Martin Micron

Aus Norder Stadtgeschichte
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Martin Micron (* 1523 in Gent (Niederlande); † 12. September 1559 in Norden), genannt Micronius, war vom 20. Mai 1554 bis zu seinem Tod am 12. September 1559 reformierter Prediger in der damals noch bireligiösen (lutherisch und refomiert) Ludgerikirche. Ihm folgte der weniger gemäßigte Johannes Ligarius ins Amt, der maßgeblichen Anteil an der Entladung des Konflikts zwischen Lutheranern und Reformierten hatte.[1]

Leben

Schon früh sympathisierte Micron, der auch unter dem Namen "Micronius" bzw. "Martin de Cleyne" bekannt war und in Gent vermutlich auch als Arzt hohes Ansehen fand, mit der Lehre der Reformation. 1544 floh er daher aus den Niederlanden, wo die Reformierten politisch verfolgt wurden. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Basel begleitete er im Frühjahr 1549 mit seiner Gattin Joanna, den späteren anglikanischen Bischof John Hoper nach England, um dort die Gründung einer niederländischen Gemeinde in London zu fördern. Als nun König Eduard VI. am 29. Juni 1550 die Augustinerkirche (Austin Friars) für diesen Zweck bestimmt hatte, stellte er Johann à Lasko als Superintendenten, Gualtherus Delenus und Martin Micron als Prediger an; zugleich Richard Vauvilius und Francois du Rivier (Rivius oder Riverius) für die wallonische Gemeinde. Eifrig arbeitete Micron an der Organisation und Erbauung der Gemeinde und erntete hohes Lob durch Friedfertigkeit, milde Gesinnung und gute Predigt, besonders auch durch Verfassung eines "kleinen Katechismus" zum Unterricht für jüngere Kinder. Diese Schrift erschien im Oktober 1552 und zeichnete sich durch klare und deutliche Darstellung der Glaubenslehre, ganz im Geiste Zwingli's aus.

Als aber am 6. Juli 1553 der König starb, war es mit der Religionsfreiheit der holländischen Gemeinde wie überhaupt mit dem englischen Protestantismus vorbei. Königin Maria führte den katholischen Gottesdienst wieder ein und die Häupter der holländischen Gemeinde waren genötigt, sich der nun eintretenden Verfolgung durch die Flucht zu entziehen. Nach einer höchst gefährlichen und stürmischen Reise kamen à Lasko, Utenhove und Micron am 3. November zu Helsingör (Dänemark) und nach fünf Tagen in Kolding an, wo sich der dänische König zu diesem Zeitpunkt aufhielt. Ihre Bitte um freie Ausübung des reformierten Glaubens scheiterte jedoch an dem unduldsamen und starren Lutheranismus der beiden Hofprediger Noviomagus und Heinrich Buscoducensis. Die Flüchtlinge zogen daher weiter nach Deutschland, wo sie, nach manchen Widerwärtigkeiten bei der Gräfin Anna von Oldenburg in Ostfriesland und besonders zu Emden, eine gute Aufnahme fanden.

Auch Micron war, nachdem er für sich und seine Reisegefährten vergebens in Bremen, Hamburg, Lübeck und Wismar Obdach gesucht hatte, im April 1554 nach Emden angekommen. Schon am 20. Mai berief ihn die Gräfin ins Predigeramt in Norden, welches er alsbald antrat und vorbildlich verwaltete.

Am 12. September 1559 erlag Micron der Pest, die zu der Zeit in Norden wütetete. Unermüdlich hatte er die Angelegenheiten seiner Gemeinde vertreten, aber auch in weiteren Kreisen mit liebevoller, friedsamer und aufgeklärter Gesinnung gewirkt. Sein Nachfolger, Johannes Ligarius, förderte den Glauben hingegen einseitig und trug maßgeblich zur Entladung des schwelenden Konfliktes zwischen den Lutheranern und Reformierten bei.

Einzelnachweise

Quellenverzeichnis

Siehe auch