Johannes Deknatel
Johannes Deknatel, geb. als Jimme Deknatel (* 1. November 1698 in Norden, † 22. Januar 1759 in Amsterdam) war ein reformierter Prediger. Er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Gründung der städtischen Herrnhuter Brüdergemeine.
Leben
Deknatel wurde als Sohn von Abraham Tönnis Deknatel, Kaufmann in Norden und Heilke Swart in Norden geboren. Er studierte von 1717 bis 1720 Theologie am reformiert-remonstrantischen Seminar in Amsterdam, wo auch die mennonitischen Prediger ausgebildet wurden. Als Deknatel sein Studium in der Folge der Weihnachtsflut 1717, die auch seine Heimat Norden schwer getroffen hatte, abbrechen musste, erhielt er Ende des Jahres Unterstützung der Amsterdamer Mennoniten. Als Gegenleistung verpflichtete er sich, nach Abschluss seines Studiums Mennonitenprediger in Amsterdam zu werden.
Von 1720 bis 1726 war er Predigtamtskandidat, von 1726 bis 1759 Prediger bei der mennonitischen Gemeinde in Amsterdam. Er wirkte an der Gründung der mennonitischen Hochschule zur Ausbildung der Prediger (1735) mit, fungierte als deren Sekretär und sorgte für die Berufung des ersten Hochschullehrers. Bis zu seinem Tode blieb er hier zudem Vorstandsmitglied.
1729 heiratete er Jacoba van der Heyden. Nachdem diese bereits 1731 starb, heiratete Deknatel am 26. April 1735 Elisabeth van Almonde.
Während seiner Predigerlaufbahn geriet Deknatel unter den Einfluss des Pietismus, der eine persönliche, praktische Frömmigkeit vertrat und einen stark spirituellen Einschlag hatte. Im Jahre 1736 kam er in Kontakt mit Nikolaus Ludwig, Graf von Zinzendorf, der mit Unterstützung einer Anzahl vermögender Mennoniten eine Missionsstation in ’s Heerendijk bei IJsselstein (Provinz Utrecht, Niederlande) gestiftet hatte. 1737 feierte Deknatel mit Zinzendorf das Abendmahl in seiner Amsterdamer Wohnung. 1745 wird er von Zinzendorf als Zeuge Jesu bei den Mennoniten eingesegnet. Zugleich blieb er Lehrer der Mennonitengemeinde. Später, um 1755, kam es zur Entfremdung zwischen ihm und Zinzendorf und er verließ den Grafen. Er begann nun, die Lieder der Herrnhuter Brüdergemeine ins Niederländische zu übersetzen. Zwischen 1738 und 1749 wurde diese Liedersammlung fünfmal nachgedruckt. Auch sein im Jahre 1746 herausgegebener Katechismus wurde mehrere Male nachgedruckt.
In seinem Amsterdamer Haus leitete Deknatel Bibelkreise. Seine Evangeliumsverkündigung war darauf ausgerichtet, Christen, deren Glauben erstorben war und die es nur dem Namen nach noch waren, wieder zum Glauben zu erwecken. Aber diese ziemlich mystisch getönte Erweckungsbewegung stieß auf Kritik sowohl in reformierten wie auch in mennonitischen Kreisen, unter anderem bei dem ebenfalls aus Norden stammenden Jacob Rijsdijk, Mennonitenlehrer in Groningen. Schließlich gab es im Juni 1749 einen Volksauflauf vor Deknatels Haus, der nur durch Eingreifen der Obrigkeit wieder zerstreut werden konnte. Die Obrigkeit verbot daraufhin die weiteren Zusammenkünfte.
In seinem späteren Leben lernte Deknatel die Werke von Menno Simons kennen. Da die 1683 erschienene Gesamtausgabe schon seit langem vergriffen war, gab Deknatel verschiedene Abhandlungen unter dem Titel „Menno Simons in ’t kleine“ erneut heraus. Eine Anzahl von Menno Simons-Schriften übersetzte er ins Deutsche. Trotz seiner pietistischen Neigungen und seiner Zugehörigkeit zu den Herrnhutern blieb Deknatel seinem mennonitischen Erbe treu: Er blieb Befürworter der Gewaltlosigkeit und der Erwachsenentaufe, verwarf das Eidschwören und lehnte die Übernahme politischer Ämter ab.
Bedeutung für die Stadt
Johannes Deknatel spielte bei den herrnhuterischen Anfängen in Norden eine große Rolle. Der gebürtige Norder war hier ab 1720 vorübergehend Hilfsprediger. Ende der 1730er Jahre richtete er im Haus seiner in Norden wohnhaften Schwester einen Hauskreis ein, aus dem sich 1742 regelmäßige gottesdienstliche Zusammenkünfte entwickelten. Später wurden die Gottesdienste in einem angemieteten Saal im Hotel Heeren-Logement (Am Markt 50), abgehalten. 1776 konnte das Hotel von der Brüdergemeine käuflich erworben werden.
Quellenverzeichnis
- Biographie des Johannes Deknatel in der Personendatenbank der Ostfriesischen Landschaft
- Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 121