Schwanen-Apotheke

Aus Norder Stadtgeschichte
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Schwanen-Apotheke

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Basisdaten
Entstehungszeit 1834-1835
Erbauer Johann Gerhard Schomerus
Bauweise Wohn- und Geschäftshaus
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Osterstraße 160

26506 Norden

Die Schwanen-Apotheke befindet sich in einem denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahre 1835. Da sie der größte bzw. sichtbarste Nutzer des Gebäudes ist, wird dieser Name auch synonym für den Gesamtbau genutzt.

Geschichte

Das Gebäude wurde von Johann Gerhard Schomerus in den Jahren 1834 bis 1835 als Wohn- und Geschäftshaus auf dem Grund eines früheren Krämerladens errichtet.[1][2] Dieses Haus wurde in der Zeit um 1616 auch als De Valke bezeichnet.[3][4] Schomerus war Apotheker, weshalb die Apotheke seinerzeit auch nach ihm bzw. seiner Familie Schomerus'sche Apotheke genannt wurde.[1] Zuvor war bereits sein Vater Enno Gerhard Schomerus hier ansässig.

Enno Schomerus hatte die Apotheke an der heutigen Osterstraße 4 von der Familie van Santen übernommen, nachdem sich aus dieser kein geeigneter oder williger Nachfolger für den im Juli 1786 verstorbenen Inhaber fand. Nachdem Schomerus am 8. Januar 1787 als Apotheker offiziell vereidigen ließ, stand einer geordneten Übernahme nichts mehr entgegen.[5]

1806 fiel Ostfriesland unter die Herrschaft von Napoleon Bonaparte und wurde zunächst Teil des Königreichs Holland, einem französischen Vasallenstaat, der von Napoleons Bruder Louis regiert wurde. Später wurde es unmittelbarer Teil Frankreichs. Die Stadt wurde dabei ab dem 22. November 1806 vom 1. Bataillon des 9. Regiments der Königlich Holländischen Infanterie unter Capitain Hoffmann besetzt. Die Norder Bürger hatten nun die 228 Besatzungssoldaten zu versorgen und ihnen Unterkunft zu bieten.[6][7] Schomerus hatte einen Offizier zu beherbergen und zu verköstigen.[8]

Um 1815 zog Schomerus in das gegenüberliegende Eckhaus, auf dem 20 Jahre später das bis heute erhaltenen Bau errichtetet wurde. Nachdem Enno 1824 starb, übernahm Johann Gerhard Schomerus das Geschäft, in dem schon zu Lebzeiten seines Vaters Raumnot herrschte. Er erwarb daraufhin (1834) für 6.500 Gulden das östlich des Gebäudes gelegene Haus von Uko Fiepkes Koolman, einem Bruder von Jan ten Doornkaat Koolman I., der hier ebenfalls eine Brennerei betrieb.[1][5]

Von 1834 bis 1835 erbaute Schomerus dann den bis heute bestehenden Bau unter Einbeziehung der beiden Vorgängerbauten. Dass es sich bei dem von ihm errichteten Bauwerk um ursprünglich zwei unterschiedliche Häuser handelte, ist noch heute an den unterschiedlichen Deckenhöhen erkennbar.[1] Seit 1840 lautete der Name dann Schwanen-Apotheke.[1][9] Im gleichen Jahr wurden auch die Apotheken der Familie Uven am Neuer Weg 23 in Adler-Apotheke und jene der Familie Hoffmann am Neuer Weg 8 in Hirsch-Apotheke benannt. Diese Namen haben sich bis heute erhalten, auch als Synonym für die Gebäude an sich.

1860 setzte sich Schomerus zur Ruhe und gab das Geschäft in die Hände seines Sohnes Johann Hermann Schomerus. Von diesem ging die Apotheke 1880 an Dr. Traugott Hartung, der sie wieder 1896 an Paul Stroomann verkaufte. Durch die Tätigkeit Stroomanns als Leiter des am 1. Januar 1890 gegründeten Städtischen Untersuchungsamtes für Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände, das Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände auf Unverträglichkeiten und Gefahren labortechnisch untersuchte, wurde die Apotheke auch Sitz dieses neuen Instituts, dessen Aufgaben später an das Gesundheitsamt übergingen.[10]

1912 bis 1934 führte Bernhard Harting die Apotheke, ehe er sie an die die aus dem Rheiderland stammende Familie Groneveld, die bis heute Eigentümer der Schwanen- und auch der Rats-Apotheke sind, verkaufte.[1] 1953 wurde die Apotheke grundlegend renoviert und umgebaut und erhielt dadurch ihr weitestgehend bis heute erhaltenes Aussehen.[11]

Nach der Fertigstellung des MediCenters im Jahre 2008 eröffnete die Schwanen-Apotheke dort einen Nebensitz unter gleichem Namen, der bis etwa 2017 bestand. Die heute dort befindliche Apotheke hat jedoch einen neuen Eigentümer und nennt sich schlicht Apotheke am Krankenhaus.

Beschreibung

Der zweigeschössige, klassizistische Ziegelsteinbau weist ein Walmdach und einen Zwerchgiebel auf. Die prachtvoll geschnitzten Oberlichter im Erdgeschoss und die Halbkreissprossenfenster im flachen Zwerchgiebel runden das ansehnliche Gesamtbild ab.

Das handgeschnitzte Sonnenmotiv am zur Osterstraße gewandten Giebel wurde 1835 von Peter Apts geschnitzt und dort eigenbaut. Apts hatte seine Werkstatt bei Steenbalgen.[12] Möglicherweise fertigte er auch das Sonnenmotiv am Giebel des Alten Gemeindebüros an, das in seiner Gestaltung dem der Schwanen-Apotheke sehr ähnelt.

Apotheker

Seit 1787 wirkten an der Apotheke folgende Apotheker:

Zeitraum Vollständiger Name
1787-1817 Enno Gerhard Schomerus
1817-1860 Johann Gerhard Schomerus
1860-1880 Johann Hermann Schomerus
1880-1896 Dr. Traugott Justus Eduard Hartung
1896-1912 Paul Stroomann
1912-1934 Bernhard Friedrich Harting
1934-1950 Ludwig Groeneveld
1950-1983 Geschwister Groeneveld
1983-1986 Joachim Jaeschke
1986-heute Dr. Ute Groeneveld-Hartwig

Galerie

Literatur

  • Canzler, Gerhard (1987): 200 Jahre Schwanenapotheke, Norden

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 80
  2. Cremer, Ufke (1938): Die Hausnummern Nordens im Jahre 1812, Norden, S. 1
  3. Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 192
  4. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 42
  5. 5,0 5,1 Canzler, Gerhard (1987): 200 Jahre Schwanenapotheke, Norden, S. 10
  6. Canzler, Gerhard (1987): 200 Jahre Schwanenapotheke, Norden, S. 17
  7. Canzler, Gerhard (1989): Handel und Wandel, Norden, S. 18
  8. Canzler, Gerhard (1987): 200 Jahre Schwanenapotheke, Norden, S. 17
  9. Cremer, Ufke (1955): Norden im Wandel der Zeiten, Norden, S. 39
  10. Verzeichnis über Die Anstalten zur technischen Untersuchung von Nahrungs- und Genußmitteln, S. 125ff.
  11. Canzler, Gerhard (1987): 200 Jahre Schwanenapotheke, Norden, S. 32
  12. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 79

Siehe auch