Haus Netheim

Aus Norder Stadtgeschichte
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Haus Netheim

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Basisdaten
Entstehungszeit 1912
Erbauer Julius Netheim
Bauweise Ziegelsteinbau
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Neuer Weg 102

26506 Norden

Das Haus Netheim ist ein 1912 vom Kaufmann Julius Netheim erbautes, unter Denkmalschutz stehendes Wohn- und Geschäftshaus auf dem Neuen Weg.[1][2]

Geschichte

Netheim richtete hier einen Landhandel (Getreide, Futter, Düngemittel) ein und ließ das Dach bereits im Folgejahr verändern sowie durch eine Gaube ergänzen.[2][3]

Wahrscheinlich infolge der wirtschaftlichen Sanktionen gegen die jüdische Bevölkerung geriet die Familie Netheim in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre in wirtschaftliche Schwierigkeiten.[4][5] Mit Datum vom 20. Januar 1938 wurde das Gebäude daher an den Schuhmacher Hillert Hillebrands verkauft, der sein Geschäft bis dahin (seit 1933) in einem Anbau im Nachbarhaus (Neuer Weg 101) hatte und Ende 1937 bei einem Gespräch unter Nachbarn zufällig von dem geplanten Verkauf erfuhr.[5]

Die Familie Netheim zog daraufhin aus, blieb aber offenbar vorerst in Norden. Als die ostfriesischen Juden dann vor dem Einmarsch der Wehrmacht in den Niederlanden aus Ostfriesland vertrieben wurden, musste das Ehepaar Netheim im März 1940 zu Julius’ Schwester Paula nach Ottbergen umziehen und wurde von dort zusammen mit den anderen dort lebenden Angehörigen im Juli 1942 nach Auschwitz transportiert.[4][6] 1943 wurde er im KZ Theresienstadt ermordet.[7]

1958 wurde die historische Fassade im Erdgeschoss durch den Einbau einer Schaufensteranlage denkmalpflegerisch entwertet.[2] Fünf Jahre später (1963) erwarb Friseurmeister Wilhelm Temme das Gebäude von der Familie Hillebrands und verlegte seinen Salon hierher.[8]

Galerie

Einzelnachweise

  1. Liste der Baudenkmale in Norden, abgerufen am 11. November 2021
  2. 2,0 2,1 2,2 Dorsch, Thomas / Wenz, Martin (2003): Norden / Ostfriesland. Denkmalpflegerische Zielplanung für Osterstraße und Neuen Weg, Hameln, S. 47
  3. Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Norden auf Alemannia Judaica, abgerufen am 30. April 2022
  4. 4,0 4,1 Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 48f.
  5. 5,0 5,1 Angaben des Nachkommen Hillert Hillebrands (E-Mail vom 6. Juli 2022)
  6. Die Kaufmannsfamilie Netheim in Ottbergen und Höxter, abgerufen am 3. Dezember 2021
  7. Gödeken, Lina (2000): Rund um die Synagoge in Norden. Die Geschichte der Synagogengemeinde seit 1866, Aurich, S. 48
  8. Angaben des Nachkommen Hillert Hillebrands (E-Mail vom 18. Juli 2022)

Siehe auch