Straßenbeleuchtung
Eine Straßenbeleuchtung erhielt die Stadt Norden erstmals im Jahre 1838. Bis dahin lag die Stadt zur Nachtzeit buchstäblich im Dunkeln. Betrieben wurden die Lampen zunächst mit Öl, größtenteils sogar Rapsöl, welches von einem eigens angestellten Laternenanzünder allabendlich entzündet wurde. Später wurde die Beleuchtung mit Petroleum sichergestellt, ehe man auf Stadtgas und schließlich auf Strom umstellte. Das Aufkommen der Fernzündung führte dann auch zum Ende der manuellen Entzündung.
Geschichte
Lange Zeit war es in Norden vorgeschrieben, dass jeder Bürger bei Dunkelheit eine aktive Handlampe mit sich zu führen hatte. Tat man dies nicht, galt man als Strolch, Herumtreiber oder lichtscheues Gesindel und lief somit Gefahr, von der Stadtwache verhaftet zu werden.[1] Mit dem Aufkommen von Stadtgas wurde zunächst 1824 in London das Unternehmen Imperial-Continental-Gas-Association, mit dem Ziel, alle europäischen Großstädte mit Gas zu beleuchten, gegründet. Hierfür wurde das Gas aus Kohle in Gaswerken gewonnen und durch ein Rohrnetz zu den Straßenlaternen (Kandelabern) geleitet. Dieses Gaslicht wurde in Dresden 1828 eingeführt.[2]
1830 machte erstmals ein Investor den Vorschlag zur Installation einer Straßenbeleuchtung in Norden. Für 100 Taler sollte der Neue Weg mit vier Lampen ausgestattet werden. Aufgrund der knappen Stadtkasse scheiterte das Vorhaben jedoch bereits an der Finanzierung und kam damit über anfängliche Überlegungen nicht hinaus.[1] Es dauerte noch acht Jahre, bis die Idee neu aufgriffen und schließlich auch umgesetzt wurde. Für die Realisierung der Pläne wurde eine eigens hierfür gegründete städtische Kommission (Beleuchtungskommission) zuständig. Schon früh nach dem Start der nächtlichen Beleuchtung stellte sich heraus, dass die veranschlagten Kosten weit überschritten werden, sodass kritische Stimmen laut wurden, die Mitglieder der Kommission sollten hierfür persönlich haften. Die jährlichen Kosten für den Unterhalt der Beleuchtung bzw. Heranschaffung des Brennmaterials beliefen sich auf gut 300 Taler.[3]
Die Stadt wandte sich daher an die Landdrostei Aurich (Vorläufer der Regierungsbezirke) und bat dort um finanzielle Unterstützung, wurden jedoch abgewiesen. Stattdessen wurden die Kosten auf den Jahreshaushalt des Folgejahres umgewälzt, sodass die anfänglich 40 mit Rapsöl betriebenen Laternen im Stadtgebiet weiter betrieben werden konnten.[3][4][5] Die Zahl blieb aufgrund der klammen Stadtkasse lange Zeit nahezu unverändert. Hinzu kam eine Verteuerung des Ölpreises. Am 26. September 1855 beschloss der Rat der Stadt Norden schließlich, ein Großteil der Laternen vorläufig nicht mehr zu befeuern, um den städtischen Haushalt zu schonen.[3][4] Eine kostengünstigere Alternative zum Öl bot sich schließlich ab 1868 bzw. 1869 mit der Umstellung auf das wesentlich preiswertere Petroleum, sodass die Zahl der Laternen weiter ausgebaut werden konnte. 1890 gab es noch 98, 1896 waren es schon 130.[4][6]
Im späten 19. Jahrhundert wurde Gas durch die zunehmend automatisierte und industrialisierte Förderung immer erschwinglicher. 1896 kamen es daher zum Bau eines Gaswerks, wodurch sich die Stadt sowohl bessere Kosteneffizienz als auch Mehreinnahmen durch Nebenprodukte erhoffte.[1] Auch die Straßenbeleuchtung wurde seitdem mit dem günstigeren Stadtgas betrieben.[1][7] Ermöglicht wurde die Umstellung durch die Entwicklung des sogenannten Glühstrumpfes, mit dem es möglich war, ein besonderes Gas-Luft-Gemisch zum Weißglühen zu bringen.[4]
Mit Strom wurde die Straßenbeleuchtung erst wesentlich später betrieben, obwohl die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von verschiedenen europäischen Forschern erfundene elektrische Glühbirne 1879 soweit von Thomas Edison verbessert wurde, dass sie zum kostengünstigen Einsatz als Straßenbeleuchtung hätte genutzt werden können. Norden erhielt jedoch erst 1914 einen Anschluss an die Stromversorgung, sodass die Laternen noch bis dahin mit Gas betrieben wurden. Die Umstellung führte auch zur Installation einer Fernzündung, wodurch der letzte Laternenanzünder, der alte Goldenstein, nach Vollendung der Automatisierung am 27. Juli 1914 - einen Tag vor Kriegsbeginn - in den Ruhestand geschickt werden konnte.[6] Einen Sonderfall bei der elektrischen Beleuchtung stellte die Firma Doornkaat dar, die bereits seit dem 4. Juni 1885 ihr Betriebsgelände mit 50 Glühbirnen beleuchten ließ.[8]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 2
- ↑ Geschichte der Straßenbeleuchtung, abgerufen am 25. November 2021
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 293
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Canzler, Gerhard (1989): Norden. Handel und Wandel, Norden, S. 294
- ↑ Canzler, Gerhard (1997): Alt-Norden, Weener, S. 156
- ↑ 6,0 6,1 Stadtwerke Norden (2021): Zeitreise in Text und Bild. 125 Jahre Stadtwerke Norden, Norden, S. 3
- ↑ Geschichte der Stadtwerke Norden, abgerufen am 22. Juli 2021
- ↑ Canzler, Gerhard (2002): Doornkaat. Eine Firmenchronik, Norden, S. 54