Linteler Mühle
Linteler Mühle | |
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Basisdaten | |
Entstehungszeit | 1910 (vor 1530) |
Erbauer | Ubbo Johann Schipper |
Bauweise | Galerieholländer (Bockwindmühle) |
Erhaltungszustand | 1938 demontiert |
Genaue Lage | Linteler Straße 42
26506 Norden |
Die Linteler Mühle war ursprünglich eine Bockwindmühle in Ostlintel. Nach einem Brand im Jahre 1908 wurde sie als Galerieholländer wiedererrichtet. Sie gilt als die zweitälteste bekannte Mühle im Stadtgebiet nach der Ekeler Mühle und wurde wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit und Erkrankung des Müllers 1932 zwangsversteigert, demontiert und später in Leer wieder aufgebaut. Der Name existierte als im Müllerhaus befindliche Gaststätte weiter.
Geschichte
Die Linteler Mühle wurde vom Kloster Marienthal als hölzerne Bockwindmühle errichtet. Nach der Säkularisierung (Verweltlichung) des Klosters im Zuge der Reformation wurden dessen Besitztümer von Graf Enno II. beschlagnahmt, wodurch auch die Mühle in den Besitz der ostfriesischen Grafen kam. Enno II. überschrieb sie jedoch dem Gasthaus, an das der Pächter der Mühle eine jährliche Erbpacht von 29 Gulden zahlen musste.[1][2] Zum 14. Januar 1568 vermachte Gräfin Anna die Linteler Mühle dem Ulrichsgymnasium, damit sich die Schule mit den Einkünften aus dem Betrieb der Mühle finanzieren kann.[3]
Auch nach der Übernahme durch die Schule wurde die Mühle weiterhin verpachtet, der Erlös kam der Schule fortan lange Zeit zugute.[3] Dadurch erheilt sich die Linteler Mühle, im Gegensatz zu den anderen Kornmühlen der Stadt, die ab dem 17. Jahrhundert dem Grafenhaus unmittelbar gehörten, das Privileg faktisch eine Privatmühle bleiben zu können.[4] Das heißt, es musste keine jährliche Gebühr (Windgeld) an die Grafen gezahlt werden.
1720 wurde die Mühle an die Eheleute Cirk Janssen und Bauke Lübben verkauft. Die mit dem Kauf übernommenen Mühlenlasten (Steuern und sonstige Abgaben) von jährlich 29 Gulden und 9 Stübern ließ man dem Gasthaus zukommen.[3] 1724 wird ein Arend Schwitters als Müller genannt.[5] In der Zeit um 1746 tritt ein Abraham Huberts als Müller in Lintel in Erscheinung, der sich drei Esel in der Nähe der Mühle hielt und so wohl zur Entstehung des Straßennamens Eselspfad beigetragen hat.[6] Um 1856 wird ein Müller namens genannt F. Warntjen genannt.[7]
Nach dem Brand der Ständermühle am 8. September 1908, ausgelöst durch heftige Winde, durch die die Mühle heiß lief, wurde sie 1910 von Ubbo Johann Schipper als Holländerwindmühle mit Windrose und Jalousie wieder aufgebaut.[5] Zuvor soll ein Eberhard ter Haserborg, Sohn eines Müllers aus dem Raum Weener, Besitzer der Mülle gewesen sein.[8] Die Höhe des neuen Mauerwerkes betrug nun von der untersten Türschwelle bis zur Oberkante Galerie 9,90 Meter und die Länge der Mühlenflügel 22 Meter.[9] Schipper ließ die Mühle für 18.135 Mark versichern.[10]
Zur aushilfsweisen Unterstützung des Triebwerkes der Mühle hatte Schipper 1925 eine Dieselanlage angelegt. Doch bereits 1930 konnte er den Betrieb jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht weiter führen, sodass die Mühle 1932 zwangsversteigert und letztlich 1938 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit demontiert wurde.[11] Die Versicherung für die Mühle bestand bis zum 1. Juli 1937 fort.[12] Die Einzelteile der Mühle erwarb ein Müller aus Leer, der sie dort wieder aufbaute.[13]
Noch viele Jahrzehnte nach der Schließung bestand eine Gaststätte im alten Müllerhaus fort, das ebenfalls den Namen Linteler Mühle trug und unter anderem Stammkneipe des VfB Norden war. Auch nach Schließung des eigentlichen Gastbetriebs wurde in der Gaststätte noch viele Jahre vor allem Trauergesellschaften bewirtet.
Galerie
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Die alte, hölzerne Bockwindmühle in der Zeit um 1905.
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Ansicht aus der Zeit um 1905.
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Aufnahme aus der Zeit vor 1910.
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Aufnahme aus der Zeit um 1910.
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Die nun als Galerieholländer neu errichtete Linteler Mühle in der Zeit um 1910.
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Das alte Müllerhaus, heute eine nur noch vereinzelt genutzte Gastwirtschaft - Aufnahme vom 8. August 2022.
Einzelnachweise
- ↑ StAA, Rep. 15, Nr. 9793
- ↑ Schreiber, Gretje (2017): Der Norder Hafen. Geschichte, Schifffahrt und Handel, Aurich, S. 77
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 16f.
- ↑ StAA, Rep. 6, Nr. 3161 und Rep. 6, Nr. 454
- ↑ 5,0 5,1 Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 147
- ↑ StAA, Rep. 6, Nr. 3399
- ↑ Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 36
- ↑ ter Haserborg, Jan Luiken (2020): Erinnerungen, Göttingen, S. 20
- ↑ StAA, Dep. 71, Nr. 51
- ↑ Eintrag im Verzeichnis der Mühlenbrandsozietät, abgerufen am 30. September 2021
- ↑ StAA, Dep. 71, Nr. 51, Dep. 71, Nr. 9, S. 80
- ↑ StAA, Dep. 71, Nr. 387
- ↑ Schreiber, Gretje (2012): Mühlengeschichten in und um Norden, Manuskript