in Höhe von etwa 4.600 Mark. Nach heutiger Kaufkraft macht das etwa 30.000 € aus.

Für die Durchführung der Sängerfeste fehlte trotz vieler Tanzsäle ein großer Festsaal. Für das 8. Sängerfest wurde deshalb die Scheune des Landwirts de Boer an der Westerstraße als Festhalle benutzt und mit Tannengrün und Blumen reich geschmückt. 1896 richtete man die Schrödersche Scheune in der Schlachthausstraße mit einem erheblichen Kostenaufwand als Festhalle her. Beide Feste waren von Erfolg gekrönt, und trotz der beträchtlichen Unkosten wurde ein Gewinn erzielt.

Am 28. August 1886 feierte Arion sein 25-jähriges Bestehen mit einem Nachmittagskonzert in Walters Garten (Ekel). Am 21. September. 1887 trat der langjährige Chorleiter Grundmann mit der Begründung zurück, den Sängern fehlte das notwendige Interesse. Zu seinem Nachfolger wurde am 16. Oktober 1887 Kapellmeister Gottschalk gewählt, der den Chor bis zu seinem Tode 1929 leitete. Peter Meyberg und Ludwig ter Hell waren seine Nachfolger.

Das Amt des Liedervaters wechselte beim Arion recht oft. Nach Liedervater Rösingh folgten der Kaufmann J. F. Schatteburg (1882 bis 1887), der Kreissekretär Onken (1887 bis 1891) und der Lehrer Siekmann (1891 bis 1894). Alle Liederväter haben mit dem Chorleiter vergeblich versucht, das Chorleben zu aktivieren.

Am 26. September 1894 übernahm dann der Brauereibesitzer Hermann ten Doornkaat Koolman das Amt des Liedervaters. Von da an ging es auch in gesanglicher Hinsicht wieder bergauf. Die Amtszeit dieses hervorragenden Liedervaters, der auch zeitweise l. Vorsitzender des Ostfriesischen Sängerbundes war, dauerte bis zum 2. Oktober 1907. Von 1907 bis zum Herbst 1926 leitete Malermeister Themann den Verein.

Am 25./26. Februar 1911 feierte der Verein unter Mitwirkung der Bruderchöre Sängerbund und Harmonie das 50-jährige Bestehen mit einem großen Chorkonzert. Bis zum Kriegsbeginn 1914 verlief das Vereinsleben in ruhigen Bahnen. Während des Kriegs und in der Inflationszeit ruhte die Vereinstätigkeit fast gänzlich. Am 22. März 1927 wurde dann Herr Heinrich Braams zum Liedervater gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis zum 10. Mai 1933.

Harmonie (1902-1933)

Am 2. Januar 1902 gründeten 20 Herren - Sänger und Nichtsänger - Harmonie als dritten Männergesangverein in Norden. Viele Bürger der Stadt waren der Überzeugung, dass der neu gegründete Verein nicht überleben würde. Im ersten halben Jahr war auch Skepsis angesagt, da die Einigkeit und Harmonie in dem jungen Verein - trotz des Namens - sehr zu wünschen übrig ließ. Erst im September 1902 wurde der Verein in die richtige Bahnen gelenkt. Der zweite Vorsitzende, Franz Pannewick, verstand es, die wirklich interessierten Sänger um sich zu versammeln und übernahm dann in der ersten Generalversammlung am 27. August 1902 die Leitung des Vereins. Zusammen mit dem Dirigenten Rudolf Osbahr sorgte er dafür, dass an den Übungsabenden wenig geredet und fleißig geübt wurde. So war der junge Verein den hiesigen Brudervereinen bald ebenbürtig, was bei größeren öffentlichen Veranstaltungen eindeutig bewiesen wurde.

