Gräfin-Theda-Schule

Aus Norder Stadtgeschichte
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Gräfin-Theda-Schule

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Basisdaten
Entstehungszeit 1911-1912
Erbauer Stadt Norden
Bauweise Ziegelsteinbau
Entwidmung 1970
Erhaltungszustand erhalten
Genaue Lage Gartenstraße 1

26506 Norden

Die Gräfin-Theda-Schule war von 1912 bis 1927 eine ausschließlich Mädchen vorbehaltene Höhere Töchterschule und anschließend bis zum Neubau des Schulzentrums Ekel eine Mittel- bzw. Realschule ohne Geschlechtertrennung. 1980 wurde der eigentliche Schulbetrieb verlagert und das Gebäude nur noch als Außenstelle für das unter Raumnot leidende Ulrichsgymnasium genutzt. Seit 1996 befindet sich hier unter anderem die Kreismusikschule, eine Einrichtung des Landkreises Aurich zur Förderung der Musik.

Geschichte

Die Gründung der Gräfin-Theda-Schule geht zurück auf die Überlegung zur Einrichtung einer Schule für höhere Mädchenbildung. Das Ulrichsgymnasium war seinerzeit nur Jungen vorbehalten, Mädchen war es daher unmöglich, einen gleichgelagerten Schulabschluss zu erlangen. So gründeten Norder Bürger bereits im Jahre 1850 eine Höhere Töchterschule in der Neuweger Schule. 1873 wurde die bis dahin privat betriebene Schule von der Stadt Norden übernommen und an wechselnden Standorten weiterbetrieben.[1]

Nach langer Planung wurde von 1911 bis 1912 der Neubau des Schulgebäudes an der Gartenstraße verwirklicht und dieser am 17. April des Jahres eingeweiht.[2][3] Die Schule wurde zu Ehren von Theda Ukena benannt. Theda war durch Heirat mit Ulrich Cirksena zur Gräfin von Ostfriesland aufgestiegen. Ein gemeinsamer Sohn Sohn war der spätere Graf Edzard, der als Edzard der Große in die ostfriesische Geschichte einging.[3] Unklar ist, warum Theda als Namenspatronin gewählt wurde, wo doch beispielsweise Gräfin Anna, anders als Theda, maßgeblichen Anteil am Ausbau eines ostfriesischen Schulsystems hatte. Möglicherweise ging man damals noch irrigerweise davon aus, dass das Ulrichsgymnasium nach ihrem Mann benannt wurde und wollte daher die Gleichstellung der Schule mit dem Gymnasium betonen.

Dieses Gebäude, seinerzeit schon mit einer Warmwasserheizung ausgestattet, erhielt neben einer ausreichenden Zahl von Klassenräumen eine Aula und sogar eine eigene Turnhalle. Dies galt für die damalige Zeit als außergewöhnlich fortschrittlich.[4]

Die Schülerinnen kamen nicht nur aus Norden, sondern auch dem Umland und sogar von den ostfriesischen Inseln. Das hatte zur Folge, dass viele von ihnen in Pensionen oder bei Privatleuten im Stadtgebiet untergebracht waren, vor allem im sogenannten Mädchenpensionat Reins an der Westerstraße.[5] Noch in den 1920er Jahren war es üblich, dass die Schülerinnen Schulmützen trugen, die unterschiedliche Bänder aufwiesen und jährlich wechselten.[6]

Vom Herbst 1920 bis 1931 nutzte die Ackerbauschule einige Räume der Gräfin-Theda-Schule für ihren Unterricht, da in ihrem ursprünglichen Gebäude seit 1919 die Ländliche Genossenschaftsbank eingezogen war.[7] Seit 1928 war auch Mädchen das Ablegen der Reifeprüfung (Abitur) am Norder Gymnasium möglich.[8] Dies war zurückzuführen auf die Umwandlung der Schule von einer Höheren Töchter- bzw. Mädchenschule zu einer Mittelschule, wodurch die Geschlechtertrennung an beiden Schulen aufgehoben wurde. Die Umwandlung der Schule war jedoch erst 1930 abgeschlossen.[6]

Gleich am ersten Tag nach den Sommerferien 1939 mussten Schüler und Lehrer eine Luftschutzübung abhalten.[9] Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde der Schulbetrieb vorläufig eingestellt, jedoch bereits am 18. September 1939 wieder aufgenommen. Da in vier Klassenräumen im Erdgeschoss bereits am 6. September ein Lazarett eingerichtet wurde, musste der Unterricht im Lehrerzimmer und in den Räumen im 1. Obergeschoss stattfinden, zwei weitere Räume wurden seit dem 20. Dezember des Jahres vom Führungsstab der Flakstellungen genutzt. Der Schulunterricht bestand während des Krieges vielfach aus Propagandaunterricht, so wurde etwa am 19. Februar 1940 ein Film mit dem Titel Feldzug in Polen gezeigt. In den Wintermonaten fiel der Unterricht oftmals wegen Kohlemangels aus, Teile der Lehrerschaft (u.a. der Direktor selbst) wurden zum Kriegsdienst einberufen.[10] Die Turnhalle wurde ab 1938, wie auch die Sielturnhalle, für Lagerungszwecke (Getreide und Kartoffeln) umfunktioniert.[11] Zudem wurden Teile der Schule auch für eine Kunstausstellung regionaler Künstler genutzt, die für etwas Zerstreuung in den schweren Jahren sorgen sollten.[12]

