Lentzhof

Aus Norder Stadtgeschichte
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Lentzhof

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Basisdaten
Entstehungszeit 1911 (1873)
Erbauer Conrad Andreas Lentz
Bauweise Ziegelsteinbau
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Westerstraße 77

26506 Norden

Der Lentzhof (Eigenschreibweise: Der LentzhOf) ist ein Gasthof in Norden im Winkel der Westerstraße und der nach dem Gasthof benannten Lentzlohne. Erbaut wurde das heutige Gebäude 1911 von Conrad Andreas Lentz, wobei sich der Vorgängerbau ebenfalls im Familienbesitz befand. Im Erdgeschoss befindet sich bis heute ein Restaurant mit (später angebautem) Festsaal. Im Obergeschoss befanden sich ursprünglich Gastwohnungen, die heute fest vermietet sind.

Geschichte

Erstmals wird im Jahre 1719 ein Gebäude und seine Bewohner am Standort des späteren Lentzhofs erwähnt. Im Laufe der Zeit hatte das Gebäude viele Besitzer, so auch den Westermarscher Schulmeister Mamme Hinrichs. Aus dem Kaufvertrag vom 23. Juni 1792 geht hervor, dass das Gebäude schon damals auch eine Bierbrauerei und Geneverbrennerei beherbergte.[1] Das umliegende Land stand seit ungefähr 1870 als Kirchenland im Eigentum der katholischen Gemeinde, die in diesem Bereich ursprünglich ihre Kirche errichten wollte.[2]

Drei Jahre später (1873) wurde hier von Albert Luitjens Lentz eine nach ihm benannte Gastwirtschaft eingerichtet, nachdem er das Haus 1872 erworben hatte. Insbesondere die Bauern der Westermarsch kehrten hier gerne nach getätigten Einkäufen in der Westerstraße ein, die damals auch als Einkaufsstraße der Bauern bezeichnet wurde.[3][4] Noch bis 1872 befanden sich im rückwärtigen Gebäudeteil Stallungen und eine Hengststation.[4][5]

Lentz wusste die günstige Lage an der Westerstraße für sich zu gebrauchen. Neben der Nutzung als Gastwirtschaft verpachtete er Räumlichkeiten an Hausierer, die hier ihr Warenlager hatten und vom Lentzhof aus ihre Wagen in den Dörfern der Umgebung feilboten.[5] 1887 starb Lentz, sodass die Gastwirtschaft vorerst von seiner Witwe weitergeführt wurde. Seit 1879 beherbergte der Gasthof die Suppenanstalt für Armen der Stadt, die hier bis etwa 1889 bestand und danach in den Gasthof Hinrichs (damals noch Bargmanns Gasthof) an der Sielstraße verlegt wurde.[4][6] Buchdruckereibesitzer Diedrich Soltau ließ in der Suppenküche täglich bis zu 400 Portionen an Bedürftige verteilen.[4][7]

1896 übernahm sein Sohn Conrad Andreas Lentz den Gasthof. 1911 ließ dieser das baufällige Gebäude abreißen und neu errichten. Im Zuge der Elektrifizierung der Stadt ab 1914 erhielt Lentz als einer der ersten einen Zugang zur Stromversorgung.[4] Schon 1896 gehörte es zu den ersten Häusern, die eine gasbefeuerte Beleuchtung hatten.[8] Bis 1925 diente ein Nebenraum des Gasthofs als Übergangsleichenhalle. Die in der Westermarsch Verstorbenen wurden zunächst hierher transportiert und dann in dem Nebenraum auf den städtischen Leichenwagen umgebettet. Anschließend erfolgte die Verbringung auf den städtischen Friedhof.[4]

Nachdem sich Lentz im Alter von 80 Jahren zur Ruhe gesetzt hatte, übernahm bis 1969 das Ehepaar Hoffmann den Betrieb. Erst danach ging das Haus wieder in den Familienbesitz über, als der Enkel des Gründers Gerhard Lentz die Gastwirtschaft übernahm. Die Räume wurden renoviert und erweitert, die Gästezimmer überholt. 1972 baute er den den 140 Personen fassenden Saal an.[9] Im September wurde dieser eingeweiht.[10]

1987 wurde der Lentzhof wegen Zahlungsschwierigkeiten des Eigentümers zwangsversteigert und ging in das Eigentum des Emder Kaufmanns Frank-Peter Nowak über.[9][11] Lange Zeit bot die heute nur noch in Emden und Aurich tätige Tanzschule Astrid Löschen hier Tanzkurse an.[9] Um 2004 befand sich hier eine Pizzeria namens Food for less, später dann eine unter anderem Namen geführte Pizzeria, später ein Bauunternehmer und heute der aus Hage stammende Caterer Stefan Lelle.

Trivia

Nach früherer Hausnummerierung trug das Gebäude die Anschrift Norderkluft, 2. Rott, Nr. 509 (später Nr. 668).[1][12]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Schreiber, Gretje (1995): Die Bewohner der Westerstraße
  2. Foraita, Heinz (1985): Dein sind die Zeiten, Herr. Die Geschichte der Katholischen Gemeinde Norden. Herausgegeben zur 100-Jahr-Feier der St.-Ludgerus-Kirche zu Norden, Norden, S. 18
  3. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 199
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 204
  5. 5,0 5,1 Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 41
  6. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 71
  7. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 116
  8. Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 41
  9. 9,0 9,1 9,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 206
  10. Angaben des Nachkommen Conrad Lentz
  11. Beschreibung des Lentzhofs auf MeineStadt.de
  12. Cremer, Ufke (1938): Die Hausnummern Nordens im Jahre 1812, Norden, S. 2

Siehe auch