Hotel Zur Post

Aus Norder Stadtgeschichte
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Hotel Zur Post

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Basisdaten
Entstehungszeit 1904
Erbauer Wilhelm Tanke
Bauweise Hotel
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Am Markt 3

26506 Norden

Das Hotel Zur Post (seit 2022: AGLi Hotel) ist eines der ältesten Hotels im Stadtgebiet. Es befindet sich unmittelbar nordöstlich des Norder Marktplatzes. Während der Kaiserzeit trug es den Namen Hotel (zum) Kyffhäuser und seit 1919 schließlich Hotel Zur Post.[1] Der allseits bekannte Name ergab sich aus seiner unmittelbaren Lage am ehemaligen Postamt.

Das Hotelgebäude mit den ehemaligen Stall- und Scheunengebäude steht heute unter Denkmalschutz.[2] Nachdem es seit 2020 zum Verkauf stand, wurde es 2022 nach einer aufwendigen Renovierung unter neuem Namen (AGLi Hotel) als Low-Service-Hotel neu eröffnet.

Unmittelbar vor dem Hotelgebäude bestand sich seit 1950 eine kleine Tankstelle.[3][4] Diese ist jedoch längst nicht mehr existent.

Mündlichen Überlieferungen und Vermutungen zufolge soll sich im historischen Keller ein Zugang zu alten Geheimgängen befinden, die unterhalb des Marktplatzes verlaufen sollen. Bei Straßenbauarbeiten, vermutlich in den 1980er Jahren, wurde der Zugang, der in Richtung des Alten Friedhofs zeigte, jedoch zubetoniert.[5] Von solchen Geheimgängen berichtet auch die Geschichte der auf der anderen Seite des Marktplatzes befindlichen Alten Backstube.

Geschichte

Eine von der Polizei ausgehängte Übersichtsliste mit Trunkenbolden, denen die Wirte den Zutritt und Konsum verwehren mussten.

Das heutige Gebäude bzw. Grundstück Am Markt 3 (ähnlich wie bei Am Markt 2) umfasste ursprünglich zwei Grundstücke mit den früheren Hausnummern 4 und 5. Um 1900 wurden beide Grundstücke unter der Hausnummer 3 vereinigt.

Das im Kern aus dem Jahre 1739 stammende Hotel diente zunächst als Wohnhaus.[6] Ein Herbergsbetrieb ist seit dem 19. Jahrhundert, beginnend mit der Familie Sassen (ab 1837) nachweisbar. Damals nicht unüblich, entstand die Herberge bzw. der Gasthof Sassen aus einer Schankwirtschaft mit eigener Brauerei.[7][8]

Die heutige Fassade wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet. Der von Norderney stammende Gastwirt Wilhelm Tanke, seit ca. 1898[9] neuer Inhaber des Hotels, stellte dazu 1904 den Bauantrag. Unter Einbeziehung des von 1739 stammenden Bestandsbaus erweiterte er das Gebäude auf zwei Stockwerke, wodurch er sieben Fremdenzimmer sowie eine neue Küche mit Nebenräumen gewann.[7] Hinter der Fassade verbirgt sich auch heute noch die historische Fassade aus der Anfangszeit des Gebäudes.[1] Tanke nannte seine Gastwirtschaft nun Hotel (zum) Kyffhäuser.[7] Der Kyffhäuser ist ein kleines Mittelgebirge südlich des Harzes. Noch heute tragen viele Hotels in Deutschland einen solchen oder ähnlichen Namen. Sie entstanden im Zuge der deutschen Nationalstaatsbewegung und nehmen Bezug auf das von 1890-1896 zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. errichtete Kyffhäuserdenkmal.

Aufgrund der unmittelbare Lage zur Post ist es nicht verwunderlich, dass das Hotel lange Zeit auch als Posthalterei sowie als Ausspannwirtschaft betrieben wurde. Der Beruf des Posthalters entstammt der Zeit, als es noch keine motorisierte Post gab. Posthalter hielten Postpferde, später auch Kutschen und stellten diese nach vertraglichen Vereinbarungen der Post zum Pferde- und Wagenwechsel zur Verfügung. Tatsächlich wurde je ein Nebengebäude als Scheune und als Stallgebäude errichtet.[6] Ausspannwirtschaften boten Unterstellmöglichkeiten für Pferde und Kutschen. Noch heute spricht man synonym beim Ausspannen von einem Urlaub bzw. Erholungsausflug.

