Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland
Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland | |
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Basisdaten | |
Gründung | 25. Februar 1987 |
Auflösung | - |
Rechtsform | eingetragener Verein (e.V.) |
Hauptsitz | Am Bahndamm 4
26506 Norden |
Der Verein Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland e.V. (kurz: MKO) setzt sich für den Erhalt der ehemals öffentlichen Bahnstrecke der Ostfriesische Küstenbahn ein, die ab 1983 nach hundertjähriger Betriebszeit stillgelegt wurde. Die Strecke wird seitdem mit einer Museumseisenbahn für Sonderfahrten weitergenutzt, die am am Bahnhof Norden-KOF (kurz für: Bahnhof Norden-Küstenbahn Ostfriesland), einem eigenen Stellgleis am Norder Bahnhof starten.
Geschichte
Aufgrund rückläufiger Zahlen im Personen- und Güterverkehr legte die Deutsche Bundesbahn die 1883 eröffnete Bahnstrecke der Ostfriesischen Küstenbahn von Norden nach Esens zum 29. Mai 1983 still, die Strecke zwischen Dornum und Esens wurde wenig später abgebaut.[1] Sieben Eisenbahnfreunde, die sich für den Erhalt der Strecke zwischen Norden und Dornum stark machen wollten, gründeten daraufhin am 25. Februar 1987 den Verein Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland. Seitdem ist der Verein beim Vereinsregister Aurich eingetragen und als gemeinnützig anerkannt.
Die erste Sonderfahrt ließ nicht lange auf sich warten und wurde schon am Pfingstwochenende (7. und 8. Juni) des Jahres durchgeführt. Da der Verein zu diesem Zeitpunkt noch keinen eigenen Fuhrpark hatte, wurde auf einen sogenannten Umbauwagen des Typs Köf II zurückgegriffen. Die erste Fahrt des Vereins war ein voller Erfolg, es wurden rund 3.000 Fahrkarten verkauft, sodass bis Ende 1987 an drei weiteren Wochenenden entsprechende Fahrten angeboten wurden.
Mit der Köf 6152 (Typ Köf II) kam 1989 die erste eigene Lokomotive aus der Konkursmasse der Nordferro-Eisenschwammwerke in Emden zum Verein. Im gleichen Jahr konnte von der Deutschen Bundesbahn ein ausgemusterter Bauzugwagen übernommen werden, der nach seiner Restaurierung als Wagen 21 in Dienst gestellt wurde. Nachdem auch der Güterverkehrs auf der Strecke zwischen Norden und Dornum eingestellt wurde, konnte der Verein die Strecke sowie den bis dahin von der Bundesbahn genutzten Lokschuppen am Norder Bahnhof Norden pachten.
1990 konnte der Verein ein Umbauwagenpaar erwerben. Gleichzeitig wurde die Lok Köf 6152 nach erfolgter Hauptuntersuchung im Bahnbetriebswerk Emden nach Norden überführt, sodass erstmals seit Vereinsgründung ein eigener Zug zur Verfügung stand. Im weiteren Verlauf des Jahres konnten von der DB zwei weitere zur Verschrottung vorgesehene Bauzugwagen übernommen werden, die nach gründlicher Sanierung bis heute als Wagen 22 und 23 eingesetzt werden.
Der Landkreis Aurich konnte 1991 den Küstenbahnabschnitt zwischen Norden und Dornum von der Bundesbahn erwerben. Die Anrainergemeinden Norden, Hage, Großheide und Dornum kauften dem Landkreis die Strecke wiederum ab und verpachten diese seitdem an die MKO. Zwei Jahre später konnte von der Britischen Rheinarmee die Lok 2 erworben werden, die wiederum zur Hauptuntersuchung ins Bahnbetriebswerk Emden und am 12. Mai 1994 unter dem Namen Dornum in Betrieb ging.
Im Rahmen einer Ausbildungs- und Lernen-Maßnahme (A&L) für Jugendliche ohne Schulabschluss oder Berufsausbildung wurde 1996 neben der Renovierung des Lokschuppens in Norden auch das ehemalige und nur noch als Sockel vorhandene Stellwerk Nm wieder aufgebaut. 1997 erwarb der Verein eine von der Bundeswehr ausgemusterte Rangierlokomotive des Marinemunitionsdepots Aurich. Die Lok wrde im Folgejahr als Lok 3 unter dem Namen Norden in Betrieb genommen.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Großheide konnte am 15. April 2000 der seit den 1960er-Jahren stillgelegte Haltepunkt Westerende wieder eröffnet werden. Schließlich wurde im November desselben Jahres der 1999 von der DB in Emden übernommene Güterwagen der Verbandsbauart G 10 Karlsruhe 47 103 in den Bestand eingereiht. Der Wagen trägt seit der Indienststellung Werbung für das Norder Teehaus Onno Behrends. In seinem Inneren wurde ein Sechszylinder-Dieselmotor samt Generator mit einer Leistung von 75 kVA eingebaut, der in der kalten Jahreszeit Strom für die zugeigene Heizung sowie die Beleuchtung erzeugt.
