Freie Turnerschaft

Aus Norder Stadtgeschichte
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Freie Turnerschaft

Basisdaten
Gründung 1. Dezember 1903
Auflösung 1961
Rechtsform eingetragener Verein (e. V.)
Hauptsitz unbekannt

Der Freie Turnerschaft (auch: Freie Turnerschaft von 1903; kurz: FT) war ein 1903 gegründeter Turnverein. Aus ihm gingen mehrere eigenständige Verein hervor, so etwa der Boxclub Norden und der VfB Norden. Zudem waren die Freien Turner die ersten, die in Norden in einer eigenen Sparte organisierten Fußball spielten. Das erste organisierte Fußballspiel wurde jedoch wohl bereits 1902 vom Radfahrverein gegen Jahn Aurich ausgetragen. Insbesondere wurden die Freien Turner auch durch die Tanz- und Ballettgruppe Norder Schwalben bekannt.

1961 wurde der Verein faktisch aufgelöst bzw. in TuS 05 Norden und 1967 in TTC Norden umbenannt, nachdem im Verein nur noch Tischtennis gespielt wurde und daher ein neuer Name angebracht war.

Geschichte

Die Freie Turnerschaft wurde am 1. Dezember 1903 durch Angehörige der Arbeiterklasse als Alternative zum eher bürgerlich-kaisertreuen Norder Turnverein (damals noch Turnverein Norden) gegründet.[1][2] Neben dem klassischen Turnen gehörte seit spätestens 1920 auch eine Fußballsparte zum Verein, die noch bis 1948 aktiv war.[3][4] Geturnt wurde im Saal des Ekeler Vorwerks, wo der Verein auch gegründet wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg, während dem die Habseligkeiten des Vereins bei einem Brand im Vorwerk verloren gingen, konnte die Turnhalle der Gräfin-Theda-Schule genutzt werden.[4]

In den 1920er Jahren gründete der Verein eine eigene Abteilung für Schwerathletik mit den Sparten Ringen und Gewichtheben. Insbesondere die Ringer konnten große, überregionale Erfolge aufweisen.[5]

Am 1. Juni 1925 richtete der Verein richteten die Freien Turner den Reichsarbeiter-Sporttag aus, an dem neben dem Turnverein Norden auch mehrere auswärtige Vereine teilnahmen. Die Disziplinen waren Vierkampf (Dreisprung, Hochsprung, Kugelstoßen und 100-Meterlauf) sowie Streckenlauf.

1931 errichtete die landesweit organisierte Arbeiter- und Sportbewegung das sogenannte Jugendheim an der Klosterstraße, weshalb der Verein seine Kinder- und Jugendarbeit wegen der geeigneteren Räumlichkeiten dorthin verlegte. Bereits 1933 wurde der Vereinsbetrieb jedoch von den nationalsozialistischen Machthabern untersagt, da alle Vereine unter den NS-Verbänden Kraft durch Freude oder anderweitig zusammengefasst wurden. Auch das Vereinsvermögen wurde eingezogen.[4]

Erst zum 1. Februar 1946 konnte das Vereinsleben wieder aufgenommen werden.[4] Im Herbst des Jahres wurde der Verein sodann um eine Sparte für das Boxen erweitert, hieraus entstand 1957 der Boxclub Norden.[6] 1947 wurde die Sparte für das Ringen wieder ins Leben gerufen. Trotz der spartanischen Umstände der Zeit trainierten die Ringer hartnäckig und konnten so bei den Niedersachsen-Meisterschaften am 25. Juli 1948 in Wilhelmshaven mit fünf Kämpfern zwei erste und zwei zweite Plätze erringen. Durch diesen Erfolg wurden drei Vertriebene aus Breslau (heute Polen) auf den Verein aufmerksam und schlossen sich ihm als erfahrene Ringer an. Im August des Jahres kam es dann im Saal des Deutschen Hauses zu einem Vergleichswettkampf gegen den Kraftsportverein Wilhelmshaven, der seinerzeit Deutschlandmeister war. Am Ende stand es unentschieden zwischen den Mannschaften. In den 1950er Jahren ging die Sparte wegen anhaltend wirtschaftlicher Schwierigkeiten ein.[5]

Ebenfalls 1947 wurde im Verein erstmals Tischtennis gespielt, eine eigene Sparte wurde diese Sportart allerdings erst 1956.[7] 1948 wurde die Fußballsparte aus nicht näher benannten Gründen wieder aufgegeben. Die verbliebenen Fußballspieler der Turnerschaft schlossen sich mit Mitgliedern des Norder Turnvereins zum VfB Norden zusammen.[8] Nachdem die Briten das Ulrichsgymnasium am im Oktober 1945 wieder räumten, konnte die dortige Turnhalle vom Verein für seine Zwecke genutzt werden.[9]

Ebenfalls in der frühen Nachkriegszeit formierte sich eine Turn-, Tanz- und Ballettgruppe aus weiblichen Mitgliedern des Norder Turnvereins und der Freien Turnerschaft. Ab 1952 nannte sich diese Gruppe Norder Schwalben.[10] Sie erlangte überregionale Bekanntheit.

Nachdem ab 1961 fast nur noch Tischtennis im Verein gespielt wurde, benannt sich der Verein in TuS 05 Norden um. Als dann 1967 nur noch die Tischtennissparte fortgeführt wurde, gab sich der Verein den Namen TTC Norden.[7] Zu den Gründungsmitgliedern gehört auch der heimatkundlich tätige Sportfunktionär Ihno Ocken, der bereits seit 1949 den Vereinsvorsitz innehatte und noch viele Jahrzehnte in dieser Funktion tätig blieb.[3][7]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 12f.
  2. Beschreibung der Stadt Norden in der Historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  3. 3,0 3,1 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 1
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 5
  5. 5,0 5,1 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 12
  6. Undatierter Bericht im Ostfriesischen Kurier
  7. 7,0 7,1 7,2 Chronik des TTC Norden, abgerufen am 17. Dezember 2021
  8. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 4
  9. Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 7
  10. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 47

Siehe auch