Nach Kriegsende kam es, bedingt durch einen Zuzug einer Vielzahl von Vertriebenen und Flüchtlingen aus den (ehemaligen) deutschen Ostgebieten zu einem starken Anstieg der Schülerzahlen. Besuchten 1944 noch gut 200 Kinder die Schule, waren es um 1950 bereits über 400.[13]

Nach Kriegsende wurde die Turnhalle zur Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen genutzt und erst 1949 wieder für Sportzwecke freigegeben. Der Boden war jedoch abgängig, sodass die Halle zunächst von Norder Sportlern in Eigenleistung umfassend - aber spartanisch - renoviert werden musste.[11]

Zu Beginn der 1950er Jahren wurde das bei Weitem über seine Kapazitäten kommende Gebäude um einen Anbau erweitert. In diesem befindet sich heute das Medienzentrum. Ein vollständiger Neubau war jedoch unbedingt erforderlich.[13] Die Raumnot vergrößerte sich derart, dass der Unterricht an weiteren Standorten im Stadtgebiet abgehalten werden musste, so etwa im Saal des Altes Feuerwehrhaus, der Baracke an der Schulstraße oder sogar in einer Baubude nahe des Friedhofs.[14] Das Vorhaben scheiterte jedoch lange an der Finanzierung in Angesicht der klammen Stadtkasse. 1965 wird aus der Mittelschule eine Realschule.[4]

1967 erklärte sich schließlich der Landkreis Norden bereit, die Kosten für einen Neubau zu übernehmen. 1969 wurde mit dem Bau des Schulzentrum Ekel begonnen. Die feierliche Einweihung fand am 11. Februar 1970 statt.[15] Zu dieser Zeit war der bekannte Norder Heimatforscher Gerhard Canzler Direktor der Schule. Kurze Zeit später wurde der den Namen tragende Schriftzug an der Gebäudemauer entfernt, der sich aber mitterweile wieder an seinem angestammten Platz befindet.[16] Von 1974 bis 1980 befand sich in der Schule die Orientierungsstufe II, die ab dann in das Ekeler Schulzentrum verlegt wurde, da das an seine Kapazitäten kommende Ulrichsgymnasium eine Nutzung der Räumlichkeiten für eigene Zwecke beantragte.[17]

Nachnutzer wurde der Landkreis Norden, ab 1977 der Landkreis Aurich. Seit 1996 befindet sich hier die Musikschule (zuvor seit 1992 in der ehemaligen Ackerbauschule), deren breit gefächertes Angebot hunderten Schülern zugänglich gemacht wird. Es umfasst unter anderem eine musikalische Früherziehung für Kinder ab viereinhalb Jahren, Grundkurse für die Erst- und Zweitklässler, Instrumentalunterricht für Streich-, Blas- und Tasteninstrumente sowie Gitarre, Gesang und Schlagzeug.[18]

Im Juni 2010 stifteten zehn Schulabgänger des Abschlussjahrgangs 1950 der Schule ein von einem Norder Künstler gemaltes Bildnis von Gräfin Theda, um die Erinnerung an sie als Namensgeberin der Schule zu bewahren.[19]

Schuldirektoren

Zeitraum Vollständiger Name
1873 - ??? Hermann Jungk
vor 1921 bis nach 1930 Reinhold Schröter
??? - ??? Jan Reck
1966 - 1970 Gerhard Canzler
??? - ??? Manfred Schilter

Schülerzahlen

Schuljahr Anzahl
1912 165
1927 218
1944 ca. 200
1950 über 400
1965 510
um 1967 ca. 700
1969 673

Galerie

Weiterführende Links

Literatur

  • Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 103-120

Einzelnachweise

  1. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 103
  2. Brückner, Annemarie / Gerdes, Edo (1984): So war es damals. Bilder aus dem alten Norden, Leer, S. 109
  3. 3,0 3,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 106
  4. 4,0 4,1 Geschichte der Gräfin-Theda-Schule, abgerufen am 14. Mai 2021
  5. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 107
  6. 6,0 6,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 108
  7. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 129
  8. Internetseite des Ulrichsgymnasiums Norden, abgerufen am 15. April 2021
  9. Haddinga, Johann (1995): Kriegsalltag in Ostfriesland, Norden, S. 19
  10. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 110
  11. 11,0 11,1 Ocken, Ihno (1996): Entstehung und Entwicklung des Sports in der Stadt Norden, Norden, S. 41
  12. Haddinga, Johann (1995): Kriegsalltag in Ostfriesland, Norden, S. 148
  13. 13,0 13,1 Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 112
  14. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 113
  15. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 116
  16. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 120
  17. Canzler, Gerhard (2005): Die Norder Schulen, Weener, S. 166
  18. Beschreibung der Musikschule in Norden, abgerufen am 14. Mai 2021
  19. Online-Bericht der Ostfriesen Zeitung vom 17. Juni 2010, abgerufen am 14. Mai 2021

Siehe auch