Weißes Haus

Aus Norder Stadtgeschichte
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Weißes Haus

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Basisdaten
Entstehungszeit vor 1712
Erbauer unbekannt
Bauweise 1999 abgebrochen
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Neuer Weg 79

26506 Norden

Das Weiße Haus war eine historische Gaststätte am Neuen Weg 79, die 1999 für Neubauten der Sparkasse Aurich-Norden abgebrochen wurde.

Geschichte

Das Weiße Haus dürfte zu den ältesten Gaststätten in Norden gehört haben. Bis um 1830 trug die Gaststätte noch den Namen Zum güldenen Hasen bzw. Güldener Hase. Der Name tauchte erstmals in einer Urkunde am 4. Februar 1712 auf.[1][2] Zu dieser Zeit - oder zumindest im 18. Jahrhundert - gehörte die Gaststätte einem Bierbrauer Rykena, der sie an den Gastwirt Rüstmann verpachtet hatte. Später ging das Anwesen in den Besitz des Posthalters Friedrichs über. Als weiterer Besitzer wird ein Mann namens Bogena genannt.[1]

Der neue Gastwirt Friedrichs benannte die Gaststätte in Weißes Haus um. Über die Namenherkunft des Hauses gibt es folgende Erklärung: Während alle anderen Norder Gaststätten bei Einbruch der Dunkelheit schlossen, war das Weiße Haus auch zur Nachtzeit noch bereit, Reisende aufzunehmen. Um für die Ortsunkundigen besser erkennbar zu sein, strich man es weiß. Auch in anderen Orten in Ostfriesland gab es ein Weißes Haus, weshalb diese Erklärung sehr plausibel erscheint.[2]

Wegen der großen Stallungen, die seinerzeit die größten in Ostfriesland waren, war die Gastwirtschaft besonders auch bei den Bauern des Umlandes beliebt, da sie genug Platz bot, um die Pferde und Kutschen unterzustellen.[3][4] Im Jahre 1900 wurde in diesen Stallungen eine sehr große Anzahl von Pferden zusammengezogen, die für die Weltausstellung in Paris bestimmt waren und dort die ostfriesischen Zuchtpferde repräsentieren sollten.[4]

1919 erwarb der Gastwirt Hermann Heeren das Gebäude, der noch bis in die 1920er Jahre die für eine Ausspannwirtschaft typischen Pferdestallungen vorhielt, ehe diese im Zuge des aufkommenden Kraftfahrzeugverkehrs verschwanden. Der Haupttag war stets der zweite Tag des Pfingstmarktes. In den Aufzeichnungen Heerens wurden an diesem Tag im Jahre 1919 insgesamt 102 Pferde gezählt. Durch die zunehmende Motorisierung verringerte sich diese Zahl jedoch im Laufe der Jahre und sank bis 1929 auf 16, bis 1937 schließlich kein Pferd mehr untergestellt wurde.[3]

Seit 1926 war die Gastwirtschaft schließlich keine Posthalterei mehr.[2] Damit war sie die letzte in diesem Bezirk.[1] In dieser Zeit erhielt die Lokalität den Namen Jever-Faß und verlor nachfolgend wohl auch ihre weiße Fassade durch einen neuen Anstrich.[5] Später wurden die Stallungen abgebrochen und durch Einzelgaragen ersetzt.[4]

Nach dem Tode Heerens übernahmen dessen Kinder Martin und Hanna die Gaststätte und modernisierten sie im Stile des damaligen Zeitgeistes.[4] Zu Beginn der 1970er Jahre wurde das Lokal zu einem von mehreren Drehorten des 1973 veröffentlichten Erotikfilms Der Ostfriesen-Report: O mei, haben die Ostfriesen Riesen.

Bis zu ihrem Abbruch hatte die Gaststätte den Namen Akropolis und war ein griechisches Restaurant.[2] Dies blieb so bis das Gebäude in den Besitz der Sparkasse Aurich-Norden kam. Diese ließ das Gebäude 1999 abbrechen und von 2000 bis 2001 durch einen Neubau ersetzen.[5] Einige Zeit befand sich dann hier das Teppichhaus Kretzmer. Mittlerweile ist in dem Komplex, zu dem auch die Anschriften Neuer Weg 79 A und B zählen, eine auf den Immobilienmarkt spezialisierte Außenstelle der Sparkasse ansässig,

Galerie

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 69
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 136
  3. 3,0 3,1 Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 46
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden (1973): Chronik. 70 Jahre Wirteverein für Stadt und Landkreis Norden, Norden, S. 70
  5. 5,0 5,1 Dorsch, Thomas / Wenz, Martin (2003): Norden / Ostfriesland. Denkmalpflegerische Zielplanung für Osterstraße und Neuen Weg, Hameln, S. 39

Siehe auch