Carl Stegmann (1881)

Aus Norder Stadtgeschichte
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Die Grabstätte der Familie Stegmann auf dem Neuen Friedhof in Ostlintel.

Carl Stegmann (* 26. Oktober 1881 in Geestemünde; † 9. Januar 1967 in Norden)[1] war ein bekannter Norder Unternehmer, Senator, Mäzen sowie erster Landrat im Landkreis Norden nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu seinen bekanntesten wirtschaftlichen Aktivitäten gehört die Position des Vorstandsvorsitzenden der Reederei Frisia.

Nach ihm ist die Carl-Stegmann-Straße auf Juist benannt. Zudem ist ihm der 1959 erschienene Nachdruck der Norder Annalen gewidmet.

Leben

Carl Stegmann war zwar kein geborener Ostfriese, verbrachte aber nahezu sein ganzes Leben hier und identifizierte sich mit der Region als seine Heimat. Bereits früh zog er mit seiner Familie nach Norden, wo sein Vater gleichnamiger Vater das Ulrichsgymnasium leitete. Nach dem Abitur studierte Stegmann in Hannover und Marburg Pharmakologie und arbeitete zunächst als Apotheker in Norden. Während seines Studiums wurde er Mitglied beim Verein Deutscher Studenten Marburg.[2]

Schon nach einigen Jahren übernahm er nach dem Tode seines Schwiegervaters die Weingroßhandelsfirma U. Groenefeld. Sein eigentlicher Wirkungskreis aber war die 1871 gegründete Reederei Norden-Frisia. 1923 trat er in den Aufsichtsrat ein, wechselte 1929 in den Vorstand, dessen Vorsitzender er über drei Jahrzehnte blieb, um dann 1960 wieder in den Aufsichtsrat einzutreten, dem er bis zu seinem Tode angehörte. Nach seinem Tode wurde auf Juist die Carl-Stegmann-Straße nach ihm benannt.

Als Reedereidirektor prägte er einen Zeitraum, in dem auch Ostfriesland Teil eines ausgedehnten Bäder- und Massentourismus wurde und seine wirtschaftlichen Strukturen so allmählich veränderte. Unter seiner Leitung schuf die Firma in schwierigen Zeiten eine moderne Infrastruktur, um den gewandelten Anforderungen gewachsen zu sein. Neue, moderne Schiffe zur Personen- und Frachtbeförderung, eine Anpassung an die veränderten Verkehrsgewohnheiten mit der Schaffung von Parkmöglichkeiten für Touristen in Norddeich, die Modernisierung der Inselanlagen bis hin zum Bau eines neuen Inselanlegers auf Juist nach der Zerstörung der alten Holzlandungsbrücke in einem Wintersturm 1947 gingen im Wesentlichen auf Stegmanns Konto.

Die Region erkannte schon früh Stegmanns Fähigkeiten. Bereits 1923 wurde er Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg und gehörte ihr für fünfunddreißig Jahre an. 1945 wurde er zu ihrem Vizepräsidenten ernannt und nach der demokratischen Neustrukturierung auch gewählt. 1950 wählte ihn die Kammer schließlich auch zu ihrem Präsidenten und 1958 nach seinem Rückzug zum Ehrenpräsidenten.

Das zweite wichtige verbandspolitische Arbeitsfeld Stegmanns war der Landesfremdenverkehrsverband Ostfriesland. Seine Gründung in den 1920er Jahren geschah auf Stegmanns Anregung, und er gehörte mehr als vier Jahrzehnte lang zu seinen führenden Mitgliedern. 1945 übernahm er für mehrere Jahre den Vorsitz und engagierte sich dann auch auf Bundesebene in der Fremdenverkehrsorganisation.

Neben seinen wirtschaftlichen Aktivitäten spielte für Stegmann immer auch der Einsatz für seine Heimat Ostfriesland eine zentrale Rolle. Dies begann schon mit seinem kommunalpolitischen Engagement in Norden als Senator und Kreistagsmitglied nach dem Ersten Weltkrieg bzw. als erster richtiger Landrat (nach Dr. Wessel Nordbeck) nach dem Zweiten Weltkrieg in Norden sowie als Mitglied des Kreistags. Er gehörte zudem zu den ersten vier Ratsherren der Nachkriegszeit. Als solcher unterlag er bei der Wahl zum stellvertretenden Bürgermeister nur knapp gegen Johann Fischer, da er dem bürgerlich-konservativen Lager aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Union (ehemalige Partei) als zu liberal erschien.[3]

Weiterhin hatte Stegmann zahlreiche Vorstandsmitgliedschaften von Vereinen seiner Heimatstadt inne und war Mitglied der Freimaurerloge Zu den drei Sternen in Norden.[4]. Sein umfangreiches Engagement gipfelte in seiner Tätigkeit für die Ostfriesische Landschaft. Zunächst als Landschaftsrat, dann, von 1954 bis 1965, auch als Landschaftspräsident in der Nachfolge Jann Berghaus' leitete er die Ostfriesische Landschaft in den schwierigen Jahren nach dem grundlegenden Verfassungsumbau von 1949 bis 1950. In seiner Amtszeit gelang unter anderem die Schaffung einer wissenschaftlichen Bibliothek, die für die kulturelle Identität der Region von großer Bedeutung war und ist.

Ohne Zweifel gehört Stegmann zu den wenigen bedeutenden Persönlichkeiten des Wirtschaftslebens, die Ostfriesland im 20. Jahrhundert aufzuweisen hat. Die enge Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg und heimatlicher Verbundenheit ist allerdings wohl typisch für eine ganze Reihe von Kaufleuten und Unternehmern in der Region.

Unternehmensbeteiligungen

Neben seiner Beteiligung an der Reederei Frisia war Stegmann u.a. noch (Teil-)Eigentümer der Eisenhütte und der Getränkehandlung U. Groenefeld.

Quellenverzeichnis

Einzelnachweise

  1. Grab von Carl Stegmann auf Grabsteine Ostfriesland, abgerufen am 19. April 2021
  2. Lange, Louis (1931): Kyffhäuser-Verband der Vereine Deutscher Studenten. Anschriftenbuch 1931. Berlin, S. 218
  3. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 51
  4. Internetseite der Norder Freimaurerloge, abgerufen am 19. April 2021

Siehe auch