Uvo Pauls
Uvo Pauls (* 30. März 1902 in Norden; † 22. September 1989 in Göttingen) war ein in Norden geborener Luftraumingenieur und hoher Beamter. Er war maßgeblich an der Entwicklung deutscher Wunderwaffen während des Zweiten Weltkriegs beteiligt und gelangte nach dem Krieg in eine führende Position bei der Bundeswehr.
Sein Vater war Edward Uvo Pauls, der Ende des 19. Jahrhunderts Bilder von Landschaften in und um Norden gemalt hat.
Leben
Pauls wurde 1902 als Sohn des deutschstämmigen Briten Edward Uvo Pauls und seiner Frau Julie Johanne Louise Clara Rykena, geb. Schatteburg in Norden geboren.[1] Nach dem Besuch der Schule absolvierte er ein Hochschulstudium und wurde 1926 Diplomingenieur. Zwei Jahre später trat er eine Stelle bei der Firma Junkers im Bereich der Motoren-Flugerprobung an. Im Zuge der deutschen Aufrüstung stellte das Unternehmen zahlreiche Flugzeugtypen her, darunter die Junkers Ju 87, die als Stuka (Sturzkampfbomber) von den Alliierten gefürchtet war.
1932 wechselte Pauls zur Erprobungsstelle des Reichsverbands der Deutschen Luftfahrtindustrie in Travemünde und wurde 1936 Referent für Raketentriebwerke im Reichsluftfahrtministerium. Offenbar erkannte Hermann Göring sein Potential, sodass Pauls 1938 zum Leiter der neu gegründeten Versuchsstelle der Luftwaffe in Peenemünde-West ernannt wurde. Sie war das weniger bekannte Gegenstück zur Heeresversuchsanstalt in Peenemünde-Ost, wo die Wehrmacht unter dem bekannten Luftraumingenieur Wernher von Braun die erste Rakete konstruierte, die die Grenze zum Weltraum überschritt und damit den Grundstein für die bemannte Luftraumfahrt legte.
Nachdem Pauls dort mehrere Jahre tätig war, wurde er am 1. September 1942 zum Sonderbeauftragten für Logistik der Fieseler Fi 103 berufen. Diese neuartige Waffe war der weltweit erste, militärisch eingesetzte Marschflugkörper und wurde von den Nationalsozialisten propagandistisch als Vergeltungswaffe 1 (V 1) als Wunderwaffe dargestellt. Sie war ein direkter Vorläufer der Vergeltungswaffe 2, der weltweit ersten funktionsfähigen Großrakete mit Flüssigkeitstriebwerk.
Aus unbekannten Gründen wurde Pauls nicht, wie ein Großteil der in seinem Bereich tätigen Wissenschaftlern von den Vereinigten Staaten oder der Sowjetunion angeworben bzw. von ihnen verschleppt, sondern nahm bereits 1945 eine freiberufliche Tätigkeit als Ingenieur in Norden auf.
Nach dem Tode seiner Schwiegereltern gelangte er in den Besitz der Villa Soltau (Am Markt 57).[2][3]
Aufgrund seines umfangreichen Wissens im Bereich der Rüstungsindustrie wurde er 1957 zum Leitenden Regierungsdirektor beim neu gegründeten Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung der Bundeswehr berufen. 1967 wurde er pensioniert, ein Jahr später verstarb seine Frau Anna Margarete Ingeborg Pauls, geb. Soltau (1908-1968). Pauls ließ sich daraufhin in Göttingen nieder, wo er 1989 verstarb. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Parkfriedhof zu Ostlintel.
Literatur
- Historisch-Technisches Museum Peenemünde (2016): Wunder mit Kalkül. Die Peenemünder Fernwaffenprojekte als Teil des deutschen Rüstungssystems, Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Genealogische Aufzeichnung zu Uvo Pauls, abgerufen am 22. November 2021
- ↑ Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 135
- ↑ Sanders, Adolf (1999): Norden - wie es früher war, Gudensberg, S. 25