Im Jahre 1910 legte Herr Pannewick seinen Posten als Liedervater nieder, weil er zu stark im eigenen Geschäft beansprucht wurde. Hierauf wählte der Verein am 12. Februar 1910 den Sangesbruder Bäckermeister Peter Hokema zum neuen Vorsitzenden. Unter seiner Leitung fand am 15. Oktober 1910 die Bannerweihe des Vereins statt. Herr Hokema führte den Verein bis zum Januar 1926 mit viel Umsicht, Ausdauer und Erfolg. Als er sein Amt niederlegte, wurde er deshalb zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde die Mehrzahl der Sangesbrüder nach und nach eingezogen. Nur ein Doppelquartett setzte die regelmäßigen Übungsabende fort und blieb mit den eingezogenen Sangesbrüdern durch Feldpostpakete, Briefe und Postkarten in ständiger Verbindung. Sechs Sangesbrüder fielen im Ersten Weltkrieg.

Am 29. Januar 1922 verstarb plötzlich der geachtete Chorleiter Osbahr, der den Chor sehr erfolgreich erzogen und geleitet hatte. Sein Nachfolger wurde der Obergerichtsvollzieher Thürnagel. Er trat aber schon bald wegen Überbürdung im Amte zurück.

Bis 1933 leitete dann der Lehrer Ludwig ter Hell musikalisch den Verein. Unter der Leitung dieses hervorragenden Musikers blühte der Verein auf und konnte manche Erfolge erringen. Besonders erwähnt werden soll das große Festkonzert am 9. Januar 1927 anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Vereines, bei dem auch Arion und der Sängerbund mitwirkten.

Von 1926 bis 1933 war Ferdinand Tjaden Liedervater. Er wusste durch seinen unverwüstlichen Humor die Sänger immer wieder zu begeistern und an den Verein zu binden.

Männergesangverein Norden von 1933 (1933-1938)

Im Jahr 1933 wechselte die politische Führung in Deutschland. Für die hiesigen Vereine bedeutete das die Forderung nach Gleichschaltung und Verschmelzung. Nach ausgedehnten Verhandlungen zwischen allen Vereinen beschlossen Arion und Harmonie am 24. August 1933 ihren Zusammenschluss. Es wurde der Männergesangverein Norden von 1933 gegründet. Der Sängerbund beteiligte sich nicht daran und blieb bis zum Beginn des Kriegs eigenständig. Zum Liedervater des neuen Vereins wurde der Sangesbruder Rudolf Borchers gewählt. Er wurde aber bereits am 4. Juli. 1935 von Sangesbruder Wilhelm Schleifer abgelöst. Chorleiter wurde der Lehrer Ludwig ter Hell. Chorkonzerte, Familien- und Vereinsfeiern wechselten miteinander ab und festigten die Freundschaft, die mit dem Zusammenschluss begonnen hatte.

Mit dem Sängerbund nahm der Chor an den Feierlichkeiten zur Einweihung des Dorfes Neuwesteel teil. Bei den damals üblichen Veranstaltungen wurde der Chor häufig über Gebühr in Anspruch genommen, was sich schließlich auf das Vereinsleben auswirkte. In den späteren Jahren wurde es immer schwieriger, die Übungsabende aufrecht zu erhalten. Ende Oktober 1938 wurden sie völlig eingestellt, was auch für die Dauer des Kriegs galt.

Norder Männergesangverein von 1857 e.V. (seit 1947)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ruhte zunächst die Tätigkeit der Norder Chöre. Durch ein alliiertes Kontrollratsgesetz war sogar jegliche Betätigung in Vereinen verboten. Am 21. September 1947 wurde dann von Sängern aus allen früheren Chören der Norder Männergesangverein von 1857 e.V. gegründet, dem sofort 36 Mitglieder beitraten. Damit war der lange gehegte Wunsch erfüllt, dass alle Sänger in unserer Stadt in einem Chor vereint waren. In der ersten Generalversammlung wurde der Friseurmeister Franz Pannewick zum Liedervater gewählt. Zum Chorleiter wurde der Obermusikmeister a. D. Richard Groth berufen.

