Französische Besatzungszeit

Aus Norder Stadtgeschichte
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Die Französische Besatzungszeit in Ostfriesland dauerte von 1806 bis 1815. Sie begann nach dem Sieg Napoleons über die deutschen Truppen bei Jena und Auerstadt, infolge dessen Preußen die Region an Frankreich abtreten musste und endete mit der französischen Niederlage bei Waterloo. Teilweise war Ostfriesland in dieser Zeit direkter Teil des französischen Kaiserreichs, teilweise dessen Vasallenstaat Holland angegliedert.

Die ostfriesische Bevölkerung hatte während der Besatzungszeit unter Kontributionszahlungen und Zwangseinquartierungen der Besatzungssoldaten, später auch durch teils gewalttätige Wehrverpflichtungen, zu leiden. Insgesamt war die Besatzungszeit jedoch weit weniger von Schrecken geprägt, als es beispielsweise unter den Mansfelder Truppen während des Dreißigjährigen Kriegs der Fall war.

Geschichte

Straßenszene aus der französischen Besatzungszeit. Gemälde des Hinrich Adolf von Lengen.

Nachdem die Franzosen unter ihrem Napoleon Bonaparte die preußisch dominierten deutschen Streitkräfte am 14. Oktober 1806 bei der Schlacht bei Jena und Auerstedt geschlagen hatten, fiel das seit 1744 zu Preußen gehörende Ostfriesland unter französische Besatzung. Im Frieden von Tilsit 1807 wurde das Gebiet auch formell an Frankreich abgetreten und später in das Königreich Holland, einem französischen Vasallenstaat, das von Napoleons Bruder regiert wurde, eingegliedert. Die Besetzung Ostfrieslands durch holländische Truppen im Oktober 1806 brachte im Zuge der Besitzergreifung des Landes durch Napoleon große Belastungen für die Bevölkerung mit sich. Die Norder Bürger teilten bereits einen Monat später das Schicksal Auricher, Leeraner und Emder Einwohner, holländische Besatzungssoldaten in ihren Mauern aufnehmen zu müssen und ohne Entschädigung Kost und Logis zu gewähren.

Am 22. November 1806 rückte das 1. Bataillon des 9. Regiments der Königlich-Holländischen Infanterie unter Captain Hoffmann in Norden ein. Das Bataillon setzte sich aus acht Offizieren, 34 Unteroffizieren und 223 Mann zusammen; außerdem gehörten ihm elf Tambours (Trommelschläger) und Pypers (Pfeifer) sowie drei Fourriere (für Unterkunft und Verpflegung zuständige Unteroffiziere) an. Die 288 Angehörigen des Bataillons wurden auf 24 Privatquartiere verteilt. Allen Einwohnern, "welche in ihren Häusern-Bier und scharfe Getränke verschenken (ausschenken)", untersagte der Magistrat ausdrücklich, Soldaten, die nicht dort wohnten, nach Zapfenstreich, das heißt nach abends sieben Uhr, in ihrem Haus aufzunehmen und ihnen Bier oder Genever auszuschenken.

Am 4. April 1807 musste die Stadt Norden ein Kontingent von 100 holländischen Offizieren für längere Zeit aufnehmen. Man kann davon ausgehen, dass zu dem Zeitpunkt die erste Einquartierung bereits beendet und die Truppen abgezogen waren. Der Magistrat forderte die Quartiergeber bei Strafe von 50 Reichstalern auf, den Offizieren ein ordnungsgemäßes Quartier zu überlassen und die Einquartierten standesgemäß zu behandeln. Während die Mannschaften und Unteroffiziere in normalen Bürgerhäusern wohnten, waren die Offiziere bei den höheren Gesellschaftsschichten untergebracht. Der Kommandant der Besatzungstruppen wohnte im Haus Lubinus am Neuen Weg. Eine bis heute dort aufbewahrte Kaminuhr soll sich in dessen Besitz befunden haben.

Hin und wieder hatte es zwischen den Quartierleuten und den Besatzern Schwierigkeiten gegeben. Nachdem der holländische Premierlieutenant Kroje 1807 anzeigte, dass einer der Offiziere so schlecht bewirtet werde, "dass derselbe mit einem bloßen Butterbrodt und einem Glase Genever vorlieb nehmen müsse", wurde der Magistrat aufgefordert, ihn in Weinhaus auf Kosten der Stadtkasse mittags und abends zu verpflegen. Der Magistrat bewilligte dies einstimmig, es wurde sofort eine Anweisung an den Gastwirt Heun angefertigt.