Derweil erwies sich der Betrieb als wenig rentabel. Jacobus ten Doornkaat Koolman, Inhaber der Brauerei Doornkaat in Westgaste, erwarb das Gebäude und verpachtete es zunächst an einen Mann mit Nachnamen van der Zee, später an einen Wirt namens Akkermann. Beide konnten keinen durchschlagenden Erfolg verbuchen, sodass das Hotel im Jahre 1919 zwangsversteigert werden musste. Der neue Besitzer Carl Oltmanns benannte das Hotel nun in Hotel Zur Post um und erwarb sich einen herausragenden Ruf, musste es jedoch krankheitsbedingt wenig später verpachten.[7]

Von 1964[7] bis 1982[10] führten die Gebrüder Rinke das Haus. Da sich für das Gebäude auch bis 1984 kein Käufer fand, verfiel es zusehends, konnte jedoch vom Arbeitskreis für Stadterhaltung und -erneuerung vor dem Abriss gerettet werden. In weitestgehender Eigenarbeit und mithilfe öffentlicher Gelder konnte es nachfolgend restauriert werden. Der Arbeitskreis pachtete das Gebäude für fünf Jahre und richtete ein Restaurant, ein Hotel und ein Café ein. Nach Ablauf der Fünf-Jahresfrist wurde das nun denkmalgeschützte Gebäude an Sigrid Mahnke verkauft.[7]

Bis mindestens 2011 befand sich in einem Nebengebäude eine Boutique namens Das Lila Haus, benannt nach der entsprechenden Fassadenfarbe.

Letztmalig wurde das Hotel im Jahre 2018 renoviert. Ab 2020 stand es zum Verkauf, der Kaufpreis wurde vom Inhaber Bernd Fuhrmann und dessen Ehefrau aus Lütetsburg anfänglich auf etwa eine Million Euro festgesetzt, das Gebäude letztlich für etwa 800.000 Euro verkauft.[6] Bis 2022 wurde es aufwendig renoviert sowie saniert und nachfolgend unter neuem Namen (AGLi Hotel) als Low-Service-Hotel wiedereröffnet.

ehem. Nr. 4

Als erster Besitzer - ohne Angabe eines Datums - wurde Peter Willms Brauer, der auch schon im Zusammenhang mit Am Markt 1 und Am Markt 2 genannt wird - erwähnt. Brauer hatte das Haus Nr. 4 geerbt. Nach seinem Tode wurde sein ältester Sohn, Willm Peter Brauer, Erbe des Hauses. Dafür zahlte er seinen Geschwistern am 19. Oktober 1772 insgesamt 3.500 Gulden. Aus den Unterlagen jener Zeit über die Hausbeschreibung wird ersichtlich, dass die Gebäude 4 und 5 schon damals eine Verbindung zueinander hatten.[11]

Bereits im 18. Jahrhundert befand sich in dem Haus eine Brauerei. Aus dieser wiederum entstand eine Schankwirtschaft.[11] Dies war üblich, gab es damals doch eine außerordentlich hohe Anzahl an Brauereien (allein 4 rund um den Marktplatz), doch produzierten die Norder Brauereien überwiegend für den Eigenbedarf und nicht den Handel bzw. externen Verkauf. Bedeutende Ausnahmen stellten die Brauerei Doornkaat und die Brauerei Beck dar.