Viel wertvolles Notenmaterial war in den Wirren des Krieges verloren gegangen. Trotzdem war aus den Notenbeständen der Vorgängervereine genügend Chorliteratur vorhanden, um sofort mit den Übungsabenden zu beginnen. Auf der ersten Jahreshauptversammlung nach der Währungsreform konnte Liedervater Pannewick verkünden, dass sich die Mitgliederzahl des Vereins innerhalb eines Jahres verdoppelt hatte. Auf dieser Versammlung wurde auch einstimmig beschlossen, dass der Norder Männergesangverein von 1857 e.V. der Rechtsnachfolger aller ehemaligen Männerchöre in Norden sei und somit alle Vermögensbestände der Vorgängervereine auf den neuen Verein übergegangen sind. Der handgefertigte Notenschrank, den Tischlermeister Tjaden 1925 der Harmonie übergab.

Der erste öffentliche Auftritt des neuen Chores ließ allerdings auf sich warten. Unter der großartigen Leitung von Chorleiter Groth wurde zunächst ein umfangreiches Liedgut erarbeitet. Neben den Übungsabenden sang man in Altersheimen und Krankenhäusern. Am 14. Oktober 1949 trat man dann erstmals mit einem großen Chorkonzert an die Öffentlichkeit. Dieses Konzert wurde vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen.

Am 26. Oktober 1950 stellte Liedervater Pannewick sein Amt zur Verfügung. Sangesbruder Wilhelm Schleifer wurde sein Nachfolger. Am letzten Adventsonntag 1950 sang der Chor erstmals auf dem Marktplatz unter dem Weihnachtsbaum für alle. Dies wurde von der Bevölkerung sehr gut aufgenommen und wurde in den Folgejahren wiederholt. Mit dem zunehmenden Verkehrslärm wurde es in den folgenden Jahren fast unmöglich, eine geordnete Veranstaltung durchzuführen. Man entschloss sich deshalb, das Weihnachtssingen in die Ludgerikirche zu verlegen. Diese Veranstaltung wurde zur Tradition. Auch heute noch findet an jedem 3. Advent das Weihnachtssingen statt. Seit etlichen Jahren wird diese Veranstaltung gemeinsam mit dem Singverein durchgeführt. Zu jedem Weihnachtssingen werden auch andere Chöre oder Solisten eingeladen.

In den folgenden Jahren wuchs die Mitgliederzahl ständig. Der Chor entwickelte unter Richard Groth große Aktivitäten. So trat er jährlich mit einem Chorkonzert an die Öffentlichkeit. Besonders aktiv war der Verein an der Vorbereitung und Durchführung der 700-Jahrfeier der Stadt Norden beteiligt. Ein Highlight war das 25. Ostfriesische Sängerfest am 2.-3. Juli 1955 in Norden.

1956 legte Liedervater Schleifer sein Amt nieder. Zu seinem Nachfolger wurde einstimmig der Sangesbruder Peter Holthuis gewählt. Unter seiner umsichtigen Führung blühte der Verein weiter auf. Peter Holthuis arbeitete nach dem Motto: "Ein Verein ohne größere Aufgabe ist zum Sterben verdammt." Die erste große Aufgabe stellte die Planung und Ausgestaltung der Feier zum 100-jährigen Vereinsjubiläum dar, die vom 21. bis 22. September 1957 stattfand.

In den Jahren 1964/65 trat der Chor allein siebenmal an die Öffentlichkeit. Die durchschnittliche Beteiligung an den Übungsabenden erreichte 80 Prozent. Das sind die besten Zeichen für den guten Geist, der im Verein herrschte.

1967 sang der Verein zum ersten Mal zu Weihnachten für die Patienten im neuen Kreiskrankenhaus Norden. Dies setzte sich in allen folgenden Jahren fort und wurde eine liebe Tradition, die bis heute fortbesteht.

Im Jahre 1970 wurde der verdienstvolle Chorleiter Richard Groth durch den Deutschen Sängerbund zum Chordirektor ernannt. Damit wurde ein Mann geehrt, der zeitweise fünf Chöre im ostfriesischen Raum leitete. Für den Verein brachte das Jahr einen besonderen Höhepunkt mit der Fahrt in Nordens Partnerstadt Bradford-on-Avon (England). Vom 14. bis zum 17. August weilte der Chor bei seinen englischen Gastgebern und gab zwei Konzerte, die begeistert aufgenommen wurden.