Am 12. Dezember 1807 ordneten der Norder Amtsverwalter und der Magistrat eine Abkündigung von der Kanzel der Ludgerikirche an, die folgendermaßen lautete: "Da seit einiger Zeit hie und da zwischen dem Militair und einigen unruhigen Einwohnern Zänckereyen vorgefallen sind, die leicht in der Folge zum Nachteil der ruhigen Bürger gereichen könnten, wird hierdurch jeder Einwohner in der Stadt und dem Amte Norden ernstlich gemanet, sich mit keinem Soldaten in Streitigkeiten, Wortwechsel oder gar in Prügeley einzulassen, sondern jeder, welcher sich von einem Soldaten nur im geringsten beleidigt zu sein glaubt, hat sich deshalb sofort mediat (unverzüglich) bey dem hieselbst commandierenden Herm Officier zu melden und die genaueste Unterstützung und sicherste Satisfaktion (Genugtuung) zu gewärtigen. Dahingegen alle Einwohner, die sich dem ohngeachtet unterstehen, durch Prügeley sich selbst Recht verschaffen zu wollen, mit aller Strenge der Gesetze von der Civil-Obrigkeit behandelt und bestraft werden. - Signatum Nordae in Curia (auf dem Rathaus) am 12. Dec. 1807."

Eine am 17. Dezember 1807 einrückende Abteilung gehörte zum 2. holländischen Infanterieregiment und umfasste 90 Mann. Die Dauer dieser Einquartierung steht nicht fest, vermutlich hielten sich die holländischen Soldaten nur während der Wintermonate in Norden auf. An die Stelle eines abmarschierenden Husarenkommandos traf am 14. März 1808 eine Compagnie Gendarmen ein, die von hier aus die Küste bewachen sollten. Insbesondere sollte die Einhaltung der über England verhängten Kontinentalsperre überwacht werden. Später wurden die Wirtsleute verschiedentlich aufgefordert, Anträge auf Erstattung von Quartiergeldern beim Magistrat vorzulegen. In welcher Form die betreffenden Hausbesitzer für die über Jahre reichende Einquartierung entschädigt wurden, ist nicht bekannt.

Als drückend erwiesen sich für alle Ostfriesen die von der holländischen Administration verfügten Steuerzahlungen. Neben einer Grundbesteuerung für Haus- und Grundbesitz mussten für alle Gebrauchsgüter und Waren, besonders aber für Luxusgüter, hohe Abgaben gezahlt werden. Häufig gab es bei der Festsetzung der Steuern Ungerechtigkeiten; die Steuereinnehmer waren äußerst verhasst. Verheerend wirkte sich für den ostfriesischen Seehandel die Sperrung der Häfen aus. Jede Verbindung mit England und jedes Zusammentreffen mit englischen Schiffen wurde strengstens verboten. Es blieb nur der Schleichhandel über Helgoland, um nicht auf die begehrten Kolonialwaren wie Tee oder Kaffee verzichten zu müssen.

Die Situation verschärfte sich noch, als Ostfriesland 1810 als französische Provinz Departement Ost-Ems dem französischen Kaiserreich direkt einverleibt wurde. Ständig patrouillierten französische Kanonenboote vor der Emsmündung, Gendarmen und Zöllner, im Volksmund Komisen genannt, überwachten auch die kleinsten Häfen bei Tag und bei Nacht. Die Bürgermeister hießen nun Maire, statt niederländisch wurde französisch zur Amtssprache erhoben.

In Norden muss sich schon zu Beginn des Jahres 1810 eine französische Abteilung aufgehalten haben, denn nach vorliegenden Quellen wurde der Norder Kaufmann Voß am Abend des 21. Januar 1810 im Beisein von anderen Norder Bürgern von einem französischen Major angegriffen und beleidigt. Die Beschwerde legte man dem verantwortlichen Offizier schriftlich vor. Im umgekehrten Falle beschwerte sich am 9. Juli 1810 der in Emden stationierte französische Kommandierende darüber, dass der Norder Magistrat sich geweigert habe, französischen Douaniers (Zolleinnehmern) Quartier zu geben. Er drohte dem Magistrat, die Douaniers im erneuten Weigerungsfalle auf Kosten der Stadt in einen Norder Gasthof verlegen zu lassen.

