Norderhaus

Aus Norder Stadtgeschichte
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Norderhaus

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Basisdaten
Entstehungszeit um 1890
Erbauer Hermann Ibrügger
Bauweise Stadtvilla
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Am Markt 61

26506 Norden

Das Norderhaus ist ein denkmalgeschütztes Gebäude aus der Zeit um 1895.[1] Der Name ist das Pendant zum Süderhaus auf der südlichen Seite des Marktplatzes.

Geschichte

Erster bekannter Besitzer des Hauses (erwähnt 1555 und 1575) war Hayo Manninga, Bruder des Unico Manninga zu Lütetsburg. 1555 konnte Hayo dieses Haus endgültig von seinem Pewsumer Vetter übernehmen, dem es bis dahin gehörte.[2] Offenbar diente das Norderhaus Hayo als Stadthaus neben seinem Hauptbesitz in Westermarsch, dem bis heute als Groß Langhaus bekannten Hof.

Seinerzeit versuchte Graf Edzard II., Hayo der Unterstützung der niederländischen Geusen zu bezichtigen.[2] Die Geusen waren niederländische Aufständische bzw. Protestanten, die sich im Achtzigjährigen Krieg (1568-1648) gegen die Obrigkeit auflehnten und daher Verfolgung ausgesetzt waren. Viele von ihnen flohen als Glaubensflüchtlinge nach Ostfriesland und gingen der Piraterie nach.

Tatsächlich aber hatte Hayo sich, so die Aussage mehrerer Zeugen, mit den Geusen angelegt.[2] Im Dezember 1570 landeten am damaligen Gastmarscher SIel kältebedingt Freibeuter (Geusen), die zwei adelige Gefangene bei sich hatten. Die Freibeuter (vermutlich in niederländischen oder spanischen Diensten) zogen in die Westermarsch und stahlen in ihrer Dreistigkeit sogar das Silbergeschirr Manningas, während dieser gerade eine Mahlzeit zu sich nahm.[2][3] Die niederländischen Edelleute fanden nach ihrer Befreiung monatelang im Norderhaus Unterschlupf.[2]

Als besonders markant am Norderhaus wurde seinerzeit der Eingangsbereich (Portal) beschrieben. Zudem besaß es als einziges Haus an der Nordseite des Marktes Holzklappen vor den Fenstern.[4]

Nach dem Tode Manningas im Jahre 1599 erbte sein einziger Sohn Lurt das Haus. Er verkaufte das Norderhaus zu Beginn des 17. Jahrhunderts an den Landrichter Gerhardt Gerdes und seine Ehefrau Frouwe Wyardy. Sie blieben noch bis mindestens 1619 im Besitz des Hauses, da aus alten Unterlagen hervorgeht, dass sie am 23. April 1619 einen Kredit von 1.000 Reichstalern aufnahmen und dieses Haus als Sicherheit angaben.[2]

Später kam das Norderhaus in den Besitz des Ratsherrn Redolph Wenckebach (nicht zu verwechseln mit Redolf Wilhelm Wenckebach).[5] Nach seinem Tode erbten dessen Kinder das Haus.[5][6]

Am 3. August 1767 ersteigerten Haye Berens Fischer sowie Auskultator (erste gerichtliche Ausbildungsstufe für Juristen nach der Universität) Engelbart Loth sowie Gerd Wilts das Haus für 3.740 Gulden. 1776 wurde Loth, zu diesem Zeitpunkt bereits Advokat (Rechtsanwalt) alleiniger Besitzer. Loth verstarb am 15. Juni 1812, sodass seine Witwe Elsabe Focken Eigentümerin wurde. Focken verstarb am 18. Mai 1828. Die gemeinsamen Kinder erbten den gesamten Besitz.[5]

Am 19. November 1848 erwarb Schuhmachermeister Johann Hinrich Tholen das Haus, die dazugehörige Scheune sowie den Garten für 2.775 Gulden. Ab 1867 war Landwirt Gerhard Tholen Besitzer des Norderhauses. Ihm folgte um 1877 Wilhelm Ibrügger (Norder Eisenhütte) und anschließend Hermann Ibrügger. Im Adressbuch der Stadt Norden von 1897/1898 sind Hermann Dittmer, Rektor der Marktschule und 1926 seine Witwe Marie als Eigentümer verzeichnet. Die Familie Dittmer blieb noch bis mindestens 1950/1951 im Besitz des Hauses.[5]

Seit ungefähr 1974 gehört das Haus der Familie von der Brelie.[5]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 11. November 2021
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 144
  3. StAA, Rep. 102, Nr. 158
  4. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 13
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 145
  6. Genealogische Aufzeichnung zu Redolph Wenckebach, abgerufen am 19. Juli 2024

Siehe auch