1837 wurde Hillert Sassen Besitzer des Hauses und übte das gesetzliche Eigentumsrecht für seine Ehefrau Siebentje Catharina Sassen, geb. Richter aus. Der Gasthof Sassen machte sich rasch einen guten Namen. Die Familie war noch bis Ende des 19. Jahrhunderts (seit 1887 mit Gretje Sassen) Eigentümerin des Hauses, ehe sie das Gebäude gegen Ende des 19. Jahrhunderts an Wilhelm Tanke verkauften.[12]

ehem. Nr. 5

In dem Haus Nr. 5, welches in den alten Unterlagen auch als Mittleres Haus bezeichnet wurde[11], wohnte vor 1627 Dietrichen Ludolffs. Erst reichlich 100 Jahre später, 1722, findet sich der Name des nächsten bekannten Eigentümers: Jacob Jansen Risdecks. In einer Erbauseinandersetzung erhielt Anthony Willems Brauer Haus und Grund für 900 Gulden. Gemäß seines Testament wurden seine Schwägerin Trientje Brauer und deren fünf Kinder am 23. April 1772 neue Eigentümer. Aus dem Erblass erhielt ebenfalls die Norder Mennonitengemeinde einen Betrag von 200 Gulden zu Händen des Predigers.[12]

Am 19. Oktober 1772 werden Johan Diedrich Böse und Antje Peters Brauer Erben des Hauses. Die vorgenannte Trientje Brauer vermachte diesen ihren Teil, sodass sie Alleineigentümer wurden. Nach dem Tode des Ehepaars geht das Eigentümer auf die gemeinsamen Kinder Catharina Böse und Catharina Elisabeth Böse über. In der Erbteilung vom 16. August 1800 erhielt Sophia Catharina Böse den Besitz dann als alleiniges Eigentum.[12]

1837 wurde, wie auch in dem anderen Haus, das Ehepaar Sassen neue Hauseigentümerin.[12]

Beschreibung

Das Hotel Zur Post beherbergte insgesamt 16 Zimmer mit eigenem Badezimmer. Der Frühstücksraum im Erdgeschoss bot Platz für ca. 42 Personen und bestand aus zwei Räumen mit einer Größe von ca. 57 m², welche durch eine Glastürwand getrennt waren. Die urige Gaststube mit einer Größe von ca. 56 m² wurde mit einem nostalgischen Kamin sowie Holzdielen eingerichtet.

Die Küche war komplett gefliest und bestand aus der Teeküche, einer Abwaschküche und einem Abstellraum mit Heizung und Seitenausgang. Ein Besprechungsraum mit angrenzendem Büro sowie Herren und Damen Toiletten, befanden sich ebenfalls im Erdgeschoss. Im Obergeschoss war ein weiterer Seminarraum sowie ein Fernsehzimmer vorhanden.

Am Nebengebäude wurde ein Carport errichtet, wo Platz zum Abstellen von 4-5 Fahrzeugen vorhanden war. Weiterhin war hier ein Abstellraum untergebracht. Im Obergeschoss befand sich eine Ferienwohnung mit zwei Bädern.

Trivia

Das Hotel war über die Jahre hinweg ein beliebtes Versammlungsziel für örtliche Vereine. So kehrten hier regelmäßig die Funker von Norddeich Radio ein. Die einliegende (Raucher-)Kneipe war zudem Gründungslokal des PSV Norden.[13]

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Internetseite des Hotels Zur Post, abgerufen am 13. April 2021
  2. Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 10. November 2021
  3. Haddinga, Johann (2001): Norden im 20. Jahrhundert, Norden, S. 62
  4. Canzler, Gerhard (1994): Norden. Museen im Alten Rathaus, Norden, S. 32
  5. Auf Abenteuer mit Tim von Lindenau: Geheimgang „Zur Post“ in Norden, abgerufen am 14. April 2021
  6. 6,0 6,1 6,2 Verkaufsinserat auf Immobilienscout24.de, abgerufen am 13. April 2021
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 7,5 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 190
  8. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 28
  9. Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 26
  10. Stadt Norden (1982): De Utrooper. Veranstaltungskalender und andere Informationen für die Gäste des Nordseebades Norden-Norddeich, Norden, S. 61
  11. 11,0 11,1 11,2 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 27
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 Schreiber, Gretje (1992): Der Norder Marktplatz und seine Geschichte bis heute, Aurich, S. 29
  13. Internetseite des Postsportvereins Norden, abgerufen am 18. März 2021

Siehe auch