Dass die Norder sich gegen Einquartierungen wehrten, ist verständlich. So hatte im Frühjahr 1810 der Magistrat, als bekannt wurde, dass französische Kavallerie in die Stadt einziehen sollte, den Landdrosten (vergleich mit dem heutigen Landrat) in Aurich wissen lassen, dass in Norden nur wenige öffentliche und private Gebäude vorhanden wären, die sich zum Unterstellen von Militärpferden eigneten. Der Mangel an Pferdeställen in der Stadt erklärte sich aus der Tatsache, dass hier kein Pferdemarkt abgehalten werde und auch kein Durchzug von Koppelpferden stattfinde, weil Norden an der Seeküste gelegen und daher nicht für den Pferdehandel in Frage komme.

Dass diese berechtigten oder nur vorgeschobenen Argumente bei dem französischen Gouverneur in Aurich Gehör fanden, muss bezweifelt werden, denn Ende April 1810 ließ der Magistrat in Norden durch den Gerichtsdiener folgende Bekanntmachung verbreiten: "Es wird hiermit jedem Bürger bekannt gemacht, sich von Stund an bereitzuhalten, Einquartierung aufzunehmen. Jeder Soldat bekommt Frühstück nebst Schnaps, Mittagessen mit Fleisch und Abendbrot nebst Bier. Von guter Aufnahme wird die Behandlung abhängen. - Norden, in Curia, den 23. April 1810. Der Magistrat."

Bürgermeister von Glan ließ wenig später bekanntgeben, der hiesige französische Platzkommandant habe angezeigt, dass am Abend vorher einige Offiziere "von bösen Menschen auf dem Siel in einer ehrenrührigen Art" angegriffen worden seien. Der Bürgermeister wies die Norder Bürger darauf hin, dass sie sich durch solches Benehmen der Gefahr aussetzten, bestraft zu werden. Außerdem würde eine stärkere Einquartierung die unausbleibliche Folge sein. Das Zusammenrotten der Bürger auf den Straßen wurde verboten. Nach 21 Uhr durften sich die Bürger nicht mehr in den Wirtshäusern aufhalten.

Es soll auch vorgekommen, dass die Franzosen mehr von ihren Quartiergebern verlangten, als recht und billig war. Deshalb verfügte der Präfekt des Departements Ost-Ems, die Einwohner seien nur verpflichtet den Soldaten "Wohnung und einen Platz beim Feuer" zu geben. Nur selten erhielten die geplagten Gastgeber dabei Dank für ihre Mühe. So war das Schreiben des Majors Dumontel, Kommandant des 2. Bataillons vom 2. französischen Linienregiment, vom 2. Juni 1810 sicherlich eine Ausnahme. Er bescheinigte dem Norder Magistrat, dass der Stadtrat und die Einwohner Nordens sich sehr gut und großmütig gegenüber den drei Kompagnien betragen hätten, die vom 20. Mai bis zum 3. Juni 1810 in der Stadt einquartiert gewesen wären.

1811 verpflichtete ein kaiserliches Gesetz alle Bürger zur Annahme eines verbindlichen Familiennamens. Dies war das (formelle) Ende der bis dahin üblichen, patronymischen Namensgebung, bei dem das Kind den Namen des Vaters als Nachnamen bekam. Viele ostfriesische Namen sind so entstanden, in Skandinavien findet man dieses System (Björnsson, Olafsson, ...) noch heute. Hieß hierzulande jemand Jan Gerdes, bedeutete dies, dass der Vater Gerd hieß. Der eigene Sohn wurde dann oftmals wieder nach dem (Groß-)Vater benannt, sodass es nicht selten vorkam, dass sich - wie in diesem Beispiel - die Namen Jan Gerdes und Gerd Janssen in jeder Generation abwechselten. Zugleich gab es noch Überbleibsel aus der friesischen Sprache, wobei die Endung -nga folgte (Hayunga = aus der Sippe des Haye; Poppinga = aus der Sippe des Poppe, ...). Die Franzosen wollten diesem verwirrenden, altertümlichen System ein Ende schaffen, faktisch nahmen die Ostfriesen jedoch erst 1857 durch ein erneuertes Dekret des Königreich Hannover die feste Namensgebung wirklich an.