1971 brachte der Männergesangverein seine erste Schallplatte unter dem Titel Gruß Dir Du Land am Meer heraus.

Nachdem der Chor bereits 1961 und 1968 Bruderchöre in Norden als Gäste begrüßen konnte (Glocke 08 Velbert und MGV Pöhlde), empfing er vom 13. bis 16. September 1972 den Sängerchor Melitia Großauheim bei Hanau. Aus diesem Treffen entstand eine besonders intensive Freundschaft, die durch wiederholte Besuche in Großauheim und Norden vertieft wurde.

1975 reiste zum Beispiel der Verein nach Großauheim, um dort auch im Rahmen des Festkonzertes aus Anlass des 70-jährigen Jubiläums der Melitia einige Lieder vorzutragen. 1998 konnte das 25-jährige Jubiläum der Beziehung zu diesem Verein gefeiert werden.

Das Jahr 1976 stellte den Chor wieder vor einige Aufgaben. Man beteiligte sich am Ostfriesischen Sängerfest in Weener, an der Veranstaltung zum Oll Mai in Norden und gab ein gemeinsames Konzert mit dem Bruderchor Melitia in Norden. Im gleichen Jahr brachte der Chor seine zweite Langspielplatte Kennt de Welt een moier Landje auf den Markt. Sangesbruder Frerich Hokema hatte als Sprecher humorvoller plattdeutscher Gedichte großen Anteil an dieser Schallplatte.

Im Jahre 1976 verstarb Sangesbruder Onno Paulsen, der seit Jahrzehnten als Vorsitzender des Vergnügungsausschusses tätig war. Er war bis zu seinem Tode die treibende Kraft für die Ausgestaltung der Vereinsfeste wie der Maskenball im Februar und das Herbstfest im November, die lange Jahre zu den Höhepunkten des gesellschaftlichen Lebens unserer Stadt gehörten.

1977 trat der Chor seine zweite Reise nach Bradford-on-Avon an. Das Wiedersehen mit den englischen Gastgebern war sehr herzlich, und das Konzert in der Holy Trinity Church wurde ein großer Erfolg. Das Jahr 1978 brachte wieder einen musikalischen Höhepunkt mit dem Volkstümlichen Opernkonzert, an dem Herr Klaus-Jürgen Küper (Schwiegersohn von Chordirektor R. Groth) von der Deutschen Oper am Rhein, Düsseldorf, als Solist mitwirkte. Unter der Überschrift Glanzpunkt der Musiksaison berichtete die Presse über diesen Abend.

Das Jahr 1979 war überschattet durch den plötzlichen Tod des hoch geachteten und verehrten Chordirektors Richard Groth. Vom 21. September 1947 bis zum 24. August 1979 war er ein genialer Leiter des Chores und ein wahrer Freund aller Sangesbrüder. Er hatte den größten Anteil an allen musikalischen Erfolgen der letzten 32 Jahre.

Zum Glück fand der Chor sehr schnell in Frau Ursula Butt eine hervorragende Nachfolgerin für Richard Groth. Bereits zum traditionellen Weihnachtskonzert - gemeinsam mit dem Singverein Norden - trat der Verein zum ersten Mal unter ihrer Leitung an die Öffentlichkeit. 1981 gedachte der Chor, gemeinsam mit dem Bruderchor Concordia Marienhafe, in einem Richard-Groth-Gedächtniskonzert des verstorbenen Chordirektors. An diesem Konzert wirkten neben Richard Groths Tochter, Frau Antje Küper, sein Schwiegersohn, Klaus-Jürgen Küper und drei ehemalige Schülerinnen, Inka Drengemann, Jutta van Hülsen und Anne Rewerts mit.

Das Jahr 1982 galt ganz der Vorbereitung des 125jährigen Jubiläums. Das Jubiläum wurde an drei Tagen im November gefeiert. Es begann mit einem großen Freundschaftssingen, an dem neben dem Singverein aus Norden noch acht befreundete Chöre aus Hage, Marienhafe, Pewsum und Norderney teilnahmen. Höhepunkt der Jubiläumsfestlichkeiten war das große Festkonzert am 5. November 1982 mit dem Ostfriesischen Kammerorchester und den Solisten Viola Wiens (Sopran) und Klaus-Jürgen Küpers (Bariton). Im Mittelpunkt des Konzertes stand die Wiederaufführung des Oratoriums Frithjof von Max Bruch. Die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg.

