Joseph Hermann Altgenug
Joseph Hermann Altgenug (* 6. Januar 1889 in Norden; † 28. Juni 1942 im Ghetto Minsk)[1] war ein Norder Viehhändler. Er wohnte an der Dammstraße 4.[2] Später zog er an die Heringstraße 49, wo er auch bis zu seiner Verhaftung wohnte.[3][4]
Leben
Während des Novemberpogroms 1938 wurde Altgenug inhaftiert und bis zum 6. Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen festgehalten. Während dessen Abwesenheit verkaufte die Kreisbauernschaft Altgenugs Milchkühe an arische Bauern, was zur Aufgabe der bis dahin noch von der Familie betriebenen Milchwirtschaft führte. Es gab nun in Norden für die Familie Altgenug keinerlei Verdienstmöglichkeiten mehr. Spätestens bis zum 1. April 1940 mussten alle noch in Ostfriesland lebenden Juden "aus militärischen Gründen" ihre Wohnungen zwangsweise räumen und sich innerhalb des Deutschen Reiches eine anderweitige Bleibe suchen. Die meisten zogen in die nächstgelegenen größeren Städte. Das galt auch für die beiden Brüder Joseph und Samson Altgenug und deren Familien aus Norden. Ab 26. Februar 1940 waren sie in Bremen gemeldet, wo sie im Judenhaus an der Charlottenstraße 28 eine Bleibe gefunden hatten.[5]
Familie
Joseph, der älteste Sohn der Familie Altgenug, war mit Sophie Weinberg (* 14. Februar 1896 in Esens) verheiratet.
Ihr Sohn Fritz verstarb am 10. Juli 1930 (oder 1936) im Alter von acht Jahren, als er von einem beladenen Heuwagen überrollt wurde.[4][5] Ihrem jüngsten Sohn Rolf (* 3. Februar 1930) gelang noch 1939 die Flucht nach Schweden.[5]
Der erstgeborene Sohn Hugo (* 15. März 1925), der mit nach Bremen gekommen war, verließ die Stadt nach kurzem Aufenthalt und war vom 23. April bis 9. Juli 1940 in Ahlem bei Hannover gemeldet. Dort gab es eine Israelitische Gartenbauschule. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte: Ein Lern- und Erinnerungsort von jüdischer Kultur und Hoffnung, aber auch von Verbrechen und Vernichtung. Vermutlich wollte Hugo dort eine Hachschara-Ausbildung absolvieren zur Vorbereitung der Auswanderung nach Palästina. Warum er nach kurzer Zeit die Ausbildungsstätte wieder verließ und nach Bremen zu seinen Eltern zurückging, ist nicht bekannt.[5] Am 16. Juli 1940, also wenige Tage später, nahm er sich das Leben; offenbar, um sich der weiteren Verfolgung zu entziehen.[4][5] Seine Leiche wurde in der Weser gefunden.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Genealogische Aufzeichnung zu Joseph Hermann Altgenug, abgerufen am 15. Oktober 2022
- ↑ Schreiber, Gretje (1994): Die Bewohner der Brück- und Dammstraße
- ↑ Übersicht über die Stolpersteine in der Stadt Norden, abgerufen am 15. Oktober 2022
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Unbekannter Autor: Wir wohnten neben euch. Norden zur Zeit des Nationalsozialismus (Online-Publikation als .pdf-Dokument)
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5 Biographische Daten zur Familie Altgenug, abgerufen am 15. Oktober 2022