Im März 1811 fand dann die erste Aushebung von ostfriesischen Rekruten für die französische Armee statt. Wer von den wehrpflichtigen jungen Männern beim Losen eine niedrige Zahl zog, musste sich den Musterungsbehörden stellen. Aus dieser Zeit stammt das Sprichwort, ein schweres Los gezogen. Zog jemand eine hohe Zahl, blieb er vom Militärdienst befreit. Er hatte ein leichtes Los gezogen. Fand sich ein Stellvertreter, der bereit war, für eine bestimmte Summe an die Stelle des Wehrpflichtigen zu treten, so konnte dieser dem Militärdienst entgehen. Oft genug legten die Familien den ersparten Notgroschen zusammen, um einen Angehörigen freizukaufen.

In zahlreichen Briefen und Eingaben aus der Franzosenzeit findet sich der ins Plattdeutsche übernommene Ausdruck Rampelsant für den französischen Begriff Remplaçant für Ersatzmann. Die gezogenen Rekruten wurden häufig in weit entfernt liegende Garnisonen beordert und marschierten unter Bewachung zu ihren Regimentern nach Groningen, Amsterdam oder sogar nach Paris. Bis heute ist leider nicht bekannt, wie viele Ostfriesen am Russlandfeldzug Napoleons teilnahmen beziehungsweise wie viele davon nicht zurückgekehrten. Wie eine Tafel in der Ansgarikirche in Hage ausweist, sind allein aus dieser Gemeinde zwölf junge Männer in diesem Feldzug (1811 bis 1813) gefallen.

Die Briefe des 1790 in Wundel bei Schoonorth geborenen Freerk Siefken Schipper aus der Garnison Groningen und der Normandie, wo er als französischer Kanonier an Beschießungen englischer Schiffe teilnahm legen Zeugnis ab von dem Schicksal der Ostfriesen, die gegen ihren Willen für ein fremdes Land in den Krieg ziehen mussten. Schipper erlebte auf französischer Seite die Niederlage der Franzosen gegen die Preußen bei Briennes vor Paris mit. Wenige Wochen später gelang es ihm, zu den Preußen überzulaufen. Am 18. April 1814 erhielt er den Marschbefehl in Richtung Heimat. Wahrscheinlich wurde er auf dem Weg dorthin von preußischer Seite reaktiviert und gegen die Franzosen eingesetzt. Die Familiengeschichte überliefert, dass er nach dem Sieg über Frankreich mit in Paris einmarschiert ist. Erst am 21. Februar 1816 ist Freerk S. Schipper als Unteroffizier aus Königlich-Preußischen Diensten entlassen worden. Er kehrte nach Wundel zurück und wurde Landwirt. 1833, im 43. Lebensjahr stehend, heiratet er Charlotte Janssen aus Neuharlingersiel.

Zu Beginn der Rekrutierung von Ostfriesen für die französische Armee war es an mehreren Orten zu Unruhen gekommen, doch die Franzosen gingen hart gegen die Meuterer vor. So wurden am 24. Mai 1811 neun Ostfriesen zum Tode verurteilt, andere zu langjährigen Kettenstrafen. Aus dem Unterbezirk Timmel brachte man dreißig Seeleute unter starker Bewachung nach Antwerpen. Mit der Erhebung Preußens gegen Napoleon im Jahre 1813 und dessen Niederlage in Russland endete die französische Fremdherrschaft. Aber viele Ostfriesen hatten ihr Leben für den Eroberer hergeben müssen. Die Nachrichten von den verlorenen Schlachten Napoleons verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Als die französischen Soldaten abzogen, rief der preußische König alle wehrfähigen Männer in Ostfriesland auf, in die Landwehr oder in den Landsturm einzutreten. Der Ruf verhallte nicht ungehört. Unzählige Freiwillige meldeten sich bei den Sammelstellen. Auf dem Blücherplatz wurde das Ostfriesische Freiwilligen Jäger Detachement unter dem Befehl des aus Pewsum gebürtigen Leutnants Sasse zusammengestellt und später durch Abteilungen aus Tecklenburg und Lingen ergänzt.