Am nächsten Tag wurde dann das Jubiläumsfest mit einem Festball im Deutschen Haus beschlossen. Hier wirkte auch der Sängerchor Melitia mit. Seit 1973 hatte sich zu diesem Chor ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt. 1998 wurde die 25-jährige Freundschaft groß gefeiert.

Nach den großen Feiern des Jahres 1982 war es nicht verwunderlich, dass man es in den Folgejahren ruhiger angehen ließ. Die festen Termine des Jahres wie Fasching, Herbstball, Weihnachtssingen nahmen die Sänger genug in Anspruch, hinzu kamen kleinere Konzerte mit befreundeten Chören zusammen oder Darbietungen anlässlich goldener oder silberner Hochzeiten von Chormitgliedern.

Ansonsten lief der Übungsbetrieb in den gewohnten Bahnen. Die Beteiligung an den Übungsabenden lag immer deutlich über 70 Prozent. Trotzdem mahnte der Liedervater die aktiven Sänger immer wieder zu mehr Teilnahmedisziplin. Dies ist allerdings Tradition. Schon in den Protokollen um 1900 werden strenge Maßnahmen gegen säumige Sänger diskutiert.

Eine große Bedeutung für die Gemeinschaft des Chores waren seit jeher die Ausflüge im Sommer. Auch in den letzten Jahren ging es auf große Fahrt. Ob nach Bremen oder Barth, die Mitglieder des Vergnügungsausschusses bereiteten gemeinsam mit ihren Frauen diese Ein- oder Mehrtagesfahrten akribisch vor. Für alle Teilnehmer war es immer wieder ein Erlebnis, wie perfekt die Routen und Besichtigungsprogramme ausgewählt waren, natürlich kam die Verpflegung im Bus auch nicht zu kurz.

Ein besonderes Datum ist der 13. Oktober 1988. Nach 39 Jahren Vorstandsarbeit - davon 24 Jahre als erster Vorsitzender - trat Liedervater Hans Morgenweck nicht wieder zur Wahl an. Eine so lange Zeit im Vorstand hat noch keiner in der langen Geschichte der Männerchöre mitgearbeitet. Die Versammlung dankte Hans Morgenweck und verabschiedete ihn mit einem Geschenk.

Die Mitgliederversammlung wählte am 6. Januar 2000 den 52-jährigen Harald Ortgies zum neuen Vorsitzenden. Damit begann das neue Jahrtausend auch mit einer neuen Vereinsführung. Der Chor wurde zu dieser Zeit musikalisch geleitet von Helena Neumann, die aus familiären Gründen jedoch im Herbst 2000 ihre Tätigkeit aufgeben musste. Als Nachfolgerin konnte nach relativ kurzer Vakanz mit Silke Pieper (verh. von Ameln) eine junge, sehr kompetente und engagierte Musiklehrerin am Norder Ulrichsgymnasium als Chorleiterin für den MGV gewonnen werden. Der Wechsel hatte auch eine Veränderung des Liedgutes zur Folge. Die Bandbreite des Repertoires wurde ausgeweitet und die Sänger sangen fortan mit Freude nicht nur herkömmliche klassische Chorlieder, sondern auch Ohrwürmer wie Wochenend' und Sonnenschein oder Mit 66 Jahren. Als stellvertretender Chorleiter fungierte lange Zeit Dieter Herrmann, der auch bei den Weihnachtskonzerten als Chorsolist auftrat.

Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war für den MGV eine durchaus kreative Zeit. So entstand z.B. in einer Co-Produktion Harald Ortgies und Dieter Herrmann das Norder Stadtlied, das nicht nur bei der Eröffnung des jährlichen Norder Stadtfestes sondern bei vielen anderen offiziellen Anlässen gesungen wurde und wird.

Die Popularität des Chores wuchs, was viele Einladungen zu Veranstaltungen und zu anderen Chören belegen. Die Sängerzahl stieg zeitweilig auf mehr als 60 Aktive.

