Enno Oldewurtel

Aus Norder Stadtgeschichte
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Enno Ludwig Oldewurtel (* 27. Januar 1814 in Sandhorst; † 7. Januar 1887 in Norden)[1] war ein Kaufmann, Ratsherr und Zichorienfabrikant sowie Mitbegründer der Reederei Frisia. Seine Fabrik wurde zur Keimzelle der späteren Zichorien-, Kaffeemehl- und Senffabrik Koch.

Leben

Oldewurtel wurde 1814 in Sandhorst bei Aurich als Sohn des Webermeisters Arend Ludwig Oldewurtel und seiner Frau Hilke Catharina, geb. Rosenboom geboren. Obwohl er dort nur eine rudimentäre Schulbildung genoss, wuchs in ihm früh der Entschluss, sich selbstständig zu machen. Mit gerade einmal 25 Jahren erhielt er in der Stadt Norden die Erlaubnis, in der Westerstraße eine Zichorienfabrik anzulegen und sich niederzulassen, "falls er die eheliche Verlobung mit der Jungfer Gertje Janshen (geb. 22.10.1819 im Raum Leezdorf) durch einen nachzuholenden Heirats-Consens verwirklicht und die Fabrik so anlegt und einrichtet, daß dadurch keine begründeten Klagen entstehen." Der Konsens wurde eingeholt, und aus der Ehe gingen die Söhne Enno Ludwig, Arend Ludwig sowie Tochter Emilie hervor.[2]

Vier Jahre später erwarb Oldewurtel für 505 Reichstaler ein Haus an der (Großen) Mühlenstraße. Bereits 1846 beschäftigte er im Durchschnitt zehn Arbeiter, die jährlich 400.000 Pfund rohe Zichorienwurzeln zu Kaffeeersatz verarbeiteten, angebaut wurden diese fast ausschließlich in der Ekeler Gaste. Nördlich des Ekeler Wegs erwarb er daher 1851 auch vier Diemat Land zum Preis von 1.100 Reichstalern und ein Jahr später ein Haus mit Garten an der Großen Mühlenstraße 25 für 1.200 Reichstaler.[2]

1854 wurde Oldewurtel als Bürgervorsteher auf sechs Jahre vereidigt. Bürgermeister Johann Hillern Taaks bezeichnete ihn seinerzeit als guten Mann, der sich jedoch gelegentlich bei der Wahl seiner Mittel vergreife und zu forschem Auftreten neige. Diese missliebige Charaktereigenschaft brachte ihm wenig später Ärger mit der königlich-hannoverschen Regierung sowie 1856 eine "Criminalstrafe wegen Hausfriedensbruch" ein, wodurch er auch sein Stimmrecht für die Wahl zur allgemeinen Ständeversammlung der Ostfriesischen Landschaft verlor. Dieses Privileg erhielt er jedoch 1857 zurück.[2]

1859 erhielt der leicht aufbrausende Oldewurtel "einen ernsten Verweis", weil er durch Preisgabe von Geheimnissen die Interessen seines hannoverschen Landesherrn geschmälert hatte. Als das Bürgervorsteherkollegium dann einen seiner beiden Senatoren neu zu wählen hatte, fielen die meisten Stimmen 1861 und wieder 1863 auf Oldewurtel, doch Hannover bestätigt seine Wahl deshalb nicht. Erst nach der dritten Wahl 1867 und einem eindringlichen, vertraulichen Brief des Bürgermeisters Taaks erfolgte die Bestätigung als unbesoldeter Senator auf Lebenszeit. Taaks hatte berichtet, daß Oldewurtels gute Seiten überwiegen würden: Er sei sehr treu und opferfreudig gegenüber seinen Freunden, habe einen bewunderungswürdigen weitblickenden Scharfsinn und eine richtige Kombinationsgabe. Für schriftliche Arbeiten nicht zu gebrauchen, bewältige er Sachen praktischer Art wie Leihhaus- und Sparkassensachen, Deich- und Sielangelegenheiten sowie Bausachen mit Leichtigkeit und Geschick. Er sei vernünftigen Vorstellungen zugänglich und immer pünktlich zu Stelle.[2]

Bei der Gründung der Industrie- und Handelskammer zu Norden am 2. November 1866 wählten die hiesigen Kaufleute Enno Oldewurtel zu ihrem Präsidenten. Zu dieser Zeit gab es in Norden 60 Fabriken verschiedenster Art. Die vier gleichzeitig gegründeten Handelskammern in Norden, Emden, Leer und Papenburg wurden durch Erlass allerdings bereits 1872 zu einer Kammer für Ostfriesland und Papenburg zusammengeschlossen. Oldewurtel blieb bis dennoch ihr Präsident und war ab 1873 Vollversammlungsmitglied.[2] Im Sommer 1871 gehörte Oldewurtel zudem zu den 23 Gründungsmitgliedern der Dampfschiffs-Rhederei Norden, die mit dem neu gebauten Stahldampfer Stadt Norden die Inseln Norderney und Juist versorgen wollte. Damit war er einer der Gründungsmitglieder der späteren Reederei Frisia.[2][3]

Mit 65 Jahren veräußerte Oldewurtel sein Haus und Garten mit Scheune in der Großen Mühlenstraße sowie die Zichorienfabrik in der Kleinen Mühlenstraße, um Am Markt 2 einen florierenden Getreide-, Land- und Jagdhandel zu eröffnen, mit dem er vornehmlich die deutschen Fürstenhöfe mit Wild belieferte.[2][4] Sein millionenschweres Erbe ging später in der Inflationszeit verloren.[2]

Einzelnachweise

  1. Beschreibung von Norden in der historischen Ortsdatenbank der Ostfriesischen Landschaft
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Basse-Soltau, Ursula (2007): Biographie des Enno Ludwig Oldewutel, veröffentlicht bei der Ostfriesischen Landschaft
  3. Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 160
  4. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 99

Siehe auch