Da es damals bei Männern und Frauen üblich war, zum Andenken an gemeinsame Erlebnisse Erinnerungsblätter zu verschenken, lässt sich der Fußmarsch der Freiwilligen Jäger nach Frankreich rekonstruieren. Die Blätter sind in dem Freundschaftsalbum des aus Pewsum stammenden Leutnants A. F. Sasse enthalten. Die Waffengefährten brachten sich durch zum Teil selbst verfasste Gedichte und Freundschaftsbekundungen in Erinnerung.

Nach der Aufstellung der Freiwilligentruppe und Feldübungen in Norden im Juni 1815 marschierten die Rekruten über Hage nach Aurich, wo weitere dienstfähige junge Leute sich anschlossen. Am 20. Juni erreichte das Bataillon Lingen. Dort verstärkte ein weiteres Kontingent aus dem Emsland und aus dem Tecklenburger Land das Aufgebot. Auf dem Weitermarsch passierte die Abteilung Wesel und gelangte Ende August 1815 nach Neubourg in der Normandie. Als weitere Stationen sind auszumachen: St. Quentin in der Picardie vor Paris, Cambrai und Mons. Auf dem Rückmarsch kampierte die Truppe am 21. Januar 1816 in einer Sammelstelle bei Bochum, von wo aus die Landsleute in Gruppen entlassen wurden. Die Blätter weisen eine ganze Reihe Norder Familiennamen auf, darunter F. Lubinus, J. P. von Halem, R. Rulffes, L. Franzius, Conerus, G. C. A. Wenckebach, Kettler und viele andere. Die Sammlung enthält auch Texte weiterer Norder Bekannten, zum Beispiel von H. C. Peterssen geb. Kempe, Catharina Juliane Hoppe geb. Reimers, M. J. Reimers, Christine Rykena, Louise v. Closter, Justizrath Schomerus, Friederike v. Closter und andere mehr.

Zusammen mit dem Aufgebot aus Ostfriesland und dem Emsland müssen auch britische Einheiten an den Kämpfen gegen Napoleon teilgenommen haben, denn unter den Erinnerungskärtchen finden sich auch einige in englischer Sprache wie das folgende: "May the girl we love, be true. May the Man we asteem be honest. And may the Land, we live in, be free. (Frei übersetzt: Mag das Mädchen, das ich liebe, treu sein. Mag der Mann, dem ich vertraue, ehrenhaft sein. Und mag das Land, in dem ich lebe, frei sein.) - Muchale, Paymaster of the 1 Bataillon 3rd. Regiment of Westphalien Militia (= Landwehr), Bochum, 21. Januar 1816.

Der traditionsreiche Name Blücherplatz in Norden erinnert an den preußischen General Gebhard Leberecht von Blücher, genannt Marschall Vorwärts, der von 1804 bis 1806 als Gouverneur des durch die Demarkationslinie vom kriegführenden Deutschland abgetrennten Gebietes in Ostfriesland hier eingesetzt war. Ostfriesische Landwehrtruppen nahmen an der Belagerung der Festung Delfzijl teil, wo sich die französische Besatzung festgesetzt hatte. Die Ostfriesen bewährten sich auch in der Schlacht von Ligny in Frankreich und waren bei der Verfolgung napoleonischer Truppen bis Paris beteiligt. Nach der endgültigen Niederlage Napoleons bei Waterloo trafen im Februar 1816 die ostfriesischen Wehrmänner wieder in der Heimat ein und wurden überall begeistert empfangen.

Die Norder Freiwilligen wurden am Eingang des festlich geschmückten Neuen Weges durch Bürgermeister Conerus feierlich begrüßt und unter lebhafter Anteilnahme der Norder Bürger zum Vossenhus geleitet, wo ein Festessen zu Ehren der Heimkehrer stattfand. Die überreichte silberfarbene Fahne trug die Inschrift: Ligny-Waterloo. Den tapferen Söhnen des Vaterlandes zum herzlichen Willkommen.

Die Erinnerung an die Beendigung der napoleonischen Fremdherrschaft ist lange wachgeblieben. So wurden bei den Jahrhundertfeiern 1913 überall längs der Küste auf den Deichen Freudenfeuer abgebrannt.

Quellenverzeichnis

  • Canzler, Gerhard (1992): Ostfreesland-Kalender, Norden, 1992, S. 235ff.