Ein in jeder Beziehung herausragendes Jahr war das Jahr 2007. In dem Jahr feierte der Chor sein 150-jähriges Jubiläum. Nachdem bereits 3 Jahre zuvor eine Arbeitsgruppe zur Planung und Durchführung der Festlichkeiten ins Leben gerufen worden war, fand dann auch ein Jubiläumsjahr statt, das gleich mehrere Höhepunkte hervorbrachte, wie das Gastkonzert des Männerchors Bayer Leverkusen, das 36. Ostfriesische Chortreffen mit mehr als 35 teilnehmenden Chören sowie schließlich das überzeugende Jubiläumskonzert in der Aula der Realschule.

Um die Sänger auf die bevorstehenden Auftritte im Laufe des Jahres vorzubereiten und gewissermaßen fit zu machen, hatte im Frühjahr erstmalig eine mehrtägige Chorprobe in Papenburg stattgefunden (Wochenendseminar). Da der Nutzen einer solchen Klausurchorprobe sehr schnell deutlich geworden ist, wurde ein solches Seminar bisher jährlich wiederholt.

Das Jahr 2007 war in Norden musikalisch geprägt von den Aktivitäten des MGV, dem dabei von der gesamten Norder Bevölkerung, den Behörden und der Geschäftswelt in jeder Hinsicht Unterstützung zuteil wurde. Allerdings hielt das Jubiläumsjahr nicht nur erfreuliche Nachrichten bereit: Das Deutsche Haus - mehr als 100 Jahre das Vereinslokal des MGV - schloss kurzfristig seine Pforten. Die Sänger fanden jedoch schnell im Hotel Reichshof eine neue Bleibe und wurden von der Familie Franke gerne aufgenommen. Wenngleich das ehemalige Vereinslokal unter neuem Namen und neuer Leitung inzwischen wieder eröffnet wurde, hatten die Sänger bislang nicht den Wunsch, ihr jetziges Domizil zu verlassen.

Was sich bereits zu Beginn des Jahres angekündigt hatte, nämlich die Geburt des 2. Kindes unserer Chorleiterin Silke von Ameln, war inzwischen nahe gerückt, so dass der MGV sich nach einer Nachfolgerin bzw. einem Nachfolger umsehen musste. Da bereits im Vorfeld Gespräche geführt worden waren mit der ebenfalls sehr engagierten und talentierten Chorleiterin Natalia Schilref war sie auch spontan bereit, die musikalische Leitung des MGV zu übernehmen, sodass eine nahtlose Übergabe möglich war. Allerdings musste der Übungsabend verlegt werden, da Frau Schilref bereits einen anderen Chor am Donnerstagabend leitete.

Nach 10-jähriger Tätigkeit als Vereinsvorsitzender stellte sich Harald Ortgies zu Beginn des Jahre 2010 nicht wieder zur Wahl.

Zu seinem Nachfolger wählten die Sänger Herbert Meinberg, der sich als Koordinator im Jubiläumsjahr bereits einen Namen gemacht hatte. Durch seine Kontakte mit den Vereinen und Behörden schaffte er eine breite Vernetzung des Vereines. Legendär sind auch die Reisen mit den Mitgliedern des Norder Männergesangvereines. Zu Beginn des Jahres 2018 stellte er sich nicht mehr zur Wahl.

Im Januar des Jahre 2018 wurde Peter Vink zum 1. Vorsitzenden wählt, der aber bereits Mitte Dezember 2018 den Vorsitz niederlegte und den Verein verließ.

Auf der Jahreshauptversammlung 2019 stellte sich Herbert Meinberg für ein Jahr zur Überbrückung zur Wahl. Die Wiederwahl von Herbert Meinberg auf der Jahreshauptversammlung 2020 zu ihrem 1. Vorsitzenden erfolgte mit allen Stimmen.

Auf der Jahreshauptversammlung am 5. Mai 2022 stellte sich Herbert Meinberg nicht mehr zur Wahl, es wurde Werner Rentschler zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Quellenverzeichnis

Siehe auch