Im Oktober 2003 konnte von der belgischen Staatsbahn NMBS/SNCB die der deutschen Baureihe V 60 baugleiche Lok Reeks 8062 erworben werden. Die Lok Dornum wurde im Oktober 2004 an die Eisenbahnfreunde Hasetal-Haselünne verkauft und am 31. Oktober dorthin überführt.
Von 2006 bis 2009 fanden im Streckenabschnitt zwischen Norden und Hage umfangreiche Bauarbeiten statt. Die neuen Ortsumfahrungen von Lütetsburg und Norden sorgten zum einen für eine teilweise Verlegung der Gleise, zum anderen für den Bau größtenteils signal- und schrankengesicherter Bahnübergänge, die manuell bedient werden müssen. In diesem Rahmen wurde auch der Haltepunkt Lütetsburg an der Küstenbahnstraße im Lütetsburger Forst wieder aufgebaut. Ende 2009 konnte zudem die Aufarbeitung und Wiederinbetriebnahme der aus Belgien beschafften Lokomotive abgeschlossen werden. Die notwendige Betriebsgenehmigung erhielt der Verein im Folgejahr, sodass die Lok am 16. Mai 2010 auf den Namen Dornum getauft werden konnte. Sie bekam die Betriebsnummer V 60 062. Ende 2010 führten auch die langjährigen Kaufverhandlungen mit der Deutschen Bahn AG als Nachfolger der Bundesbahn zum Erfolg, mit deren Abschluss die MKO Eigentümerin des Lokschuppens und ehemaligen Bahnwerksgeländes wurde.
2015 veräußerte die Mittelweserbahn die Lok V 662 an die MKO, die seit erfolgter Hauptuntersuchung im Wechsel mit der V 60 062 auf der Küstenbahnstrecke zum Einsatz kommt. Im Gegenzug wurde die bisherige Lok Norden an die Museumseisenbahn Bremerhaven-Bederkesa verkauft. Die Eisenbahninfrastrukturgesellschaft Aurich-Emden mbH (EAE) schenkte dem Verein den nicht mehr benötigten Klv 53-4737 mitsamt Anhänger.
2016 wurde der Verein nach vielen Jahren erstmals wieder Eigentümer eines neuen Güterzuges. Die Deutsche Bahn AG schenkte dem Verein zudem rund 4.500 nicht mehr benötigte Betonschwellen, die für den Streckenunterhalt auf der ehemaligen Küstenbahn nach und nach eingebaut werden sollen. Im Jahr 2017 konnte die Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland ihr 30-jähriges Jubiläum feiern. An der Feierstunde nahmen neben zahlreichen Mitgliedern auch Sponsoren, Partner und Vertreter aus Politik und Wirtschaft teil.[2]
Fahrzeugbestand
Der Fahrzeugbestand des Vereins umfasste im Jahr 2019 rund 30 Fahrzeuge in Normalspur. Betriebsfähig sind davon drei Diesellokomotiven, drei Güterwagen, drei Personenwagen sowie einige Baufahrzeuge. Die Lokomotiven werden in Norden wettergeschützt im denkmalgeschützten Lokschuppen (Am Bahndamm 4; Vereinssitz) untergestellt. Die beiden Lokomotiven der Baureihe V 60 kommen an Betriebstagen abwechselnd vor den Zügen auf der Küstenbahn zum Einsatz, alle weiteren Fahrzeuge können in den Sommermonaten während der Öffnungszeiten des Museums besichtigt werden.
Die regelmäßig zum Einsatz auf der Küstenbahn kommende Zuggarnitur besteht üblicherweise aus einer Lok V 60, dem Güterwagen G 10, dem gedeckten Güterwagen der Austauschbauart Glr Dresden 80001, den Wagen 22 und 23 sowie 21, der zur Hälfte zum Zugbistro umgebaut wurde.
Für Gleisbauarbeiten steht die Köf 6152 Helga, zwei Rottenkraftwagen vom Typ Klv 53, ein Zweiwegebagger sowie weitere Flach- und Güterwagen zur Verfügung.
Galerie
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Der heute vom MKO genutzte, alte Lokschuppen. Aufnahme vom 18. August 2013.
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Der vorgenannte Lokschuppen vom Bahngelände aus fotografiert. Aufnahme vom 27. Mai 2019.
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Aufnahme vom 12. September 2021.
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Aufnahme vom 12. September 2021.
Weiterführende Links
Einzelnachweise
- ↑ Daten zur Eisenbahnverbindung nach Norden / Norddeich und Sande, abgerufen am 1. Juni 2021
- ↑ Geschichte des MKO Norden, abgerufen am 2. Juni 2021
Quellenverzeichnis
- Kreuzmann, Jörg (2013): Geschichte der Küstenbahn, Eigenverlag, Norden